Buchcover Stephan Knösel: Lukas undercover: Wie man alles verbockt und doch gewinnt

Lukas und sein Onkel werden von den Schlägern eines Gangsterbosses im Baumarkt verfolgt, weil der...

Rezensiert von Benjamin Tüngethal

Lukas ist ein kleiner Wirbelwind. Er kommt ganz nach seinem Onkel. Dieser wird allerdings von Gangstern gesucht. Kurzerhand muss die ganze Familie in ein Zeugenschutzprogramm, aber ob der aufgeregte Lukas undercover bleiben kann, was das alles mit einem Krokodil zu tun hat und wie eine alte Lasagne alle rettet, lesen junge Leser*innen am besten selbst nach.

BuchtitelLukas undercover: Wie man alles verbockt und doch gewinnt
AutorStephan Knösel
GenreAbenteuer
Lesealter10+
Umfang190 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagFischer KJB
ISBN978-3-7373-4241-4
Preis12,00 €
Erscheinungsjahr2022

Lukas und sein Onkel werden von den Schlägern eines Gangsterbosses im Baumarkt verfolgt, weil der Onkel Beweise dafür hat, dass der Gangsterboss Giftmüll in Lärmschutzböschungen entsorgt. Die Polizei schickt die gesamte Familie in ein Zeugenschutzprogramm im Saarland. Dort lernt Lukas die kluge Elena kennen, die er aber zunächst nervig findet. Dennoch möchte er nicht, dass sie ihn für langweilig hält, und überlegt sich gemeinsam mit seinem Bruder folgenden Plan: Sie basteln aus einem Surfboard, einem ferngesteuerten U-Boot, einer Handtasche und zwei schwarzen Murmeln ein Krokodil, das vom Onkel gesteuert werden soll. Allerdings kann Lukas nicht – wie geplant – seinen Bruder vor der Krokodilattrappe retten, sondern zieht einen kleinen Hund aus dem Wasser. Die Wirkung ist jedoch dieselbe. Elena mag ihn jetzt.

Bei diesem Manöver verschwindet allerdings der Onkel. Kurzerhand können die Kinder aber sein Handy orten und folgen einer Spur aus Kaugummi in einen alten Bunker mitten im Wald. Dort wird der Onkel von den Schlägern festgehalten. Sie können ihn jedoch mit einer Ringelnatter, einem Lacrosse-Ball, Murmeln und Pupsen (!) befreien. Als die Bösewichte bereits überwältigt sind, kommt die Polizei und nimmt sie fest.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Wie kommt man eigentlich in ein Zeugenschutzprogramm? Bei Lukas undercover erfahren junge Leser*innen, wie so etwas ganz schnell passieren kann. Bereits im Klappentext wird umrissen, was mit Lukas passieren wird. Dem folgt auch das Cover mit einer ansprechend farbenfrohen Optik. Die Neuerscheinung aus dem Fischer Kinder- und Jugendbuchverlag fällt also bereits im Bücherregal sowie bei einer ersten äußeren Betrachtung positiv auf.

Die Erzählung selbst ist in 15-20 Seiten lange Kapitel unterteilt, die immer wieder von sinnvollen Illustrationen unterstützt werden. Sie sind geschickt so gewählt, dass sie unmittelbar die Vorstellungsbilder der Leser*innen unterstützen und häufig auch amüsieren. Zudem wird die Lektüre aufgrund der geringen Textdichte pro Seite und des relativ großen Zeilenabstands sehr erleichtert.

Lukas ist ein authentischer Junge: Er hat viele Flausen im Kopf, ist impulsiv und kreativ. Um sich die Gangster vom Hals zu halten, die seinen Onkel und ihn anfangs im Baumarkt verfolgen, versprüht er vor ihnen eine Schmieröldose, damit sie ausrutschen. Er ist jemand, der gerne im Mittelpunkt steht und deshalb ist das Leben im Zeugenschutzprogramm auch so schwer für ihn. Er glaubt, wenn die Polizei ihn mit Handschellen und Blaulicht vor der Schule abführe, könne er an der neuen Schule gleich wieder das alte Schelmenimage erlangen. So einfach ist es natürlich nicht, aber Lukas findet immer wieder Wege, um heimlich ein paar Coups zu starten. Dabei bleiben seine Gedankengänge für Leser*innen durchweg nachvollziehbar und kindlich ohne kindisch zu sein. Das zeigt sich auch in seiner Sprache und den Formulierungen der Erzählung.

