Buchcover Full Dive

Jaxon ist talentiert und unter dem Namen Prometheus als Profigamer anerkannt. Zudem versucht er als...

Rezensiert von Felix Grießhammer

Was wäre, wenn du in eine Spielwelt eintauchen und die nächste Stufe des Gaming erleben könntest, einen sogenannten FULL DIVE? Als der Hacker Jaxon verhaftet wird, erhält sein Bruder Jason die Möglichkeit, an der Beta-Phase eines nagelneuen Computerspiels teilzunehmen. Das Erlebnis, sein Bewusstsein in ein Computerspiel zu übertragen, ist atemberaubend, doch bald werden die wahren Beweggründe der Firma deutlich ...

BuchtitelFull Dive
AutorNina Scheweling
Lesealter14+
Umfang384 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagRotfuchs
ISBN978-3757100209
Preis16,90 €
Erscheinungsjahr2024

Jaxon ist talentiert und unter dem Namen Prometheus als Profigamer anerkannt. Zudem versucht er als Hacker, die geheimen Machenschaften eines Spieleentwicklers aufzudecken, nachdem ihm ein verdächtiger USB-Stick zugestellt worden ist. Gleichzeitig erhält er eine Einladung eben jenes Konzerns, um die Beta-Phase eines neuen Spieles zu testen, welches mit der sog. FULL DIVE-Technologie funktioniert. Dabei wird das Bewusstsein in ein Computerspiel übertragen. Jaxon wird jedoch beim Hacken erwischt, sodass sein ihm sehr ähnlich aussehender Bruder Jess einspringt. Dieser hat zwar weniger Begabung in Sachen Gaming, erhofft sich jedoch, die 100.000€ Preisgeld zu gewinnen. Er tritt mit anderen Gamern in die neue Welt ein und versucht das Spiel für sich zu entscheiden. Das Ziel besteht darin, dass man als erster in einer mittelalterlich fantastischen Welt ein sog. fünftes Siegel eines Drachen finden und brechen muss. Jess schlägt sich durch die einzelnen Level, absolviert unterschiedliche Quests und entwickelt seinen Avatar immer weiter. Er besiegt die einzelnen Zwischengegner im Spiel und kann letztlich das fünfte Siegel finden. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um den Algorithmus der FULL DIVE-Technologie handelt, den die Spieleentwicklerin vor ihrem Tod im Spiel versteckt hat, um sie vor dem Zugriff des Spielekonzerns zu schützen. Die Konzernbosse haben die Beta-Phase inszeniert und wollen die Technologie, die sich auch außerhalb der Spielewelt anwenden ließe, an die Armee verkaufen. In einem spannenden Showdown gelingt es Jess, die Machenschaften aufzudecken und den Algorithmus zu schützen. 

Eine Leseprobe kann über Thalia eingesehen werden. 

‚FULL DIVE‘ von Nina Scheweling ist ein toller Roman, um leseschwache Jugendliche davon zu überzeugen, mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen und sich in eine fremde Welt entführen zu lassen.

Dies liegt zum einen am attraktiv gestalteten Buchcover, denn hier deutet sich bereits der Genre-Mix an, der das Buch derartig spannend macht. Zunächst erkennt man den Schriftzug FULL DIVE, doch lässt man das Cover auf sich wirken, so sieht man im Hintergrund eine Computerplatine, auf der ein technisch gezeichneter Drache abgebildet ist. Bereits hier wird also damit gespielt, dass den Lesenden von FULL DIVE sowohl eine fantastische Geschichte als auch ein Science-Fiction-Thriller erwartet.

