Buchcover Kirsten Boie: Der kleine Ritter Trenk und das Schwein der Weisen

An einem sonnigen Sommermorgen erfährt der kleine Ritter Trenk, der eigentlich noch kein Ritter ist,...

Rezension von Simone Sauermann

An einem sonnigen Sommermorgen erfährt der kleine Ritter Trenk, der eigentlich noch kein Ritter ist, sondern auf der Burg des Ritters Hans vom Hohenlob eine Ausbildung zum Ritter macht, dass der Herr Fürst nach dem Stein der Weisen sucht. Er verspricht jedem, der ihm diesen Stein überbringt, dass er ihm einen Wunsch erfüllt. Natürlich macht sich Trenk zusammen mit seinem Ferkelchen und Thekla, der Tochter des Ritters Hans, sofort auf den Weg, um den Stein der Weisen zu suchen, denn sein größter Wunsch ist es, seine Familie zu befreien, sodass sie nicht mehr dem grässlichen Ritter Wertolt als Leibeigene gehört...

BuchtitelDer kleine Ritter Trenk und das Schwein der Weisen
AutorKirsten Boie
GenreFantastische Literatur
Umfang64 Seiten
VerlagOetinger
ISBN978-3-7891-3190-5
Preis10,95 €

An einem sonnigen Sommermorgen erfährt der kleine Ritter Trenk, der eigentlich noch kein Ritter ist, sondern auf der Burg des Ritters Hans vom Hohenlob eine Ausbildung zum Ritter macht, dass der Herr Fürst nach dem Stein der Weisen sucht. Er verspricht jedem, der ihm diesen Stein überbringt, dass er ihm einen Wunsch erfüllt. Natürlich macht sich Trenk zusammen mit seinem Ferkelchen und Thekla, der Tochter des Ritters Hans, sofort auf den Weg, um den Stein der Weisen zu suchen, denn sein größter Wunsch ist es, seine Familie zu befreien, sodass sie nicht mehr dem grässlichen Ritter Wertolt als Leibeigene gehört.

Doch während ihrer Suche gerät Ferkelchen in die Hände des bösen Ritters Wertolt dem Wüterich, sodass Trenk und Thekla ihre Suche abbrechen und stattdessen Wertolt in die Stadt folgen, um Ferkelchen zu befreien. So erfahren die beiden, dass auch der Ritter Wertolt nach dem Stein der Weisen sucht, da er sich die Burg des Ritters Hans vom Hohenlob und seine Leibeigenen wünscht. Durch eine schlaue List können Trenk und Thekla den angeblichen Stein der Weisen, der sich in einer Truhe befinden soll, gegen Ferkelchen eintauschen und zudem den Wunsch des Ritters Wertolt vereiteln, da sich der echte Stein der Weisen nicht in der Truhe befindet.

Der angebliche Stein der Weisen stellt sich als Runkelrübe heraus und wird am Ende von Ferkelchen gefressen, weswegen es von einem Bürger in der Stadt als Schwein der Weisen bezeichnet wird.

„Unsinn, wieso Unsinn?“, rief Trenk, sobald sie im Hof angekommen waren und den Herrn Ritter nicht mehr stören konnten. „Jedermann weiß, dass der Stein der Weisen das Wertvollste ist, was es gibt auf der Welt! Er verwandelt alle Metalle in echtes Gold und macht dich reich, und in Wasser aufgelöst heilt er jede Krankheit, und in Rotwein getränkt schenkt es dir ewiges Leben!“
„Ja, phhhht!, das glaubst du!“, sagte Thekla und schüttelte den Kopf über so viel Leichtgläubigkeit. Aber ich muss dir sagen, dass in den finsteren Zeiten, in denen der kleine Ritter Trenk auf Burg Hohenlob seine Ausbildung zum Ritter machte, eigentlich alle Menschen glaubten, dass es den Stein der Weisen gäbe, [...].
„Denn wenn ich ihn finde“ , sagte er, und es war im ganz gleichgültig, dass Thekla noch immer ungläubig den Kopf schüttelte, „dann darf ich mir vom Herrn Fürsten etwas wünschen. Und was wünsche ich mir dann wohl, Thekla? Na?“ Da nickte Thekla nachdenklich, und dann seufzte sie. „Dass deine Eltern frei sein sollen und nicht mehr länger dem grässlichen Ritter Wertolt gehören, das wünscht du dir dann“, sagte sie. „Ach Trenk, jetzt verstehe ich, warum du den Stein der Weisen finden willst.“
Aber du verstehst das vielleicht nicht und auch nicht, wieso die Eltern des kleinen Ritters Trenk dem Ritter Wertolt gehörten, und darum will ich es dir schnell erklären. In Wirklichkeit war Trenk nämlich gar kein Rittersohn, sondern ein ganz normaler Bauernjunge; und in der finsteren Ritterzeit, die übrigens, wie du ja weißt, Mittelalter heißt, waren die Bauern nicht frei, sondern Leibeigene, die einem Ritter gehörten, und so war das auch mit Trenks Familie. Sein Vater Haug und seine Mutter Martha und seine kleine Schwester Mia-Mina gehörtem dem fürchterlichen Ritter Wertolt dem Wüterich, und das war kein Vergnügen kann ich dir sagen.

