Buchcover Frei. Bester Sommer

Joshuas Mutter ist eine berühmte Künstlerin. Das hat für Joshua zunächst viele Nachteile: Ständig...

Rezensiert von Dr. Eva Maus

Joshua muss ständig umziehen. So findet man keine Freunde! Aber in der neuen Schule ist alles anders: Auf einem mehrtägigen Wildnis-Trip mit vier Mitschüler*innen werden einige kritische Situationen überstanden, Geheimnisse gelüftet und Freundschaften geknüpft. Ein lustig-spannendes Lese-Abenteuer in lockerem Erzählton. 

BuchtitelFrei. Bester Sommer
AutorSarah Welk
GenreAbenteuer
Coming of Age
Lesealter12+
Umfang272 Seiten
VerlagarsEdition
ISBN978-3845857541
Preis15,00 €
Erscheinungsjahr2025

Joshuas Mutter ist eine berühmte Künstlerin. Das hat für Joshua zunächst viele Nachteile: Ständig muss er umziehen – von einer europäischen Metropole in die nächste, immer der Inspiration der Mutter nach. Manchmal wird es für ihn auch noch peinlich. Den Versuch, irgendwo Wurzeln zu schlagen und Freund*innen zu finden hat Joshua deswegen längt aufgegeben. Als er sich plötzlich in dem verschlafenen Ort Rottloch mitten in der Pampa wiederfindet, ist er völlig genervt. Doch die Schule dort ist eine freie Schule, in der die Schüler*innen selbst die Regeln festlegen können und die schöne Nina macht Eindruck auf ihn. Bei einer Projektwoche, die den Jahrgang in Kleingruppen auf einen Trip durch den Wald führt – inklusive Übernachtungen – muss Joshua schließlich von seiner passiven Haltung den anderen gegenüber abrücken. Es kommt zu Streit, Aussprachen, Unwettern und sogar zu einer vermeintlichen Axt-Mörder-Entführung. Dazwischen entstehen Freundschaften und Selbstbewusstsein, das eigene Leben anders anzugehen. 

Eine Leseprobe ist verfügbar. 

Der Protagonist Joshua berichtet flapsig aus der Perspektive eines oft genervten und unsicheren Jugendlichen, was von der ersten Seite an unterhaltsam ist. Dass die Jugendsprache manchmal etwas zu viel wird, kann bei diesem Unterhaltungswert verziehen werden. Durch die ich-Perspektive fällt die Identifikation mit ihm leicht und gerade Jungen, die mit Unsicherheiten zu kämpfen haben und/oder sich eher im Hintergrund halten, werden vieles wiedererkennen. 

Die Figuren sind nicht sehr komplex, aber sowohl Joshuas Mutter und ihre Partnerin als auch die Jugendlichen, die mit ihm im Wald unterwegs sind, weisen genug Tiefe auf, um keine Klischees darzustellen und schlüssige Wendungen und Konflikte hervorzurufen. Auffallend ist eine große Diversität der Figuren bezüglich vieler Differenzkategorien, so dass das Aufeinandertreffen immer wieder zu Missverständnissen, Konflikten, aber auch interessanten Koalitionen und Dialogen führt. Themen sind unter anderem Geld, einengende Vorstellungen von Eltern oder auch fehlendes Interesse von Eltern, Ängste, Hoffnungen und wie demokratisches Miteinander unter Schüler*innen gelingen kann. 

Durch die seltsamen Funde im Wald – ein Messer, künstlich angeordnete Blätter etc. –, das Aufkommen eines Unwetters und schließlich das Verschwinden eines Gruppenmitgliedes findet sich durchaus auch Spannung in „Frei. Bester Sommer“. Die Textschwierigkeit und auch der Textumfang sind gut zu bewältigen, wenn eine altersgemäße Lesefähigkeit vorausgesetzt werden kann. So eignet sich das Buch auch für Jungen (und Mädchen), die eher selten zu Büchern greifen. 

Insgesamt ist „Frei. Bester Sommer“ ein unterhaltsamer und teilweise spannender Jugendroman, der im Rahmen einer abenteuerlichen Tour durch den Wald ein breites Spektrum an möglichen Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden thematisiert und im Aufeinandertreffen verschiedener Figuren unterhaltsam verhandelt.  

„Frei. Bester Sommer“ eignet sich als Klassenlektüre, da die Leseschwierigkeit dem Alter durchaus angemessen ist und die Themen- und Figurenvielfalt unterschiedliche Möglichkeiten für eine Auseinandersetzung mit dem Buch im Unterricht ermöglicht. Charakterisierungen, Prognosen über den weiteren Handlungsverlauf, Diskussionen über die jeweiligen Eltern-Kind-Dynamiken (Influencer-Mum, egozentrische Künstlerin, stehlender oder übervorsichtiger Vater) oder Metaphern und Symbole, insbesondere die Natur als Handlungsort, wären dafür Beispiele.

Da sich aber ein intimer Lesemodus für das Buch besonders eignet, ist es vermutlich noch besser in Klassen- bzw. Schulbibliotheken zur individuellen, privaten Lektüre geeignet. So kann die Identifikation mit dem Ich-Erzähler (oder einem anderen Mitglied der Kleingruppe Jugendlicher) ungestört erfolgen. Durch die jugendliche und unterhaltsame Erzählperspektive kann das Buch durchaus als Motivation für weitere Lektüren dienen. Wer Gefallen am Abenteuer im Wald gefunden hat, an denen der Protagonist über sich hinauswächst, wird nach „Frei. Bester Sommer“ evtl. gern „Wolf“ von Saša Stanišić lesen – oder umgekehrt.