Buchcover Die Bande vom Lande. Aufruhr im Stall

Lamm Mähximilian, Lama Raama und Angoraziege Bockser leben auf ihrem Bauernhof und werden ständig...

Rezensiert von Tina Gürth

Fuchsalarm auf dem Bauernhof! Endlich können Lamm, Lama und Ziege zeigen, was in ihnen steckt, denn die drei wolligen Freunde werden von den anderen Bauernhoftieren fies geärgert. Es ist also an der Zeit, sich mehr Respekt zu verschaffen, eine Gang zu gründen und als Bande vom Lande den Fuchs in die Flucht zu schlagen. Ein tierisch-turbulentes Lese-Abenteuer – bilderreich, mit viel Klamauk und voller Sprachwitz.

BuchtitelDie Bande vom Lande. Aufruhr im Stall
AutorNathan Luff, übers. v. Ulrich Thiele, illustr. v. Chris Kennett
GenreHumor & Komik
Lesealter8+
Umfang143 Seiten
VerlagLoewe wow!
ISBN978-3-7432-1640-2
Preis14,00 €
Erscheinungsjahr2023

Lamm Mähximilian, Lama Raama und Angoraziege Bockser leben auf ihrem Bauernhof und werden ständig von den anderen Tieren schikaniert. Um sich gegen diese Gemeinheiten zur Wehr zu setzen, beschließen sie, eine Bande zu gründen. Doch ihre Versuche, sich so mehr Anerkennung zu verschaffen, sind zunächst wenig erfolgreich. Dann, während eines nächtlichen Fuchs-Angriffs, bei dem Hühner gestohlen werden, erkennen die drei Freunde ihre Chance, endlich im Rampenlicht zu stehen. Ihr Ziel: den Hühner-Dieb in die Flucht schlagen.
Trotz Lama Raamas cleverer Ideen, wie sich zu tarnen oder ein Eierkatapult zu bauen, verlaufen die ersten beiden Hühner-Rettungsversuche des Trios äußerst chaotisch und es gelingt nicht, die Füchsin von ihren nächtlichen Raubzügen abzubringen. Auch beim dritten Versuch läuft so einiges schief, als die Freunde den Elektrozaun vom Bullengehege stilllegen und dafür den Zaun um das Hühnerhaus unter Strom setzen. Obwohl alles misslingt und die ganze Bande einen Stromschlag abbekommt, wird am Ende das Huhn gerettet und die Füchsin in die Flucht geschlagen.

Bevor die Bande jedoch ihre wohlverdiente Anerkennung auf dem Bauernhof genießen kann, zeichnet sich bereits das nächste Problem für die drei Freunde ab: Der freigelassene Bulle ist auf dem Vormarsch...

„Gemeinsam sind wir stark“ – Das ist der Grundgedanke von Lamm Mähximilians Idee, mit seinen Freunden Lama und Ziege eine Bande zu gründen, um sich gegen die Schikanen der anderen Bauernhoftiere zu behaupten. Ihre große Herausforderung, den Hühnerdieb vom Bauernhof zu vertreiben, meistern sie zwar letztlich erfolgreich, aber insgesamt bleiben die drei ein wahrhaft chaotischer Haufen, bei dem jeder durch seine besonderen (Un-)Fähigkeiten glänzt. Neben Lama Raamas klugen Ideen sind es Mähximilians unermüdlicher Optimismus, Bocksers Eitelkeit und viele von Situationskomik geprägte Zufälle, die dazu führen, dass die Freunde trotz aller Widrigkeiten den Hühnerdieb erfolgreich in die Flucht schlagen.


Das Buch des australischen Autors Nathan Luff bietet durchgängig humorvoll-witzige Unterhaltung, die sich durch Komik auf verschiedenen Ebenen speist wie z.B. Situationskomik oder sprachliche Komik. Maßgeblich dafür sind vor allem auch die gelungenen Illustrationen von Chris Kennett und die von Ulrich Thiele angefertigte Übersetzung, die dafür sorgt, dass der im englischsprachigen Original vorhandene Sprachwitz auch in der deutschen Ausgabe nicht zu kurz kommt.

Auch der Umgang mit dem eigentlich ernsten Thema Mobbing gelingt im Buch auf humorvolle Weise, wenn z.B. die Diskrepanz zwischen Mähximilians vorgestelltem Verhalten und seinem tatsächlichen Handeln in Mobbing-Situationen zeichnerisch eindrucksvoll gegenübergestellt werden. Hier zeigt sich die Stärke des Textes durch die comicartigen Bilder, die in Gedankenblasen Mähximilians Wunschvorstellungen darstellen und zusätzlich abbilden, was tatsächlich passiert. Der Kontrast zwischen vorgestelltem und tatsächlichem Verhalten erzeugt Komik und knüpft außerdem an die Lebenswelt der jungen Lesenden an. Denn der Fall, in dem man in bestimmten Situationen lieber ganz anders reagieren und sprechen würde, als man es dann faktisch tut, ist bestimmt vielen Kindern vertraut.

Auch bei der Umsetzung der Pläne zum Vertreiben des Hühner-Diebs zeigt sich diese Diskrepanz zwischen der Wunschvorstellung und Planung und dem, was dann tatsächlich in der fiktiven Realität an lustigen und chaotischen Missgeschicken passiert.


