Buchcover Tjibbe Veldkamp und Kees de Boer: Bert und Bart und der Kuss der Zombies

Die Brüder Bert und Bart haben ein Hobby: Zombie-Geschichten lesen. Dass das ihrer Mutter Viola...

Rezension von Sebastian Krieter

Die Brüder Bert und Bart haben ein Hobby: Zombie-Geschichten lesen. Dass das ihrer Mutter Viola Frühlingshauch nicht gefällt, wird schnell klar. Kurzerhand bestellt sie den diplomierten Hirnrenker und aus dem Fernsehen bekannten Wissenschaftler Doktor Hans Eisenhart zu sich. Er attestiert den beiden Jungen zu wenig Sport-Nupsis im Gehirn und will echte Sieger aus ihnen machen. Schnell entbrennen sportliche Wettkämpfe, die Bert und Bart unbedingt für sich entscheiden müssen.

BuchtitelBert und Bart und der Kuss der Zombies
AutorTjibbe Veldkamp und Kees de Boer (übersetzt von Rolf Erdorf)
GenreHumor & Komik
Umfang112 Seiten
EditionHardcover 2014 S. Fischer Verlag Frankfurt am Main
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
ISBN978-3-7373-5068-6
Preis9,99 €

Die Brüder Bert und Bart haben ein Hobby: Zombie-Geschichten lesen. Dass das ihrer Mutter Viola Frühlingshauch nicht gefällt, wird schnell klar. Kurzerhand bestellt sie den diplomierten Hirnrenker und aus dem Fernsehen bekannten Wissenschaftler Doktor Hans Eisenhart zu sich. Er attestiert den beiden Jungen zu wenig Sport-Nupsis im Gehirn und will echte Sieger aus ihnen machen. Schnell entbrennen sportliche Wettkämpfe, die Bert und Bart unbedingt für sich entscheiden müssen. Denn erst dann sollen sie ihre geliebten Zombie-Comics wiederbekommen. Da Doktor Eisenhart seinem Namen alle Ehre macht, stellen sich die Wettbewerbe als nahezu unlösbar heraus. Bert und Bart müssen also zu anderen Mitteln greifen. Dabei lösen die beiden – ohne es zunächst selbst zu ahnen – eine Zombie-Plage aus, die den Wettkampf für Bert und Bart nicht gerade einfacher macht. Das größte Problem stellt das Zombiemädchen Zomba dar, das andere Menschen unkontrollierbar in Untote verwandelt. Bert und Bart müssen also gleich zwei Probleme lösen: den persönlichen Wettkampf gegen Doktor Eisenhart gewinnen und die Welt vor einer Zombie-Plage retten!

Mit Bert und Bart hat Tjibbe Veldkamp zwei Figuren geschaffen, die gerne lesen und sich nichts anderes wünschen als ungestört ihrer Schwäche nach Zombie-Comics nachzugehen. Inhaltlich fühlen sich also Jungen angesprochen, die selbst gerne in Büchern schmökern. Aber die Aufmachung von „Bert und Bart und der Kuss der Zombies“ dürfte auch weniger erfahrene Leser ansprechen. Die Buchstaben sind groß gedruckt, die Kapitel eher kurz und übersichtlich. Die zahlreichen Illustrationen sind nicht nur witzig gestaltet, sondern unterstützen und ergänzen die Geschichte. Insgesamt lässt sich das Buch leicht und flüssig lesen; nur über einzelne Wörter wie „entzombien“  könnten die jungen Leser stolpern. An diesen Stellen wird aber ein kreativer Umgang mit Sprache vermittelt, der an sich schon Spaß macht.

