Rezension von Maria Nowotnick
Der 14-jährigen Waisenjungen Krabat hat einen immer wiederkehrenden Traum, der ihn dazu auffordert, in die sagenumwobene Mühle im Koselbruch nach Schwarzkollm zu kommen. Also macht dieser sich eines Tages auf den Weg dorthin. Der unheimlich erscheinende Meister, der zusammen mit elf Müllerburschen in der Mühle lebt, macht Krabat zu seinem Lehrling und übernimmt damit die komplette Macht über ihn...
Buchtitel | Krabat |
Autor | Otfried Preußler |
Genre | Horror & Grusel |
Lesealter | 12+ |
Umfang | 350 Seiten |
Edition | 10. Auflage |
Verlag | Deutscher Taschenbuch Verlag |
ISBN | 978-423-25281-2 |
Preis | 9,20 € |
Der 14-jährigen Waisenjungen Krabat hat einen immer wiederkehrenden Traum, der ihn dazu auffordert, in die sagenumwobene Mühle im Koselbruch nach Schwarzkollm zu kommen. Also macht dieser sich eines Tages auf den Weg dorthin. Der unheimlich erscheinende Meister, der zusammen mit elf Müllerburschen in der Mühle lebt, macht Krabat zu seinem Lehrling und übernimmt damit die komplette Macht über ihn. Knochenharte Arbeit, aber freundliche Burschen erwarten Krabat. Als die Probezeit vorbei ist, wird er in die Schwarze Schule aufgenommen. Von da an verfolgen ihn Träume und Visionen, in denen er erkennt, dass er ein Gefangener des Meisters geworden ist. Er lernt die Macht der Zauberkunst kennen und verliebt sich eines Nachts in den Gesang eines ihm unbekannten Mädchens. Diese Liebe verhilft ihm später dazu, sich aus den teuflischen Fängen des Meisters zu befreien. Denn in der Mühle im Koselbruch zählt nicht nur jedes Lehrjahr soviel wie drei Lebensjahre, es gehen auch unheimlich Dinge vor sich und in jeder Silvesternacht scheint einer der Müllerburschen sein Leben für den Meister lassen zu müssen.
Krabat erwachte in Schweiß gebadet. Er warf die Decke weg, riss sich das dampfende Hemd vom Leibe. Dann trat er ans Bodenfenster und blickte hinaus. Der Weihnachtsmorgen war angebrochen, es hatte geschneit in der heiligen Nacht – und er sah eine frische Fußspur, die führte zum Koselbruch.
Als er zum Brunnen ging, um sich zu waschen, kam Michael des Weges: mit Hacke und Schaufel. Gebückt ging er, schleppenden Schrittes, fahl im Gesicht. Als Krabat ihn ansprechen wollte, winkte er ab. Sie verstanden sich, ohne dass zwischen ihnen ein Wort fiel. Seither war Michal wie umgewandelt. Er schloss sich von allen anderen und Krabat ab, selbst von Merten. Wie eine Wand stand es zwischen ihnen und ihm, als sei er schon weit entrückt.
So kam der Silvesterabend heran. Der Meister war seit dem Morgen verschwunden, er zeigte sich nicht. Die Nacht brach herein, die Mühlknappen gingen zu Bett. Krabat, obgleich er beschlossen hatte, sich wach zu halten, schlief ein wie die anderen auch. Um Mitternacht wurde er wach und begann zu lauschen. Ein dumpfes Gepolter im Haus – und ein Schrei – dann Stille.
Merten, der Bär mit den breiten Schultern, begann wie ein Kind zu schluchzen. Krabat zog sich die Decke über die Ohren, verkrallte die Finger im Strohsack und wünschte sich, tot zu sein.
(S. 221f)
Krabat ist nicht nur Otfried Preußlers spannendster Roman, sondern auch einer der erfolgreichsten und spannendsten Jugendromane überhaupt. Nicht ohne Grund wurde er mehrmals verfilmt und vertont. Jeder, der sich gern ab und zu in die Welt des Übernatürlichen und Unheimlichen begibt, sollte dieses Buch unbedingt lesen.
Das Schreckliche tritt in Krabat in Form der Schwarzen Magie und eines unheimlichen und scheinbar allmächtigen Meisters in einer noch unheimlicheren Mühle inmitten der Lausitz auf. Die Handlung basiert auf einer sorbischen Volkssage und spielt in einer dunklen und unheimlichen Zeit. Der 14-jährige Waisenjunge Krabat begibt sich unbewusst aber selbstständig mitten in diese unheimliche Welt, in der er schnell erkennt, dass er aus ihr nicht so leicht entkommen kann. Klassische Horrormotive der Schwarzen Magie werden hier ausgeweitet auf die Ungewissheit, ob man dieser entkommen kann oder ihr vielleicht selbst mächtig wird.