Dieses besondere Arrangement der Handlung ist es, was dem Roman seinen Zauber verleiht. Als Lesende*r verfolgt man die Geschichte von Jess, der in Berührung mit einer neuartigen Technologie kommt. Ein Konzern hat eine Technik erfunden, mit der es Gamern ermöglicht wird, das menschliche Bewusstsein in ein Computerspiel zu transferieren und somit eine perfekte Illusion zu erschaffen, von der jeder Gamer sicherlich schon einmal geträumt hat. Dieses Science-Fiction-Element erzeugt bei Lesenden definitiv großes Interesse, da sich ein Jugendlicher mit dem Wunsch, in eine Gamingwelt einzutauchen, sicherlich identifizieren kann. Gleichzeitig taucht der*die Lesende dann, wenn der FULL DIVE erfolgt ist, in eine interessante, spannend erzählte Welt ein, die von ihrer Grundausrichtung her an Azeroth von World of Warcraft erinnert. Der*die Lesende erfährt viel über unterschiedliche Klassen, Professionen und muss Jess‘ Spielentwicklung verfolgen, der versucht, das fünfte Siegel des Drachen zu finden und zu brechen. Da die Spielefirma immer stärker Druck auf die Spieler ausübt, dass sie das Spiel gewinnen sollen, wird erheblich Spannung erzeugt, sodass der Roman kurzweilig ist und zu einem wahren Pageturner gerät. Als Lesende*r verliert man sich regelrecht in der Handlung, da man in jeder Situation den Fortgang der Geschichte erfahren will. 

Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass die Sprache im Roman einfach gestaltet ist. Zwar zeichnet sich der Roman nicht durch den Einsatz von Jugendsprache aus, doch wird häufig auf Figurenrede zurückgegriffen, die leicht zu verstehen ist. Der Erzähler tritt meist nicht in den Vordergrund. Die Figuren sprechen für sich. Längere deskriptive Passagen mit Erzählerbericht gibt es kaum. Dies verstärkt die Zugänglichkeit zur Handlung und zum Roman.

Nicht nur wegen der einfachen und nachvollziehbaren Handlung eignet sich FULL DIVE hervorragend als Lesefutter. Auch die Figurenkonstellation trägt dazu bei, dass der Roman vollends empfohlen werden kann. Jess ist eine durchweg sympathische Hauptfigur, die sich eben nicht durch gottgleiche Gaming-Fähigkeiten auszeichnet, sondern anfällig ist für Missgeschick und Fehler. Er ist nicht von der Spielefirma auserwählt worden, die Beta-Phase zu testen, sondern ist nur durch die Verhaftung seines in Spielefragen weit aus begabterem Bruder an dessen Stelle gerückt. Jess ist ein Charakter, der sich unsicher in der neuen Spieleumgebung bewegt, von anderen misstrauisch beäugt wird und über sich hinauswachsen muss, um das Spiel zu gewinnen. Diese Entwicklung vollzieht man als Lesende*r nach. Für Lesende bietet Jess somit ein großes Identifikationspotential, was die Motivation für den Leseprozess deutlich anregt.

Der Text eignet sich deshalb besonders für leseschwache Jugendliche, denen das Lesen in der Regel keine Freude bereitet und die keine Konzentration haben, langsam erzählte Geschichte zu lesen. Sie erhalten einen schnelllebigen Pageturner, der sich leicht lesen lässt, spannend geschrieben ist und wenig Reflexion über den Text erwartet.  

Der Roman ist als private Lektüre für Jugendliche ab 14 vollends zu empfehlen. Vor allem Jungen, die insgesamt selten und wenig lesen, werden Freude am Roman haben, da die einzelnen Kapitel kurz sind und sich somit schnell ein Lesefortschritt bzw. Leseerfolg einstellt. Die Figuren handeln vertraut, die Handlung ist sehr spannend und die erzählte Welt ist interessant. Der Roman ist ein Pageturner, sodass das Ende der Geschichte zügig erreicht ist.

Im schulischen Kontext bietet sich der Roman als Klassenlektüre zwar für leseschwache Klassen an, jedoch ist er derzeit nur für 16,90€ verfügbar.

Der Roman eignet sich sicherlich am besten als freie Lektüre im schulischen Kontext. Der Roman sollte in der örtlichen Schulbücherei nicht fehlen. Ist der Roman in den Bestand der Schulbücherei aufgenommen, so kann er auch bei einem leseanimierenden Verfahren (beispielsweise einem Book-Slam oder der Erstellung eines Buch-Trailers) eingesetzt zu werden.

Wem dieses Buch gefällt, der interessiert sich auch für Erebos von Ursula Poznanski oder Eternity Online von Mikkel Robrahn.