Die thematische Vermischung von sportlichem Wettbewerb und Zombie-Plage fügt sich gut zusammen und führt zu einer Überschneidung zwischen Realität und phantastischen Elementen. Zombies, die zu Beginn nur in den Comics von Bert und Bart thematisiert werden, werden im Verlauf des Buches durch die beiden Hauptfiguren zum Leben erweckt. Dadurch werden sie selbst zum Teil der Geschichte und stellen eine akute Bedrohung für Bert und Bart dar. Dass die beiden Jungen die Zombies für ihren Plan gegen Doktor Eisenhart einspannen, bedeutet einen unerschrockenen Umgang mit den Untoten. Somit erscheinen sie auch dem Leser weniger gefährlich als witzig. Weil sich die Plage aber auszubreiten droht, sehen sich Bert und Bart gleich zwei Problemen gegenüber gestellt: der Zombie-Plage und dem Wettbewerb mit Doktor Eisenhart. Die Zuspitzung beider Themen erfolgt in Form einer Verflechtung aller Handlungsstränge, die zeigt, wer die eigentlichen Sieger sind – nämlich Bert und Bart.

Neben den beiden Hauptfiguren tauchen in „Bert und Bart und der Kuss der Zombies“ viele Figuren auf, die sich in Form von Überzeichnung durch eine große Komik auszeichnen. So scheinen die Mutter Viola Frühlinghauch und Doktor Hans Eisenhart ein Team zu bilden, das gegen das Hobby von Bert und Bart ankämpfen will. Viola Frühlinghauch – von Beginn an begeistert von dem diplomierten Hirnrenker – liebt das Teleshopping und hat nicht das erste Mal etwas im Fernsehen bestellt. Zusammen mit Doktor Eisenhart, der in weißem Kittel und in eiserner Sporthose auftritt, will sie den Zombie-Comics den Kampf ansagen. Das Zombiemädchen Zomba besticht durch ihr zickiges Verhalten und hält sich nicht an Absprachen, obwohl sie das Zombie-Ehrenwort verspricht. Durch ihre Küsse verwandelt sie andere Menschen ebenfalls zu Untoten. Das Nachbarsmädchen Felicity ist verliebt in Bert und/oder Bart und kommt den beiden Jungen zumindest aus deren Sicht viel zu nahe. Später wird sie selbst zum Zombie, verändert ihr Verhalten aber eher wenig. Das stiftet nicht nur Verwirrung, ob sie nun ein Zombie ist oder nicht, sondern beschreibt indirekt das Verhalten verliebter Mädchen. Der  Autor Tjibbe Veldkamp und der Illustrator Kees de Boer spielen bei den Figuren also mit Klischees und Übertreibungen, die den Lesern vermutlich bekannt vorkommen und durch ihr Fünkchen Wahrheit direkt zum Schmunzeln anregen.

Aber nicht nur die Nebenfiguren tragen zu einem heiteren Lesevergnügen bei; auch die Hauptfiguren selbst zeichnen sich durch ein amüsantes Verhalten aus. Durch viele und unterschiedliche Gegner sowie sich daraus entwickelnden Bedrohungen für die beiden Jungen wirken Bert und Bart schnell sympathisch und der Leser schlägt sich auf ihre Seite. Dass sie zum Beispiel explizit ausgesprochene Warnungen missachten und so eine Zombie-Plage auslösen, macht sie nur noch sympathischer. Im Wettbewerb mit Doktor Eisenhart greifen sie zu unfairen Mitteln und sabotieren die Spiele. Ihre Streiche bringen ihnen aber nicht immer Vorteile, weshalb sie selbstgestellte Probleme lösen müssen. Mit viel Witz werden ihr Verhalten und ihr Umgang mit den beschriebenen Problemen dargestellt. Alles in allem können sich vor allem junge Leser schnell mit den beiden identifizieren.