Die Stimmung des Romans ist durchgehend unheimlich und dunkel und wird höchstens durch die Entwicklung der Freundschaften unter den Müllerburschen unterbrochen. Die Schwarze Magie ist ebenso präsent wie der unheimliche Meister, der einen Pakt mit Gevatter Tod geschlossen hat. In jeder Silvesternacht opfert er einen seiner Burschen, um selbst auf ewig jung zu bleiben. Das wiederum trägt dazu bei, dass die Jungen in ständiger Angst um ihr Leben oder das ihrer Freunde sein müssen und dass sie sich mehr oder weniger damit abfinden, dem Meister vollkommen ausgeliefert zu sein.
Ein Jahr in der Mühle entspricht drei Jahren in der Außenwelt. Somit versetzt der Autor die Handlung in eine durchweg phantastische Welt, in der regelmäßig Grenzen überschritten werden und das Unheimliche allgegenwärtig ist. So verwandeln sich die Burschen z. B. regelmäßig in Raben, wenn sie sich auf die Suche nach einem neuen Lehrling machen.
Die Geschehnisse im Dorf wiederum entsprechen der Realität. Krabat trifft dort auf Kantorka, in deren Gesang er sich eines Nachts verliebt. Nur durch die Kontrolle seiner Gedanken gelingt es ihm, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Die Realität und die phantastische Welt verschmelzen so miteinander.
Durch die Liebe zwischen Kantorka und Krabat und dem Zusammenhalt der Jungen wird es am Ende möglich, den Horror aufzulösen. Kantorka kann Krabat ohne ihn zu sehen unter den zwölf Burschen identifizieren und hat somit die Probe bestanden. Der Meister muss die Jungen gehen lassen und geht samt der Mühle in Flammen auf.
Das Buch im sehr gut lesbaren Großdruck ist aufgeteilt in drei Teile, welche den Lehrjahren Krabats entsprechen. Sie bestehen je aus zwölf bzw. neun Kapiteln, die Kapitellängen sind überschaubar und somit auch für weniger geübte Leser geeignet.
Die Erzählweise ist spannend und teilweise sehr anspruchsvoll, die Sprache aber meistens gut verständlich. Stellenweise kommen altmodische Wendungen und Begriffe vor, die allerdings den Lesefluss nicht unterbrechen. Die lebendige Erzählweise und die ausführliche Beschreibung der Charaktere sowie der unheimlichen Begebenheiten machen dieses Buch zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Krabat wird alle jugendlichen Leser noch lange verfolgen.
Otfried Preußlers Roman Krabat ist ein absoluter Klassiker der Jugendliteratur und auch bei Erwachsenen sehr beliebt. Die Geschichte um die sorbische Volkssage ist geeignet für Jungen ab 12 Jahren, da sie viele unheimliche Elemente enthält. Die Freundschaft unter den Müllerburschen spielt eine zentrale Rolle, wodurch die Leser sich mit den Jungen identifizieren und von ihnen lernen können, was Zusammenhalt bedeutet. Krabat ist ein Buch, das sich sehr gut auch zum Vorlesen eignet. Die ganze Familie kann dabei in eine dunkle Welt abtauchen und ist mit Sicherheit gespannt bis zum Ende.
Zu Krabat gibt es mehrere Verfilmungen (die aktuellste und prominenteste ist die von 2008 unter der Regie von Marco Kreuzpaintner) und Hörspiele (2010 im Audio-Verlag erschienen) bzw. Hörbücher (die von 2004 wurde von Otfried Preußler selbst gelesen). Zudem mehrere Unterrichtmaterialien für den Deutschunterricht, etwa:
Buchners Lektürebegleiter Deutsch: Krabat. Lektürebegleiter zu O. Preußlers Krabat. Buchner: 2007.
Comfere, Karin. Otfried Preussler, Krabat, Kopiervorlagen. Oldenburg Wissenschaftsverlag: 2001.
Freund, Winfried. Lektüreschlüssel zu Otfried Preußler: Krabat, Reclam: 2012.
Niklas, Jochen. Texte. Medien: Otfried Preußler: Krabat. Materialien und Arbeitsanregungen. Schroedel Verlag: 2010.