Meist werden kurze Hauptsätze mit wenig Nebensatzkonstruktionen verwendet. Hinzukommen aber auch noch diverse authentisch jugendsprachliche Formulierungen wie „null begeistert“ S. 31, „megahappy“ S. 43, „Vollkatastrophe“ S. 44, „Lappen“ S. 50 und „furzgeschädigt“ S. 170. Insgesamt ist Lukas also ein Junge, mit dem sich junge Leser*innen schnell und leicht identifizieren können. Seine Sprache ist tatsächlich die eines frühreifen Teenagers und seine Ziele respektive der Weg dorthin sind, durch die Augen des Jungen betrachtet, quasi alternativlos.

Nach der Verfolgungsjagd zu Beginn des Textes passieren immer wieder lustige Situationen, deren rasche Abfolge Leser*innen motivieren und Spannung aufbauen. Insbesondere kindgerecht ist der Humor, wenn beispielsweise die Entführer des Onkels mit einem Lacrosse-Ball und einer völlig ungefährlichen Schlange erschreckt werden, sodass Lukas‘ Bruder einen entwaffnenden Pups ablassen kann, der den Entführer vernebelt. („Er hatte aber noch einen Fehler gemacht: Weil er sich nach vorne gebeugt hatte, waren jetzt sein Gesicht und Bernhards Po auf gleicher Höhe – und in diesem Moment konnte Bernhard endlich seinen eingeklemmten Pups rausknattern.“ S. 169) Mit diesem leicht fäkalisierten Humor lassen sich junge Leser*innen durchaus begeistern.

Eine Erwähnung soll an dieser Stelle auch die Verarbeitung moderner Medien finden. Unter dem Video, das von Lukas‘ ‚Krokodilabwehr‘ gedreht wurde, entstehen schnell zwei Lager, die sich mit Kommentaren anfeinden. Aber auch das Filmen mit dem Smartphone selbst ist ein wichtiger Teil der Handlung; so nutzt Lukas eine selbsterstellte, unscharfe Aufnahme, um den Stadtbewohner*innen zu beweisen, dass das Krokodil nicht mehr im See ist, damit alle beruhigt baden gehen können. Der Umgang mit dem Smartphone ist für junge Leser*innen allgegenwärtig und hat demnach auch in der Lektüre Berechtigung. Und nicht nur das! Es wird sogar als wichtiges Handlungselement verarbeitet. Das eröffnet freilich auch bei Leser*innen eine möglicherweise kritische Wahrnehmung gegenüber Aufzeichnungen, die sie selbst produzieren oder konsumieren.

Abschließend ist zusammenzufassen, dass Lukas undercover eine Lektüre ist, die sowohl einen authentischen männlichen Protagonisten hat als auch seine Leser*innen mit einer (im Zeichen von Kevin - Allein zu Haus) lustigen und spannenden Handlung in eingängiger Sprache beglückt.

Trotz der erwähnten medienpädagogischen Ansätze eignet sich die Lektüre am besten für eine Klassenbibliothek oder privates Lesevergnügen. Allerdings kann die Lektüre auch Grundlage einer Unterrichtsdiskussion zum Umgang mit Medien sein.

Die Lektüre benötigt keine Hintergrunderläuterungen und ist in eingänglicher Sprache verfasst, demnach eignet sich das Buch ebenfalls für die Privatlektüre. Hier kann die Antolin-App eingesetzt werden, auf der der Titel bereits gelistet ist. Der angekündigte zweite Band könnte dann sogar zum Weiterlesen motivieren.