Buchcover Boy from Mars. Auf der Jagd nach der Wahrheit

Jonto ist im Jahr 2099 zwölf Jahre alt und lebt in einer privilegierten Kolonie auf dem Mars. Als...

Rezensiert von Dr. Eva Maus

Mit der durch Klimawandel und Kriege gezeichneten Erde hatte Jonto bisher wenig zu tun. Doch nach dem Tod seines Opas, muss er die privilegierte Marskolonie verlassen und kann nur hoffen, dessen (angebliche?) revolutionäre Erfindung aufzuspüren, um sich eine Rückkehr zu verdienen. Aber hinter dem Generator ist auch eine mächtige Tech-Firma her... Schwer zu sagen, was an Boy from Mars mehr fesselt: das realistische Zukunfts-Szenario oder die spannende Abenteuergeschichte.

BuchtitelBoy from Mars. Auf der Jagd nach der Wahrheit
AutorChristian Linker
GenreScience Fiction
Lesealter12+
Umfang288 Seiten
Edition1
Verlagdtv
ISBN978-3423764681
Preis15,00 €
Erscheinungsjahr2023

Jonto ist im Jahr 2099 zwölf Jahre alt und lebt in einer privilegierten Kolonie auf dem Mars. Als sein Opa stirbt, muss er allerdings zurück auf die Erde – zu einer Mutter, die er kaum kennt. Zudem ist die Erde gezeichnet von Klimawandel und dadurch ausgelösten verheerenden Kriegen. Jontos einzige Hoffnung: Sein Opa hat ihm von seiner revolutionären Erfindung erzählt, die er auf der Erde zurücklassen musste und die die Menschheit retten könnte. Auch wenn sonst niemand an die Existenz dieser Erfindung – einem Supergenerator – glaubt, will Jonto sie unbedingt finden und damit so reich werden, dass er wieder auf den Mars kann.

Auf der Erde staunt Jonto über die Weite des Horizonts und die Auswirkungen der extremen Jahreszeiten, das bescheidene, aber an die klimatischen Verhältnisse angepasste Leben in einem wackeligen Frieden und das Meer, das weite Teile des ehemaligen Landes überflutet hat. Dort, unter dem Meer, vermutet er auch die wertvolle Erfindung. Um zu ihr zu kommen, schließt er sich einer plündernden Jugendgruppe an, mit deren Mitgliedern er langsam Freundschaften schließt. Doch auch eine mächtige Tech-Firma ist auf der Suche nach dem Supergenerator, was zu einem gefährlichen Wettlauf führt und zum Aufdecken brisanter Geheimnisse aus der Vergangenheit.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Boys from Mars bezieht seine Spannung zunächst vor allem aus der Faszination einer Welt der relativ nahen Zukunft im Jahr 2099. Stück für Stück erfahren Lesende, unter welchen Umständen Jonto groß geworden ist und wie es auf der Erde aussieht: Die Marskolonie, Jontos bisherige Heimat, ist nur für reiche Menschen zugänglich, die alle streng überwacht werden. Dafür ist das Leben dort sicher, sauber und friedlich. Auf der Erde tobten dagegen zwei große Klimakriege, ausgelöst durch die Folgen eines voranschreitenden Klimawandels. Inzwischen hat sich ein wackeliger Frieden etabliert, Deutschland ist ein Teil eines Europäischen Staates geworden, die Jahreszeiten bestimmen durch extreme Wetterlagen das Leben, Fleischessen ist verboten und vor den Küsten liegen gestrandete, ehemals schwimmende Städte. Das Buch ist voll solcher Details, die faszinieren, weil sie realistisch erscheinen und weder utopisch noch ausschließlich dystopisch sind. Zudem gelingt es dem Autor Christian Linker , ohne längere Erklär-Sequenzen sein Zukunftsszenario lebendig werden zu lassen.


Zusätzlich begeben sich Lesende auf eine klassische Abenteuergeschichte, die für Jonto mehr als einmal lebensgefährlich wird und nicht nur die Vergangenheit seiner eigenen Familie ans Licht bringt. Auch hieraus speist sich Spannung, die im Verlauf des Buches immer wichtiger wird und die Faszination für das World-Building mehr und mehr ablöst, wenn das Buch zu einem echten Pageturner wird. 


Jonto eignet sich als Identifikationsfigur, da auch er die (zukünftige) Erde neu kennenlernt und sich im Verlauf der Handlung von einem eher passiven Ausgeliefertsein zu einem starken Helden entwickelt, der gemeinsam mit seinen neuen Freund*innen actionreiche Gefahren besteht, um die Erfindung seines Opas zu retten. Seine Gedanken und Handlungen lassen sich meist gut nachvollziehen. Dass manchmal etwas ein wenig unrealistisch wirkt, lässt sich dabei leicht verzeihen.


Mit einer Seitenstärke von fast 300 Seiten ist das Buch zwar eine Herausforderung für Jungen (und Mädchen) mit schwacher Lesefähigkeit. Wer sich einmal von Boy from Mars und dessen Welt fesselnd lässt, wird aber kaum ein Problem mit der Lesemotivation haben. 


Fazit: Boy from Mars ist ein starker Science-Fiction, der sowohl durch ein gekonntes World-Building, den Bezug zu realen Entwicklungen und der Einbettung einer actionreichen Abenteuergeschichte Jugendliche in seinen Bann ziehen kann.

Das Buch eignet sich insbesondere zum fächerübergreifenden Lernen, da es sich sowohl zum literarischen Lernen als auch zum Nachdenken über Sachthemen sowie moralische Fragen anbietet. Durch die realistisch wirkende Darstellung der näheren Zukunft, die weder schöngeredet noch völlig schwarzgemalt wird, kann auch Klimaangst von Schüler*innen begegnet und bedrückende Nachrichten eingeordnet werden.


Für die private Lektüre, Vielleseverfahren und andere freie Leseformate ist der Titel daher genauso gut geeignet wie als Klassenlektüre. Die Möglichkeit einer Anschlusskommunikation zu evtl. belastenden Inhalten rund um den Klimawandel sollte jedoch immer gegeben sein.


Für Jugendliche, die sich für die Lektüre von Boy from Mars begeistern können, lassen sich weitere sehr gute Science-Fiction zum Weiterlesen empfehlen, die ebenfalls actionreiche Handlung und spannendes wie realistisches Aufbauen eines Zukunftsszenarios miteinander verbinden. Genannt sei in diesem Zusammenhang insbesondere die Ocean City-Reihe von R. T. Acron.