(Der kleine Ritter Trenk und das Schwein der Weisen, S. 14-17)

Der kleine Ritter Trenk und das Schwein der Weisen ist ein weiteres Buch aus der „Der kleine Ritter Trenk“-Reihe von Kirsten Boie. Der Leser erfährt kurz und bündig die Vorgeschichte von Trenk, seiner Familie und weshalb er eine Ausbildung zum Ritter macht, obwohl er eigentlich nur ein Bauernjunge ist. Dies ist insofern gut, da die ersten beiden Bücher mit 280 und 160 Seiten für Erstleser sehr lang sind und das Lesen dieser nicht notwendig ist, wenn man den dritten mit 64 Seiten weitaus kürzeren Band lesen möchte.

Das Cover ist für junge Leser ansprechend gestaltet: es zeigt Trenk in einer Ritterrüstung und einem Schwert, der eine mit Diamanten besetzte Truhe in den Händen hält, sowie Thekla, die etwas in die Truhe hineinzulegen scheint, und Ferkelchen, das erstaunt von unten hinauf zur Truhe schaut. Der Text ist nicht in Kapitel unterteilt, sondern verteilt sich über die 64 Seiten mit verhältnismäßig wenig Text im Vergleich zu den vielen schönen Illustrationen von Barbara Scholz.

Die Geschichte ist aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben, der hin und wieder eingreift, um dem Leser etwas zu erklären: „[...]und darum will ich es dir schnell erklären“ (S. 17) oder Sätze wie „wie du ja weißt“ benutzt, die schon aus den ersten Bänden vertraut sind. Am Anfang und am Ende des Buches gibt es eine Art Karte mit kleinen Bildern und den dazugehörigen Namen auch aus den anderen Ritter Trenk- Büchern, in der der Leser alle Charaktere wiederfindet. So wird automatisch zumindest ein Zusammenhang zwischen der Erzählart und den Charakteren der anderen Bücher mit diesem Buch hergestellt.

Bei dem Buch Der kleine Ritter Trenk und das Schwein der Weisen  handelt es sich um eine relativ kurze Geschichte des aus zwei vorhergehenden Büchern bekannten Bauernjungen Trenk.  Um seine Familie zu befreien, welche Leibeigene des bösen Ritters Wertolt sind, reißt er aus und fängt eine Ausbildung zum Ritter bei dem Ritter Hans vom Hohenlob an.

Trenk lebt zur Zeit des Mittelalters und erfährt eines Tages, dass der Herr Fürst nach dem Stein der Weisen, einem Gegenstand aus einem eher phantastischem Handlungskreis, sucht. Ist man mit den Harry Potter- Büchern vertraut, so weiß man, dass der erste Band dieser Reihe Harry Potter und der Stein der Weisen heißt. Durch den Titel das Schwein der Weisen könnten die jungen Leser Assoziationen mit der Harry Potter-Reihe verbinden und das Interesse an dem Ritter Trenk- Roman könnte durch den Titel geweckt werden.

Generell lässt sich festhalten, dass Themen rund um das Mittelalter und Ritter meistens das Interesse für Jungen anregend sind, weshalb sich Der kleine Ritter Trenk thematisch gut für die Leseförderung von Jungen eignet.

