Buchcover Quest Kids – (K)ein Auftrag für Anfänger

Ned und Gil sind beste Freunde. Als Neds Eltern und Gils Zauberlehrer am gleichen Tag verschwinden,...

Rezensiert von Patrick Taschler

Die Quest-Kids: Das sind Ned, der Anführer, Terra, eine sehr schlaue Elfe, Brocken, ein (zu) netter Felstroll, Gil, ein Zauberlehrling und Ash, ein stinkendes Irgendetwas. Eine chaotische Truppe, die mit Quests ihren Lebensunterhalt verdienen will. Für ihren ersten Auftrag sollen sie eine Bestie mit goldenem Fell finden, diese scheren, um daraus eine Jacke für einen wütenden Drachen zu schneidern. Ein spannendes und sehr lustiges Abenteuer beginnt!

BuchtitelQuest Kids – (K)ein Auftrag für Anfänger
AutorMark Leiknes, übers. v. Kanut Kirches, illustr. v. Mark Leiknes
GenreAbenteuer
Fantasy
Comic & Graphic Novel
Anti-Helden & Schelme
Lesealter10+
Umfang332 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagBastei Lübbe AG
ISBN978-3-8339-0773-9
Preis15,00 €
Erscheinungsjahr2023

Ned und Gil sind beste Freunde. Als Neds Eltern und Gils Zauberlehrer am gleichen Tag verschwinden, ziehen sie los, um herauszufinden was passiert ist. Auf ihrem Weg treffen sie auf die Elfe Terra, den Felstroll Brocken und das Hunde-Schwein-Dings Ash. Als sie mit der Suche jedoch nicht weiterkommen, entscheiden sie sich als Quest-Kids Aufträge anderer Leute zu übernehmen, um sich als echte Helden beweisen zu können.

Für ihren ersten richtigen Auftrag sollen sie einen gefährlichen Drachen davon abhalten, ein ganzes Dorf zu vernichten. Dafür müssen sie erstmal das goldene Vlies des Schicksals finden und dann diese wilde Bestie scheren, um daraus eine Jacke für den Drachen zu schneidern, die Ned ihm versprochen hat.

Aber wo ist die sagenumwobene Bestie überhaupt und wie sieht sie aus? In der legendären Chronik, die im Reich von Elfamor aufbewahrt wird, finden sie die Antworten. Der Weg führt sie weiter durch den Säuresumpf des Verderbens, den unsichtbaren Wald des Wahnsinns und Unklaria. Viele waghalsige Aufgaben warten auf sie! Sie werden viel voneinander und übereinander lernen, sie müssen zusammenhalten und mutig sein. Und vor allem dürfen sie nicht aufgeben. Daher ist Ned sehr darum bemüht, die Gruppe immer wieder zu ermutigen, die Quest nicht abzubrechen und umzukehren.

Am Ende schaffen sie es zwar, die Bestie aufzufinden, aber nicht sie zu scheren. Als noch der Drache dazukommt, scheint die Situation aussichtslos zu sein. Bis sich plötzlich die Titanen entspannen und miteinander sprechen. Vor allem darüber, dass es hart ist, nur als Monster gesehen und ständig Missverstanden zu werden. Auf diese Weise schaffen es Ned und seine Freunde am Ende doch, die Quest zu meistern und das Dorf zu retten, und die Bestie und der Drache werden unzertrennliche Freunde.

Der erste Band des Comic-Romans Quest-Kids: (K)ein Auftrag für Anfänger erzählt mit viel Spannung und vor allem Humor vom Abenteuer und zahlreichen Missgeschicken der Quest Kids. Hierfür wählt der Autor Mark Leiknes die Form und Gestaltung eines Tagebuchs, in welchem Ned den ersten Auftrag erzählt. An sich glauben und nicht aufgeben ist eine der Kernbotschaften des Buches. Am Erzählanfang werden die Protagonist*innen mit ihren Stärken vorgestellt: Ned ist ein Waisenkind und abenteuerlustig, Terra ist vermutlich aufgrund ihrer langen Lebenserfahrung – sie ist 700 Jahre alt – sehr schlau, Brocken sehr stark, ein ausgezeichneter Koch und im Gegensatz zu anderen Felstrollen ein besonders freundlicher Typ, Gil ein Zauberlehrling und Ash fürsorglich und treu. Man hat sofort das Gefühl, sie alle zu kennen. Der Comic-Roman versteht es besonders gut, Figuren zu präsentieren, die, wie die angesprochenen Leser*innen selbst, noch auf dem Weg sind, ihre Rolle im Leben und in der Gesellschaft zu finden. Auf diese Weise ermöglicht Leiknes‘ Erzählung eine altersgerechte Identifikation mit den Figuren.