Mit Mähximilian präsentiert das Buch einen liebenswert-tollpatschigen Protagonisten, der gewiss schnell die Sympathien der jungen Lesenden gewinnt. Die Handlung der Geschichte ist nicht zu komplex, zudem wird sie chronologisch und konsequent aus Mähximilians Perspektive erzählt, was den Leser*innen das Eintauchen in die Geschichte erleichtert. Auch die übersichtliche Kapitelstruktur ist auf die Anforderungen von Leseanfänger*innen ausgerichtet und bietet eine gute Orientierung im Buch. Sprachlich ist der Text für die Zielgruppe 8+ gut zu bewältigen und der häufige Gebrauch wörtlicher Rede sowie direkte Leseranreden motivieren zum Weiterlesen.

Das Buch überzeugt besonders hinsichtlich der witzigen Illustrationen, die schon auf dem Buchcover attraktiv erscheinen. Die Geschichte wird vollständig in comicartigen Bildern präsentiert, die in Blautönen gehalten sind. Die vielen großflächigen Zeichnungen dominieren die Seiten, veranschaulichen Figuren und Handlungsorte und tragen so zum Textverständnis bei. Auch eine große Schrift und abwechslungsreiche Typographie, wie beispielsweise die farbige Hervorhebung von Schlüsselbegriffen, erleichtern das Lesen. Der Textanteil auf den Seiten ist eher gering, wodurch sich auch bei ungeübten Leser*innen ein schneller Leseerfolg einstellen dürfte.


Nathan Luff und Chris Kennett haben mit Die Bande vom Lande (engl. The Nerd Herd) einen aktionsgeladenen Reihenauftakt vorgelegt, der kurzweilige Lektüre verspricht. Das Buch zeichnet sich insbesondere durch seinen einzigartigen Humor aus, während das gelungene Bildkonzept dafür sorgt, dass es auch Leseanfänger*innen unterhalten und begeistern wird.

Das Buch ist der erste Teil einer Reihe, die sowohl für die private Lektüre als auch für den Einsatz in offenen Leseförderformaten wie Lesekisten geeignet ist. Im englischsprachigen Original sind bisher fünf Bände der Serie unter dem Titel The Nerd Herd erschienen.

Neben der kurzweiligen Lektüre bietet das Buch zahlreiche Anknüpfungspunkte für Anschlusskommunikation und produktive Verfahren, die eine humorvoll-unterhaltsame Auseinandersetzung auch mit ernsteren Themen ermöglichen.


Der Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem Thema Mobbing könnte beispielsweise kreativ-zeichnerisch erfolgen, indem die Kinder in Anlehnung an Mähximilian eigene Gedankenblasen gestalten, in denen sie darstellen, wie sie oder eine Figur sich in Mobbing-Situationen gerne verhalten würde. Parallel dazu können sie in Bildern zeigen, wie das tatsächliche Verhalten in solchen Situationen aufgrund von Ängsten oft aussieht. Die offensichtliche Diskrepanz zwischen den beiden Darstellungen, die im Buch für humorvolle Momente sorgt, kann als Ausgangspunkt dienen, um verschiedene Verhaltensweisen in Mobbing-Situationen in der Gruppe zu diskutieren. Die Buchvorlage bietet somit die Möglichkeit, sich auf humorvolle und spielerische Weise diesem ernsten Thema anzunähern.



Der australische Autor Nathan Luff bietet auf seiner Homepage (nathanluff.com.au [Abruf: 15.10.2023]) neben einem Ausmalblatt zur englischen Ausgabe des Buchcovers (Bd.1) auch eine englischsprachige Anleitung zur Erstellung von Buchtrailern. Zusätzlich stellt er spezifisches Material zur Verfügung, das speziell für Lehrkräfte konzipiert ist und zahlreiche Tipps und Themen enthält, die sich gut für die Arbeit mit dem Buch im schulischen Kontext eignen.

So gibt er Hinweise zu Gesprächsanlässen zu verschiedenen Themenbereichen, die an das Buch anschlussfähig sind.

Er schlägt beispielsweise die Auseinandersetzung mit dem Thema sprachliche Ironie vor. Am ‚Augenzwinkern‘ Mähximilians (dt. Ausgabe, S.54-55) könnte untersucht werden, inwiefern Worte nicht das aussagen, was sie eigentlich bedeuten, weil sie ironisch gebrochen werden, indem Mimik, Gestik und Tonfall die Bedeutung von dem, was gesagt wird, verändern können.


Des Weiteren sind kreativ-produktive Auseinandersetzungen mit dem Buch denkbar: So könnten die Kinder Entwurfsskizzen oder Modelle für Fuchs-Abwehr-Katapulte anfertigen. Oder sie könnten sich in Kleingruppen eigene Pläne zur Fuchsvertreibung ausdenken.

Der Spaß sollte hierbei keinesfalls zu kurz kommen, denn wie in der Buchvorlage sollte es erlaubt sein, dass Planung und Umsetzung der Ideen in den ausgedachten Szenen voneinander abweichen und das ein oder andere schiefgehen kann. 


Am Ende des Buches gibt es einen Ausblick auf Band 2, der mit offenen Fragen den Fortgang der Geschichte erwartungsvoll andeutet. Dies lädt dazu ein, eigene Versionen der Fortsetzung zu erfinden und das nächste Abenteuer der Bande mit Spannung zu erwarten.