Buchcover Andreas Schlüter und Irene Margil: Fußball-Haie: Spieler gesucht

Der zehnjährige Pedro ist der Jüngste in seiner Berliner Fußballmannschaft und kommt deshalb nie auf...

Rezension von Max Diehm

Spannend und kindgerecht wird dem jungen Leser die Welt des Fußballs präsentiert, die durch den Protagonisten und seine Freunde an den unmittelbaren Erfahrungshorizont der Kinder anknüpft. Sowohl sportbegeisterte Leser als auch solche, die bisher wenig mit Fußball zu tun hatten, werden an den „Haien“ ihren Spaß haben.

BuchtitelFußball-Haie: Spieler gesucht
AutorAndreas Schlüter und Irene Margil
GenreSport
Lesealter8+
Umfang90 Seiten
VerlagFischer KJB
ISBN978-3-596-85633-6
Preis7,99 Euro

Der zehnjährige Pedro ist der Jüngste in seiner Berliner Fußballmannschaft und kommt deshalb nie auf dem Platz zum Einsatz. Auch der Spaß am Spielen auf dem örtlichen Bolzplatz wird ihm von den älteren Raufbolden, die den Platz für sich in Anspruch nehmen, verdorben. Als jedoch der Fußball-Star Jérôme Boateng Pedros Verein besucht, nimmt sich Pedro dessen Rat, man dürfe niemals aufgeben, zu Herzen und schmiedet einen Plan, um sich gegen die Älteren durchsetzen zu können. Pedro beschließt mit den anderen Jungen seines Viertels, eine eigene Mannschaft zu gründen und in einem Spiel um die Vorherrschaft auf dem Bolzplatz gegen die Älteren anzutreten. Nachdem es die Jungen nach ihrer tollkühnen Ankündigung zunächst mit der Angst bekommen, entwickeln sie eine Strategie, wie sie das Spiel doch noch gewinnen können. Im allesentscheidenden Spiel erleben jedoch nicht nur die Gegner, sondern auch Pedro und seine Freunde eine ziemliche Überraschung.

„Hä?“, fragte Max verständnislos, nachdem Pedro ihnen seinen Plan ausführlich erklärt hatte. „Die Nummer eins werden? Hier im Stadtteil? Auf dem Sparri?“

Max drehte sich dabei mit ausgebreiteten Armen um sich selbst, so als ob Pedro diesen Bolzplatz noch nie zuvor gesehen hatte und Max ihm den erst zeigen müsste. „Gegen die Knödel? Bist du irre?“

Bei dem Wort ‚Knödel‘ musste Zachi immer grinsen. Diesen heimlichen Spitznamen hatten sie den Großen verpasst, weil manche von ihnen so muskulöse Beine hatten, als hätte ihnen jemand Semmelknödel in die Waden gestopft. Auch Zachi fand den Plan verrückt, hier auf dem Sparrplatz, dem ‚Sparri‘, mit einer neuen Mannschaft gegen die Großen antreten zu wollen.

„Die machen unsch tschu Hackfleisch!“, befürchtete er.

„Quatsch!“, widersprach Pedro. „Wir müssen nur die Besten der Besten zusammenbekommen. Und ihr seid die beiden Ersten!“

Max und Zachi starrten Pedro ungläubig an. Sie wussten nicht so recht, ob Pedro das ernst meinte oder ob er jetzt völlig übergeschnappt war.

