Buchcover Marie-Aude Murail: Der Babysitter-Profi

Ernest hat Probleme: Ebbe im Portemonnaie, eine Mutter, die immer Pleite ist, und den sehnlichen...

Rezension von Martina Knopik

Ernest hat Probleme: Ebbe im Portemonnaie, eine Mutter, die immer Pleite ist, und den sehnlichen Wunsch nach einem eigenen Computer. Um seinem Ziel näher zu kommen, arbeitet er sich durch Windeln, Schnuller und Schlaflieder und stolpert so von einer Katastrophe in die nächste…

BuchtitelDer Babysitter-Profi
AutorMarie-Aude Murail (aus dem Französischen übersetzt von Tobias Scheffel)
GenreHumor & Komik
Lesealter12+
Umfang317 Seiten
Edition2. Auflage 2013
VerlagS. Fischer Verlag KJB
ISBN978-3-596-85490-5
Preis12,99 €

Ernest hat Probleme: Ebbe im Portemonnaie, eine Mutter, die immer Pleite ist, und den sehnlichen Wunsch nach einem eigenen Computer. Um seinem Ziel näher zu kommen, arbeitet er sich durch Windeln, Schnuller und Schlaflieder und stolpert so von einer Katastrophe in die nächste…

Was als lästiger Nebenjob beginnt, wird für Ernest zum Lebensinhalt. Schnell erkennt er, dass ihm zu seinem persönlichen Glück nicht nur die 899 Euro für den neuen Computer, sondern vor allem stabile Familienverhältnisse fehlen. Er will Kinder, am besten gleich vier und am allerbesten natürlich von Martine-Marie. Aber bis es soweit ist, soll ein Geschwisterchen her.

Als sich bei seiner Mutter tatsächlich Nachwuchs ankündigt und der verrückte Onkel Valentin wieder in sein Leben tritt, scheinen alle seine Wünsche in Erfüllung zu gehen…

… doch da hat Ernest die Rechnung ohne seine Mutter gemacht, denn die ist mindestens genau so dickköpfig und chaotisch wie der Teenager…

Wer beim „Babysitter-Profi“ an eine seichte Erzählung über das Hüten von Kleinkindern denkt, der ist hier sicherlich schief gewickelt. Denn die Geschichte bietet deutlich mehr an, als Titel und Cover erahnen lassen…

Ernest ist ein lebenslustiger junger Mann, der um keine Ausrede verlegen ist. So mogelt er sich durch das Leben und begegnet den kleinen (Ebbe im Portemonnaie) und großen Katastrophen des Alltags (Ebbe auch im Portemonnaie seiner Mutter) mit viel Humor und so mancher Schummelei.

Der Babysitterjob, der für Ernest vorerst nur Mittel zum Zweck ist, entwickelt sich schnell zu einer Herzensangelegenheit. So erwartet den Leser nach den eher kurzen und sehr humorvollen Episoden mit den Nachbarskindern, eine tiefgreifende Geschichte über einen jungen Mann auf der Suche nach familiärem Rückhalt. Komplizierte Familienverhältnisse, Schulden und das eigene Gefühlschaos halten Ernest auf Trab.

Was erstmal dramatisch klingt, wird von Marie-Aude Murail jedoch mit sehr viel Situationskomik und einer gehörigen Portion Selbstironie aufbereitet. So meistert der jugendliche Protagonist alle Schwierigkeiten mit einer gewissen Leichtigkeit und einem Augenzwinkern.

Die Erzählung weist einen Zeitsprung von ca. zwei Jahren auf. So hat sich aus Ernests erster Schwärmerei eine ernsthafte Beziehung entwickelt während seine sprunghafte Mutter bereits in der nächsten Krise steckt: sie ist schwanger. Die Mutter-Sohn-Beziehung, die die Erzählung weitgehend bestimmt, ist nicht nur liebevoll gestaltet, sondern durchaus auch angespannt und komplex. Durch die scheinbar vertauschten Rollen des sehr erwachsen wirkenden Ernest und seiner verträumten und launischen Mutter entsteht ein durchaus unkonventionelles und humorvolles Familiengespann, das sich immer wieder aufstachelt, sich gegenseitig neckt und nicht immer zimperlich miteinander umgeht.

Bei Marie-Aude Murails „Babysitter-Profi“ handelt es sich um eine aufgepeppte Neuauflage des bereits 1997 erschienenen Dreiteilers „Babysitter-Blues“.

Charmant und an den Kino-Hit „Hangover“ erinnernd, kommt das neue Cover daher, das den jungen Ernest frech grinsend mit einem Baby mit Sonnenbrille zeigt.

Während die ursprüngliche Auflage noch dem deutschen Publikum angepasst erscheint, kommt der Babysitter-Profi deutlich frankophiler daher. Sämtliche Namen und Orte aber auch sprachliche Eigenheiten lassen die Geschichte so teilweise etwas komplex wirken. Die angenehme Schriftgröße, der breite Rand und die überschaubaren Kapitel führen allerdings dazu,  dass das immerhin 317 Seiten starke Buch zügig durchgelesen werden kann.