Untermalt wird die Geschichte mit unzähligen, sehr lustigen, comicartigen schwarz-weiß Zeichnungen des Autors selbst. Dadurch ist es möglich, noch besser in das Geschehen einzutauchen und sich ein Bild der einzelnen Figuren zu machen. Rückblicke werden in Gedankenblasen und Dialoge stets als Comic-Vignetten dargestellt. Diese ständige Abwechslung zwischen Fließtext und zahlreichen Illustrationen belebt die Geschichte und erleichtert die Lektüre.

Die Kapitel sind kurz und die Textkomplexität eher einfach. Der Übersetzer Kanut Kirches hat den Wortwitz des Buches aus dem amerikanischen Englisch gekonnt ins Deutsche übersetzt. Wichtige Schlagwörter sind fett hervorgehoben und tragen zu einem besseren Verständnis der einzelnen Szenen, insbesondere der slapstickartigen Komik bei. Das Buch ist für die Altersgruppe 10+ sicherlich passend, durch seine 332 Seiten aber eher für ausdauernde oder geübte Leser*innen zu empfehlen. 

Umrahmt wird die Geschichte von einem Vor- und einem Nachwort eines fiktiven Herausgebers, J.B. Lücostoothé, der 1947 in einer Höhle der nördlichen Schweiz einen uralten Text gefunden, rekonstruiert und zu diesem Abenteuer zusammengefügt hat. Außerdem ergänzt Herr Lücostoothé die Geschichte mit mehreren Informationsblöcken (z.B. S. 112-117 oder 162-164), wo die Leser*innen zusätzliche Informationen zum Questen, dem Kartenlesen und zu den Figuren erhalten. Im Nachwort ist auch noch von zusätzlichen Quests die Rede. Dies gibt Hinweise auf einen zweiten Band, der in englischer Sprache als Quest Kids and the Dark Prophecy of Doug bereits erschienen ist.

Quest-Kids: (K)ein Auftrag für Anfänger ist für alle fortgeschrittenen Leser*innen von Comic-Romanen, Fantasyabenteuern und Antiheldenromane ein Muss! 

Quest-Kids eignet sich vor allem als Lesefutter für die Freizeitlektüre, für freie Lesezeit in der Schule, für schulische Buchpräsentationen oder auch für Lesekisten zum Thema Abenteuer/Fantasy, (Anti)Helden, Mutig sein. Und findet deshalb seinen Platz sowohl in jeder öffentlichen als auch in jeder Schulbibliothek.

Weiter ermöglicht die Geschichte im Literaturunterricht eine Auseinandersetzung mit dem Thema Abenteuer-, Fantasie- und Heldengeschichten und auch einen Vergleich mit mittelalterlichen Epen wie z.B. „König Laurin“: Wie sind Abenteuererzählungen aufgebaut und was macht wahre Helden aus?

Im Rahmen der gesellschaftlichen Bildung oder der Persönlichkeitsentwicklung kann anhand der Protagonist*innen dieses Buches außerdem reflektiert werden, wie wichtig es ist, an sich und an seine eigenen Stärken zu glauben, mutig zu sein bzw. nicht den Mut zu verlieren, auch wenn manchmal alles schief zu laufen scheint. Und dass man sich untereinander stets unterstützen sollte, um seine eigenen und auch die gemeinsamen Ziele zu erreichen.

Quest-Kids kann durch seine humorvolle und moderne Herangehensweise junge Leser*innen auch dazu motivieren, eigene Abenteuer- und Fantasiegeschichten zu schreiben.

Leser*innen, die Freude an Quest-Kids gefunden haben, können auch Fart Quest - Das Abenteuer für Gaming-Fans von Aaron Reynolds (Schneiderbuch 2022) oder Loki. Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) von Louie Stowell (Hanser 2022) lesen. Auch in diesen Büchern wird auf spannende und humorvolle Weise erzählt, wie die Protagonist*innen über sich hinauswachsen müssen, um Quests zu lösen, die es ihnen ermöglichen, letztendlich ihr Ziel zu erreichen.