Neben der inhaltlichen Ebene kann das Buch in Sachen Humor und Komik auch auf sprachlicher Ebene überzeugen und punkten. Wortneuschöpfungen wie „Hirnrenker“ und „entzombien“ regen nicht nur zum Nachdenken an, sondern stellen selbst einen gewissen Witz dar. Auch die Kapitelüberschriften sorgen für einen großen Unterhaltungswert: Zum Beispiel wenn das Kapitel „Bert und Bart schlagen das Behandlungsteam mit Hilfe des Zombie-Handbuches“ erst suggeriert, dass das angesprochene Buch hilfreiche Tipps gegen Zombies enthalten könnte, aber eigentlich das wirkliche (er-)schlagen mit dem Buch gemeint ist. Hier und an anderen Stellen spielen Veldkamp und de Boer mit Assoziationen, die bestimmte Formulierungen auslösen, sich später aber als Trugschlüsse herausstellen. Das macht die Geschichte so lebendig und unterhaltend und kann darüber hinaus zur Sprachreflexion anregen. Regelmäßig wiederkehrende sprachliche Ausdrücke wie der Ausruf „Küs-sen! Küs-sen!“ der angreifenden Zombies avancieren zu Leitmotiven und die reine Wiederholung sorgt für eine Entwicklung einer Art Insider-Witz. Zahlreiche Vorausdeutungen lassen Konflikte erahnen und funkgieren neben der humoristischen Funktion als Spannungserzeuger. So verlassen sich Bert und Bart trotz ausdrücklicher Warnung des Zombie-Handbuches auf  das Zombie-Ehrenwort von Zomba und erzeugen so noch mehr Schwierigkeiten.

Eingerahmt wird die Handlung von einer Vorstellung von Bert und Bart sowie von fiktionalen Beschwerdebriefen über das Buch. Hier werden die Leser indirekt angesprochen und können so schneller in die Geschichte eintauchen. Dass unter anderem Beschwerden vom Verein der Nachbarsmädchen und des Berufsvereins der Zombies ‚vorliegen‘, stellt einen Rückbezug zum Handlungsgeschehen dar  und ist nur ein Beispiel für den zahlreichen Einsatz von Situationskomik im gesamten Buch. Auch während der Handlung werden die Leser mehr oder weniger direkt angesprochen und dadurch mit in das Geschehen einbezogen. 

Die zahlreichen Illustrationen unterstützen die Geschichte und stehen in direktem Bezug zu der Handlung. Somit erleichtern sie das Leseverständnis und fördern die Vorstellungskraft. An einigen Stellen füllen sie sogar Leerstellen und müssen somit als ergänzender und notwendiger Teil des Buches verstanden werden. Das sechste Kapitel ist sogar ganz als Comic gestaltet und findet nicht auf sprachlicher Ebene statt. Veldkamp und de Boer schaffen also eine Verknüpfung zwischen Text und Bildern, die Leseanfängern einen Start in das Lesen erleichtern sollte. Bert und Bart – die Comics selbst lieben – werden hier gewissenmaßen als Vorbild genommen, indem eine Geschichte, die von ihnen handelt, zumindest teilweise durch Comiczeichnungen dargestellt wird. Dadurch erscheint nicht nur die Figurenkonstellation für Leseanfänger ansprechend, sondern auch die Aufmachung des Buches.

Mit „Bert und Bart und der Kuss der Zombies“ erzählen die Autoren Veldkamp und de Boer eine höchst gelungene Geschichte rund um das Thema Zombies. Die Verknüpfung zwischen Text, Illustrationen und Comics macht das Buch sowohl für erfahrene als auch für weniger erfahrene jugendlich-männliche Leser interessant und spannend.

Aufgrund der vielen Illustrationen, die die Geschichte begleiten, eignet sich „Bert und Bart und der Kuss der Zombies“ sehr gut zum Vorlesen und gemeinsamen Lesen mit Kindern. Aber auch weniger erfahrene Leser können das Buch relativ einfach und flüssig lesen. Die Thematik rund um Zombies, die Rettung der Welt vor einer Plage und der sportliche Wettbewerb gegen die Mutter und Doktor Eisenhart spricht Jungen besonders an. Deshalb eignet sich das Buch vor allem zur Lesemotivation und zur Verbesserung der Lesekompetenz (siehe Vielleseverfahren und Leseanimation).