Buchcover Kami Garcia: Teen Titans. Beast Boy – Jetzt wird‘s wild

Ende der Schulferien und das letzte Schuljahr steht bevor. Aber Garfield Logan steht diesem mit...

Rezension von Barbara Reidelshöfer

Klein, langweilig, unerreichbare Träume – so empfindet der siebzehnjährige Garfield Logan sich und sein Leben. Aber eines Tages verändert eine Chili-Schote sein Leben... Seine plötzliche Beliebtheit birgt neue Unsicherheiten: Wem kann er nun vertrauen? Was passiert auf einmal mit ihm und seinem Körper? Wer ist er wirklich?

Mit Teen Titans. Beast Boy – Jetzt wird’s wild wird das Coming-of-Age des Superhelden spannend, lebensnah und unterhaltsam erzählt. Ein leicht zugänglicher Cross-Over-Comic, der nicht im Buchregal liegen bleiben wird

BuchtitelTeen Titans. Beast Boy – Jetzt wird‘s wild
AutorKami Garcia
GenreComic & Graphic Novel
Lesealter14+
Umfang181 Seiten
VerlagPanini
ISBN978-3741621185
Preis16,99 €

Ende der Schulferien und das letzte Schuljahr steht bevor. Aber Garfield Logan steht diesem mit großen Zweifeln bevor, denn seine Bucket-Liste für das Abschlussjahr kreist um einen unerreichbaren Punkt: Alana Simone zur Freundin zu gewinnen. Dafür will er vor allem sein Äußeres optimieren, was sich bereits zu Beginn der Handlung als unmöglich herausstellt: Denn alle Mühen und Versuche, Muskeln anzutrainieren und endlich cool zu wirken, schei-tern kläglich. So hadert Garfield mit seinem Aussehen. Er fühlt sich als Außenseiter, der kei-nerlei Begabungen hat und von niemandem beachtet wird, obwohl er mit Stella und Tank zwei echte Freund*innen an der Seite hat. Aber die Zugehörigkeit zu Mikes Gang ist sein großes Ziel. Einmal im Mittelpunkt stehen und von allen bewundert werden, sein Traum. Als sich ihm die Gelegenheit bietet, seinen Mut zu beweisen, zögert er nicht: Unverhofft gewinnt er den Chili-Contest und erlangt damit die Aufmerksamkeit, nach der er sich so lange gesehnt hat. Selbst Alana, die ihn bisher keines Blickes gewürdigt hat, ist von ihm beeindruckt. Doch die Chilischote hat auch seltsame Auswirkungen: Garfield wächst über Nacht gewaltig, seine Muskeln explodieren nahezu und beim Sport legt er ungeahnte Kräfte an den Tag: Beast Boy ist geboren! Aber in der Clique Mikes dreht sich die Stimmung schnell wieder, aus der ersten Bewunderung wird Neid und eine neue Mutprobe wird fällig. Garfield beschließt wagemutig, ein Selfie mit der Python der East Georgia University zu schießen. Seine Freund*innen Stella und Tank versuchen zwar, ihn von dem illegalen und gefährlichen Vorhaben abzuhalten, aber Garfield interessiert sich nur noch dafür, seinen frisch gewonnenen Ruhm aufrecht zu erhal-ten. Beim nächtlichen Einbruch in das Universitätslabor entdeckt er nicht nur die legendäre Python, sondern auch geheime Tierversuche. Die Pythonschlange kann aus ihrem Käfig ent-kommen und legt sich als Würgeschlange um Beast Boy, der sich davon aber nicht sonderlich beeindrucken lässt, sondern noch alle Tiere befreit, bevor er mit der Python und einem Affen flüchtet. Am nächsten Tag erzählt er alles stolz seinen neuen Freunden. Mike, der Garfields neuen Ruhm nicht erträgt, verrät die illegale Aktion. Beast Boy steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten, von denen er diejenigen, die bis weit in seine Vergangenheit zurückweisen, noch nicht einmal ahnt... 

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Mit Teen Titans: Beast Boy – Jetzt wird´s wild liegt ein Comic vor, der für unsere Zielgruppe der leseschwachen, bildungsfernen, medienaffinen Jugendlichen wie gemacht ist: Die Coming-of-Age-Geschichte um den Heranwachsenden Garfield Logan zeigt auf unterhaltsame, kurzweilige und durchaus spannende Weise die Probleme eines gewöhnlichen Teenagers, der davon träumt, gutaussehend, sportlich und anerkannt zu sein. Sein Leben ist zu Beginn der Geschichte ganz normal: Er wächst in einer intakten Familie auf, scheint ein durchschnittlicher Schüler zu sein und hat zwei enge Freund*innen, mit denen er Spaß hat und die ihn so akzeptieren, wie er ist. Wären da nur nicht seine Träume, endlich auch einmal der Mittelpunkt zu sein! Einmal von der Schulschönheit Alana beachtet zu werden! Und endlich muskelbepackt im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen! 

