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Die Furche interviewt Ina Brendel-Kepser

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Femina Sapiens. Die Entwicklung der Menschheit aus der Perspektive der Frau

Autor*in: Dr. Eva Maus

Buchtitel Femina Sapiens. Die Entwicklung der Menschheit aus der Perspektive der Frau
Autor*in, Übersetzer*in Marta Yustos, Claudia Koch
Illustrator*in Diego Rodriguez Robredo
Lesealter 10+
Umfang 48 Seiten
Edition 1
Verlag Midas
ISBN 978-3038762836
Preis 20,00 €
Erscheinungsjahr               2024

Das Sachbilderbuch Femina Sapiens stellt großformatig mit wunderschönen Illustrationen und kleinen Texthäppchen die Menschheitsgeschichte dar. Dabei erstaunt, wie wenig diese linear passiert ist. Vielmehr gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Hominoiden zu entdecken, die teilweise in unterschiedlichen Zeiten, teilweise aber auch parallel gelebt haben und sich jeweils an ihre jeweilige Umgebung anpassten. Es ist also ein weit zurückreichendes ‚Familienalbum‘ der Menschen.

Chronologisch werden zunächst die Evolution und die Entwicklung unserer ersten Vorfahren nachgezeichnet, um dann Schritt für Schritt anhand von archäologischen Knochenfunden, versteinerten Fußabdrücken und anderen Spuren abzuleiten, wie und warum unsere Vorfahren sich immer wieder angepasst haben. Dabei geht es um ihr Aussehen, wie sie (zusammen)lebten und wie sie entdeckt und erforscht wurden. Schließlich geht das Buch auf Forscherinnen ein, die wichtige Rollen bei Entdeckungen zur Menschheitsgeschichte gespielt haben. 

Femina Sapiens bezaubert durch seine künstlerischen und ansprechenden Illustrationen. Diese wirken fast wie aus einem Wimmelbuch und zeigen auf den großformatigen Doppelseiten viele Aspekte des jeweils vorgestellten Themas – meist eine Spezies der menschlichen Vorfahren. Das ist nicht unbedingt übersichtlich (schon das Inhaltsverzeichnis ist wunderschön, aber verwirrend), lädt jedoch zum Staunen und Entdecken ein. Insbesondere die freundlichen Gesichter unserer Vorfahren, die Lesende oft direkt anschauen, bleiben im Gedächtnis. 

Eher am Rande bietet das Buch jedoch auch spannende Informationen, die in kleinen Text-Einheiten die Illustrationen begleiten. Diese sind einerseits sehr knapp formuliert, weisen aber andererseits durchaus eine große Präzision des heutigen Wissenstandes ab und verdeutlichen trotz der Altersangemessenheit für das Zielalter ab 10 Jahren die Komplexität des menschlichen Stammbaumes.

Der Blick in die menschliche Geschichte in Form eines schön gestalteten ‚Familienalbums‘ erzeugt Interesse. Jungen könnten durch das rosa Cover und den Untertitel Die Entwicklung der Menschheit aus der Perspektive der Frau jedoch abgeschreckt werden. Diese Irritation auszuhalten, lohnt sich aber, denn Texte und Bilder sind altersangemessen und der Bezug auf die weibliche Perspektive so gezielt und sparsam eingesetzt, dass die Lektüre nicht grundsätzlich gestört wird. Ein Bewusstsein für – in der Vergangenheit oft unterschätzte bzw. unterschlagene – weibliche Perspektiven und Diversität hingegen, sind – auch und gerade für Jungen – pädagogisch erwünscht und verbinden sich hier so gut mit dem Thema der Menschheitsgeschichte, dass weder der pädagogische Zeigefinger noch die moralische Keule das Lesevergnügen trüben.

Der im Untertitel angekündigte Fokus auf die weibliche Perspektive, fällt zunächst kaum auf. Dass mindestens die Hälfte der dargestellten Hominini weiblich sind, sollte eher normal als verwunderlich sein. Ohnehin wird eindeutig Wert auf Diversität gelegt: Moderne Menschen sitzen auch im Rollstuhl, Vorfahren mit Behinderung werden thematisiert, das Zusammenleben verschiedener Menschen-Arten wird erwähnt und im Text wird da, wo es sinnvoll ist, immer auch die weibliche Form genutzt. Auch, dass die Aufteilung der Geschlechterrollen bei den menschlichen Vorfahren Erwähnung findet, wo sie bekannt ist, entspricht dem Thema und sollte nicht sehr auffallen. Nur im letzten Teil des Buches wird in wenigen Sätzen auf ‚Frauen an der Macht‘ und ‚Trennung der Geschlechter‘ eingegangen. Zudem widmet sich eine ganze Doppelseite wichtigen Forscherinnen, die an der Erforschung unserer Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte wichtigen Anteil hatten. Das bringt Lesende genauso zum Nachdenken wie die dargestellte Vielfalt als menschlichen Vorfahren.

Femina Sapiens ist somit ein Sachbilderbuch, das sich sowohl ästhetisch als auch thematisch lohnt, Interesse für Forschung erzeugt und den Fokus mit Fingerspitzengefühl auf weibliche Perspektiven richtet. Abwehr oder Irritationen bei Jungen aufgrund des Covers oder Untertitels lohnen sich daher ggf. zu überwinden.  

Femina Sapiens eignet sich gut für die private Lektüre und für freie Leseformate, da es einlädt zu stöbern und zu entdecken. Auch als Recherche-Grundlage für Sachfragen rund um die Menschheitsgeschichte lässt sich das Buch verwenden. Besonders kann es aber auch zu Handlungs- und Produktionsorientierten Unterricht eingesetzt werden, da die ausdrucksstarken, bunten Illustrationen dazu einladen, selbst kreativ zu werden.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich für künstlerisch gestaltete Sachbilderbücher begeistern, finden vielleicht auch Interesse an So schmeckt die Welt von Beth Walrond. Heranwachsenden, denen die leicht feministische Note zusagt, sei zudem Ida und die Welt hinterm Kaiserzopf von Linda Schwalbe empfohlen.