Rezensiert von PD Dr. Nicola König
Spülmaschinen, die nicht nur Geschirr reinigen, sondern auch nach Fingerabdrücken abtasten, elektronische Käfer, die Nachbarn überwachen, und VR-Brillen, die den Eingang in die Welt der gelöschten Daten ermöglichen: Das sind nur einige der Utensilien, mit denen Vincent in Nothing but Spies versucht, als Undercover-Agent einen gefährlichen Erfinder zu stellen. Schnell erzählt, spannend und komisch zugleich.
Buchtitel | Nothing but Spies |
Autor | Mario Fesler, illustr. v. Helder Oliveira |
Lesealter | 12+ |
Umfang | 292 Seiten |
Edition | 1. Auflage |
Verlag | Carlsen |
ISBN | 978-3551655837 |
Preis | 14,00 € |
Erscheinungsjahr | 2024 |
Die 15-jährige Celia hasst ihr ödes Kleinstadtleben, in dem die Gartenparty der neu hinzugezogenen Nachbarn das Highlight der Woche darstellt. Doch die Bilderbuchfamilie entpuppt sich schnell als Fake, denn Vincent ist nicht nur der neue höfliche, gutaussehende und sportliche Klassenkamerad von Celia, sondern auch Undercover-Agent, der mit elektronischen Käfern die Nachbarschaft ausspioniert und den mysteriösen Erfinder Hypnos stellen soll. Dafür wird Vincent von ORGA beauftragt, Celia und ihren Vater auszuspionieren. Doch seine „Agenten“-Schwester Siri verhindert seine Ermittlungen, so dass Celia misstrauisch wird und hinter Vincents Agententätigkeit kommt. Damit die ganze Mission nicht auffliegt, weiht er sie in seine Identität und Mission ein. Dadurch aber wird sie zu einer gefährlichen Sicherheitslücke. Denn Celia ist weder entsprechend ausgebildet, noch verfügt sie über das nötige technische Equipment.
Eine Leseprobe ist bei Carlsen verfügbar.
Der Roman ist ein Pageturner, der unmittelbar und mitreißend mit dem Gedächtnisverlust des Protagonisten Vincent einsteigt. Nach dem ersten Kapitel werden chronologisch die 30 Tage der Handlung erzählt und die zentralen Figuren des Romans eingeführt. So wird Vincent zunächst als Undercover-Agent aufgebaut, der versucht, in die Nähe von Celia und ihrer Familie zu kommen. Aufgrund eines Recherchefehlers bereitet dies größere Probleme als gedacht: So wollte er durch eine Nasen-OP einem Filmstar gleichen, den Celia anscheinend anhimmelt. Leider hat er beim Hacken ihres Computers nicht bemerkt, dass die Daten einer Freundin gehören … Aber auch seine Agenten-Schwester Siri manipuliert die Ermittlungen beständig. Die innerfamiliäre Konkurrenz und die Ablehnung Celias sorgen hier für gleichermaßen komische wie spannende Momente.
Jungen dürften sich leicht mit der Hauptfigur identifizieren können: So beherrscht Vincent als ausgebildeter Agent Kampfkunst und ist mit neuester technischer Ausrüstung ausgestattet. Vertraut dürften den Lesenden die typischen Agentenutensilien sein, die Vincents doppelte Identität markieren. Ungewohnte Welten betreten die Lesenden, wenn sie Vincent und Celia in den Orkus folgen: die Unterwelt der gelöschten elektronischen Daten.
Vorangetrieben wird die Geschichte durch die beständig wechselnden Erzählperspektiven; jeweils aus der Sicht Vincents oder Celias werden die merkwürdigen Vorkommnisse in Trockenstedt dargestellt.
Während Celias Passagen in der Ich-Form wiedergegeben sind, erzählt Vincent in der Er-Form. Orientierung erhalten die Lesenden, indem zu Beginn jedes Wechsels ein kleines Kopf-Piktogramm Celias oder Vincents abgebildet ist. Durch das Nebeneinander werden unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt und die Geschichte erhält eine ironisch-komische Dimension.
Der Genremix aus Agenten-, Abenteuerroman und Science-Fiction bietet differenzierte Zugangsweisen, sorgt für Spannung und erleichtert auch ungeübteren Lesenden den Zugang und macht mit einem Cliffhanger Lust auf die Fortsetzung der Lektüre.
Der Roman ist sowohl für das Lesen in der Freizeit als auch im Rahmen von Viel- bzw. Lautleseverfahren geeignet. Wird das Buch für die (Klassen)Bibliothek angeschafft, so vermitteln der Titel und das Cover den Lesenden unmittelbar einen Eindruck über Inhalt und Stil des Romans.
Soll der Roman zur schulischen Leseförderung gelesen werden, so ist ein Einsatz im Rahmen von Tandemleseverfahren vorstellbar. Hier sind besonders die überschaubare Kapitellänge und der Wechsel der Erzählperspektiven hervorzuheben. Lesende werden nicht nur an unterschiedliche Sichtweisen, sondern auch an die Wirkung einer sich verändernden Erzählperspektive herangeführt. Obwohl Vincents Sichtweise in der Er-Form dargestellt ist, werden gleichermaßen Überlegungen, Gefühle wie Handlungen dargestellt. Die Kürze der Kapitel erlaubt den Teams zudem Pausen zu machen; jugendsprachliche Anteile und die spannende Handlung erleichtern einen Zugang.