So bieten sich genügend mögliche Anknüpfungspunkte an die Lebens- und Gedanken- wie Gefühlswelt der jugendlichen Leser*innen, die in Gar (oder auch in seiner coolen, im Tierschutz engagierten Freundin Stella) schnell eine Identifikationsfigur finden werden. 

Man begibt sich gern auf die Heldenreise mit dem Sympathieträger, den man nach und nach in kurzen Episoden kennenlernt. Diese veranschaulichen einerseits seinen Alltag unterhaltsam, machen andererseits aber auch deutlich, wie stark sein Leidensdruck ist. So fiebert man förmlich mit, als Gar die erste Mutprobe annimmt und eine höllisch scharfe Chilischote verschlingt – die hier verwendeten expressiven Bilder und das Auflösen der bis dahin eher klassischen Panelanordnung visualisieren eindrücklich die Wandlung zum “Beast Boy”.  

Die verschiedenen Text- wie Bildsignale, dass etwas Übernatürliches mit Gar vorgeht, das bereits vor der Mutprobe einsetzt, und je nach Aufmerksamkeitsgrad der jugendlichen Leser*innen beim Lesen entdeckt werden kann, verstärken sich immer mehr, bis Gar sich schließlich wirklich in eine Bestie verwandelt. Diese Entwicklung wird linear erzählt, sodass sie auch für leseschwache Schüler*innen gut nachvollziehbar ist. Ein überschaubares Figurenarsenal, ein Setting, das wie die Probleme der Hauptfigur an die Alltagswelt der Leserschaft anschließt, und ein straffer Handlungsbogen, der sich in insgesamt 17 Kapiteln zu einem Happy End entwickelt, unterstützen den Lesefluss ebenso wie die eingängigen, aber doch präzisen Illustrationen des Teams um Gabriel Picolo.

Dessen Zeichenkunst wird bereits im starken Cover deutlich, das sofort Jungen (wie Mädchen) anspricht und zum Blättern im Comic verführt. Beast Boy Kenner werden durch die monsterartige grüne Pranke wissen, dass es sich um eine weitere Adaption aus dem Superhelden-Universum handelt; Neulinge werden dagegen durch die Kombination mit dem Titel darauf aufmerksam. Gerade der Untertitel Jetzt wird's wild verspricht zusätzlich Spannung, die durch den Assoziationen auslösenden Krallenabdruck noch verstärkt wird.

Diese Spannung baut sich beim Lesen des Comics weiter auf, der aber nicht nur damit überzeugt, sondern auch durch eine dem Genre angemessenen Figurenzeichnung. V.a. der Protagonist Gar, aber auch dessen Freundin Stella werden so darstellt, dass sie viel Raum für Identifikation bereitstellen. Immer wieder wird in den Dialogen auch auf Probleme rekurriert, die über das Superheldenuniversum hinausreichen und die gesellschaftlichen Umstände, Alltagsprobleme und Gefühlswelt der Jugendlichen aufgreifen und somit auch zum Nachdenken anregen können. Kurz erwähnt seien in diesem Zusammenhang die Tierschutzthematik, die über Stella immer wieder fokussiert wird, ebenso wie die nach und nach zum Vorschein kommende Legasthenie Tanks, dem engsten Freund Gars. 

Diese dominieren die Verwandlungsgeschichte Gars jedoch nicht. Im Mittelpunkt des Comics steht sein Coming-of-Age, das in der Wandlung und Zähmung der Bestie besteht und in der Selbsterkenntnis des Heranwachsenden endet, dass er nun weiß, was er könne. Ein Happy-End, das nach viel kurzweiliger und unterhaltsamer Spannung und Action vielleicht sogar Lust auf den Nachfolgeband Beast Boy liebt Raven macht!

Besonders gut lässt sich Teen Titans. Beast Boy - Jetzt wird´s wild in leseanimierenden Verfahren wie bspw. Bookslams, Bookdating oder (digitalen) Buchvorstellungen einsetzen. Nicht zuletzt deswegen sollte der Comic in keiner Schulbibliothek bzw. öffentlichen Bibliothek fehlen. 

Auch in einer Unterrichtssequenz über (Super)helden bzw. Comics / Graphic Novels könnte man auf Ausschnitte zurückgreifen, um die Schüler*innen mit Besonderheiten des visuellen Erzählens vertraut zu machen bzw. die (Super-)heldendarstellung untersuchen zu lassen.

Zur Privatlektüre kann der Roman v. a. Schüler*innen empfohlen werden, die sich bisher noch nicht an komplexe Bücher wagen oder generell nicht lesen. Durch das Comicgenre werden auch leseferne Jugendliche angesprochen, der Superheldenkontext dürfte zusätzlich diese Zielgruppe zum Lesen motivieren.