Auszeichnung Top-Titel
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Autor*in: Barbara Reidelshöfer
Buchtitel | Sex. Mit nackten Tatsachen durch unsere Kulturgeschichte |
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Autor*in, Übersetzer*in | Elin Hägg; Katharina Erben |
Illustrator*in | Elin Hägg |
Lesealter | 12+ |
Umfang (Seitenzahl) | 107 Seiten |
Edition (Aktuelle Auflage) | 1 |
Verlag | Klett Kinderbuch |
ISBN | 978-3-95470-295-4 |
Preis | 18,00 € |
Erscheinungsjahr d. dt. Erstveröffentlichung | 2024 |
Wer denkt, dass Sexualität erst ein Thema der Moderne ist, der wird in dieser kleinen Kulturgeschichte der Ethnologin Elin Hägg schnell eines Besseren belehrt: In einem chronologischen Streifzug durch die abendländische Geschichte wird gezeigt, wie die Menschen in den verschiedenen Zeiten über Sexualität gedacht haben und welche Vorstellungen prägend für die jeweilige Gesellschaft waren. So informiert das Buch auf lockere, leicht verständliche Art und Weise über wesentliche gesellschaftliche Vorstellungen, Besonderheiten und Skurrilitäten des Liebeslebens von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert. Witzige, teilweise explizite Illustrationen greifen historische Artefakte auf und zeigen so anhand realer Funde, dass Sexualität schon immer eine große Rolle im Leben der Menschen gespielt hat.
Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.
Aufklärungsbücher gibt es viele, aber Sex – Mit nackten Tatsachen durch unsere Kulturgeschichte ist kein Aufklärungsbuch im klassischen Sinn. Denn eigentlich muss man schon wissen, wie das mit dem Sex funktioniert, auch wenn immer wieder durch Infokästen Begriffe wie Penetration, Selbstbefriedigung oder Analsex kurz und sachlich erklärt werden. Aber diese Erklärung dienen immer dazu, Besonderheiten einer jeweiligen Epoche genauer zu verdeutlichen oder um aufzuzeigen, dass bestimmte Ausprägungen der Sexualität, z. B. die Masturbation, bereits seit Jahrtausenden nachweisbar sind, was z. B. an den Olisbos (antike Lederdildos für Kriegszeiten) deutlich wird. Besonders diese kleinen Details aus der Alltags- und Kulturgeschichte machen das Lesen des Buches zu einer spannenden Fundgrube. Auch witzige Informationen wie z. B. der Vorläufer-Gartenzwerg Priapus, der mit großem Penis in den Vorgarten gestellt wurde, oder die Pilgersouvenirs, die als Pilger oder Ritter verkleideten Vulven oder geflügelte Penisse, erstaunen die heutigen Leser*innen und zeigen, dass Sexualität mitnichten immer ein verkrampftes und Tabuthema gewesen ist. So lernt man nebenbei viel über kulturell geprägte Einstellungen und darüber, dass eine Gesellschaft diese prägen, aber auch verändern kann. Elin Hägg greift im Verlauf ihrer Kulturgeschichte immer wieder auf unterschiedliche Quellen zurück, was sich als unterhaltsam und klug erweist. Alte Bücher, Filme, Mythen, Artefakte oder Gemälde zeigen uns viele unterschiedliche Facetten der europäischen Sexualgeschichte.
Wie wir heute über Sexualität sprechen oder sie (er)leben, ist typisch für unsere Zeit, auch wenn wir noch nicht wissen, worüber sich die Menschen in naher Zukunft wundern oder auch entsetzt zeigen werden. Zu dieser Einsicht kommt man beim Blättern und Schmökern im Buch, wobei es kein Durchlesen von vorn nach hinten geben muss (aber kann!). Einfach aufschlagen und los lesen – dazu animieren die bunt gestalten Seiten, die mit humorvollen Zeichnungen und der ein oder anderen abseitigen Information das Interesse ebenso wecken wie die fundierten, verständlich zusammengefassten historischen Zusammenhänge. Sex – Mit nackten Tatsachen durch unsere Kulturgeschichte zeigt einen spannenden und schambefreiten kulturgeschichtlichen Überblick über Sexualität, die Entstehung bzw. die Vorstellung von Männer- und Frauenrollen, die widersprüchliche Sexualmoral der Katholischen Kirche und vieles mehr und bietet so eine für Jugendliche ab 12 Jahren erfrischend andere Möglichkeit des historischen Lernens an einem für wohl alle spannenden Thema!
Sex – Mit nackten Tatsachen durch unsere Kulturgeschichte eignet sich gut für die private Lektüre und für freie Leseformate, da es durch die zugänglichen, oft witzigen Illustrationen dazu einlädt, zu stöbern und zu entdecken. Auch als Recherche-Grundlage für zugegeben etwas speziellere Sachfragen rund um die westliche Kulturgeschichte lässt sich der Titel verwenden.
Interessant könnte es sein, das Buch in einem produktionsorientierten, fächerübergreifenden Projekt um weitere Kapitel zu ergänzen. So wäre z. B. ein Blick auf die Themen Liebe, Erotik und Sex in andere Kulturkreise ebenso spannend wie ein vertiefter Blick auf Einstellungen und die Bedeutung von Sexualität, Tabus oder Diversität in der Öffentlichkeit wie im Privaten.