Trenks Wunsch seine Familie zu befreien ist allgegenwärtig: Es ist der Grund, weshalb er die Ausbildung zum Ritter und sich auch sofort auf die Suche nach dem Stein der Weisen macht, als er erfährt, dass der Herr Fürst demjenigen einen Wunsch erfüllt, der ihm den Stein bringt. Dieser Wunsch wird dann jedoch überschattet von der Sorge um sein Ferkelchen, weshalb Trenk nur noch an dessen Rettung denkt und nicht mehr an die eigentliche Aufgabe. Am Ende akzeptiert er, dass er den Stein nicht findet, dafür aber sein Ferkelchen. Er hat zudem die Burg des Hans vom Hohenlob gerettet und kann seine Familie immer noch durch die Ausbildung zum Ritter befreien. Trenk verändert demnach sein Verhalten im Buch, welches zuerst von der Sorge über die Familie, doch dann über die aktuelle Sorge um sein Ferkelchen geleitet wird. Mit Trenk als Hauptcharakter lernen die jungen Leser einen Jungen kennen, mit dem sie Empathie empfinden können. Sie lernen, dass man sich nicht immer gesetzten Normen und Erwartungen beugen muss, sondern auch eigene Wege gehen kann, so wie Trenk sich nicht dem Stand eines Leibeigenen und dem Ritter Wertolt beugt.

Nach der Rettung des Ferkelchens nimmt das Buch keinen Bezug mehr zum Stein der Weisen und ob der Fürst die Suche fortgesetzt hat. Dies könnte zu Fragen bei jungen Lesern führen, die mit Hilfe des Buches nicht beantwortet werden können.

Beim Lesen der Geschichte erhalten die Leser einen guten Einblick über Recht und Unrecht. So steht der Ritter Wertolt, der das Ferkelchen einfach mitnimmt und es braten will sowie Trenks Familie schlecht behandelt, für das Unrecht. Trenk und Thekla hingegen, die Ferkelchen retten und probieren den Stein der Weisen zu finden, um Trenks Eltern zu befreien, stehen für das Recht. Die Kinder erfahren das im Mittelalter herrschende Unrecht für die Leibeigenen und wie mit diesen damals umgegangen wurde.

Außerdem wird den kindlichen Lesern durch den Trick von Trenk und Thekla gezeigt, dass nicht immer Kraft, Alter und die gesellschaftliche Stellung entscheidend sind, sondern auch schlaues Handeln von Bedeutung ist, um ein Problem zu lösen.

Aspekte, wie unter anderem Unterhaltung, Spannung und Lesefreude durch fremde Orte und Abenteuer sowie die Empathie-Entwicklung für Trenk und die Schulung des Vorstellungsvermögens der Kinder vom Leben im Mittelalter werden durch diese Geschichte abgedeckt.

Syntaktisch werden teilweise längere, verschachtelte Sätze verwendet, die das Lesen eventuell schwieriger machen können. Der Leser wird jedoch oftmals in diesen Sätzen direkt angesprochen („wie du ja weißt“), sodass dies die Leser widerum an ihre Alltagssprache erinnert und sie somit das Problem der verschachtelten Sätze eventuell überbrücken können. Außerdem eignet sich das Buch sehr zum Vorlesen, wodurch diese Sätze durch Betonung und beim Vorlesen interessant gestaltet werden können.

Somit bietet Der kleine Ritter Trenk und das Schwein der Weisen ein phantastisches Kinderbuch, welches sich durch etwas weniger Text, der Gestaltung, Unterhaltung und des Themas Mittelalter und Ritter als Anfängerbuch für Jungen eignet. Das Buch ähnelt durch die Illustrationen und der Erzählart seinen Vorgängern, ist durch die geringere Anzahl von Text allerdings schon unterschiedlich, sodass die Geschichte eher einer Kurzgeschichte ähnelt. Diese ist dennoch witzig geschrieben und eignet sich als Einstieg für Erstleser, welche durch diese Geschichte vielleicht auch den Anreiz erhalten, die vorherigen und nachfolgenden Bücher vom Ritter Trenk zu lesen. Erfahrene Leser und solche, die die ersten beiden Bände schon gelesen haben, könnten durch die Kürze des Buches enttäuscht sein.

Das Buch Der kleine Ritter Trenk und das Schwein der Weisen eignet sich besonders gut zum Vorlesen. Insbesondere für junge Leser, die noch nicht viel Leseerfahrung haben und von Büchern mit einer hohen Seitenanzahl und viel Text abgeschreckt werden, eignet sich das Buch als Lesemotivation, da es durch den eher wenigen Text schneller zu lesen ist als seine beiden Vorgänger.

Des Weiteren gibt es einen großen Medienverbund mit Ebook, Hörbuch, TV-Serie und interaktiven Homepage, mit dem zusätzlich gearbeitet werden kann und der das Interesse an dem Buch noch steigern sollte.  Durch dies und die inhaltlichen Themen wie Ritter und das Mittelalter ist das Buch für die Leseförderung bei Jungen geeignet.