„Fußball-Haie: Spieler gesucht!“ ist besonders für Jungen ab 8 Jahren, die sich für Fußball interessieren, zu empfehlen. Auch bisher noch ungeübte Leser werden mit diesem Buch keine Schwierigkeiten haben, da es sowohl von der Handlung als auch von der Gestaltung einfach zugänglich ist. Die Erzählweise ist gut nachzuvollziehen und ganz auf den Protagonisten Pedro konzentriert, der dem Leser eine ideale Identifikationsfigur bietet. Die Kapitel sind übersichtlich und erleichtern den Zugang durch eine große, gut lesbare Schrift. Die Sprache ist einfach gehalten. Zusätzlich wird die Erzählung durch die farbenfrohen Illustrationen von Michael Vogt unterstützt. Nicht nur werden die unterschiedlichen Figuren der Geschichte abgebildet, die den Leser zur Identifikation einladen, auch werden die wichtigen Punkte der Handlung zusätzlich visuell verdeutlicht. Die kindgerechte Gestaltung macht das Leseerlebnis greifbar und anschaulich.
Mit dem Protagonisten wird den Lesern eine Figur präsentiert, mit der sie sich ohne weiteres identifizieren können. Pedro ist zehn Jahre alt, liebt es Fußball zu spielen, hat es jedoch schwer, sich gegen die älteren Spieler in seiner Mannschaft durchzusetzen. Durch ihn und die anderen Jungen werden typische Probleme eines Jungen dieses Alters thematisiert. Nicht nur die Leidenschaft für Fußball, die Suche nach Erfolgserlebnissen und Freundschaft, sondern auch eher simple alltägliche Dinge, die die Jungen beschäftigen, werden angesprochen: nicht so lange spielen zu dürfen, wie man möchte und das Tragen einer Zahnspange. Fußball ist das zentrale Thema dieses Buchs und bestimmt die Handlung um Pedro und seine Freunde. Die Jungen, die nicht auf ihrem lokalen Bolzplatz spielen dürfen, weil die Älteren diesen in Beschlag nehmen, ist der Grundkonflikt, der Pedro dazu veranlasst, seine eigene Mannschaft zu gründen und die Älteren zum Duell herauszufordern. Die Schwierigkeiten, Mitspieler zu finden sowie die Probleme, denen die jungen Fußballer beim Training und der Vorbereitung des Spiels begegnen, steigern die Spannung. Die Handlung gipfelt im finalen, alles entscheidenden Spiel, wie es für Sportgeschichten charakteristisch ist. In diesem sieht es zunächst nach einer Niederlage für Pedros Mannschaft aus, jedoch gelingt es diesen unerwartet den Spieß umzudrehen und die älteren Jungen zu schlagen. Somit hat die Erzählung ein gutes, für den Leser motivierendes Ende und lädt zum Lesen der weiteren Bände der Buchreihe ein.

Das Buch besticht durch seine Nähe zur Lebenswirklichkeit der jungen Leser und zu realen Gegebenheiten, die diesen bekannt sein dürften. So hat der deutsche Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng einen Auftritt und wird zusätzlich noch in einem Steckbrief näher vorgestellt. Darüber hinaus wird die Diversität der deutschen Gesellschaft im Buch angemessen repräsentiert. Am Beispiel des Berliner Stadtteils Wedding zeigt sich die Vielfalt, mit der die Jungen aufwachsen. Pedros Vater stammt aus Brasilien, Mehmet ist der Sohn eines türkischen Dönerbudenbesitzers, macht sich jedoch einen Spaß daraus, Dänisch, die Sprache seiner Mutter, zu sprechen. Tim und Tim sind eineiige Zwillinge, Zachi ist übergewichtig und kann aufgrund seiner festen Zahnspange nicht richtig sprechen. Somit wird „Fußball-Haie: Spieler gesucht!“ einer modernen, offenen Gesellschaft gerecht.

Auch wird den Lesern der Fußball an sich näher gebracht. Der Spieltaktik wird genügend Raum gegeben und das Fachvokabular mit Hilfe eines kleinen Lexikons im Anhang anschaulich erklärt. Dazu findet sich noch einiges an Zusatzmaterial, das dem Leser hilft, über die Lektüre hinaus selbst kreativ zu werden. So gibt es ein Leserrätsel, eine Mannschaftsaufstellung zum Selbstgestalten und Fragen, die zum Nachdenken über den Text anregen sollen.

„Fußball-Haie: Spieler gesucht!“ von Andreas Schlüter und Irene Margil bietet besonders für fußballinteressierte Jungen ab 8 Jahren eine ideale Lektüre, die an die eigene Lebenswirklichkeit anknüpft und interessante Impulse zu (sportlicher) Kreativität bietet.
    

„Fußball-Haie: Spieler gesucht!“ eignet sich nicht nur wunderbar zur individuellen Lektüre. Gerade durch die hilfreichen Zusatzmaterialien bieten sich zu diesem Buch verschiedene gemeinsame Lektüreübungen. Denkbar wäre es, das Buch im Rahmen des Sportunterrichts zu behandeln und mit praktischen Übungen zu verknüpfen, aber auch es im Sportverein, beispielsweise auf einer Freizeit gemeinsam zu lesen und zu besprechen. Die Fragen im Anhang geben Anregungen zu einer interessanten Diskussion in der Gruppe. Auch bietet es sich bei der gemeinsamen Lektüre an, nach jedem Kapitel zu unterbrechen und kreative Zwischenfragen einzuschieben.