Buchcover Last Line of Defense. Bd. 1: Der Angriff

Der 17jährige Jayden D. Noxville wächst als Waisenkind aus unbekannten Verhältnissen zusammen mit...

Rezensiert von Dr. Ines Heiser 

Der 16-jährige Streetfighter Jayden D. Knoxville wird von einer geheimen Sektion des britischen Geheimdienstes als Agent ausgebildet. Schon bald muss er in Buenos Aires zusammen mit der jungen Journalistin Sofia vor einer schlagkräftigen Terrorgruppe fliehen… Geht es dabei wirklich nur um Sofias Recherchen oder steckt noch etwas anderes dahinter? Ein temporeicher Action-Thriller, der durch immer neue Wendungen überrascht!

BuchtitelLast Line of Defense. Bd. 1: Der Angriff
AutorAndreas Gruber
Lesealter14+
Umfang404 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagRavensburger
ISBN978-3-473-58636-3
Preis11,99 €
Erscheinungsjahr2024

Der 17jährige Jayden D. Noxville wächst als Waisenkind aus unbekannten Verhältnissen zusammen mit seiner Schwester bei einer Pflegemutter auf. Um die kleine Familie finanziell unterstützen zu können, nimmt Jayden an illegalen Streetfights teil, mit denen er durch ebenfalls illegale Wetten Geld verdient. Dabei wird er von einem Geheimdienstmitarbeiter entdeckt und für Team Omega der Last Line of Defense rekrutiert – eine britischen Geheimdienstorganisation, von der nur der Premierminister weiß. Während eines Praktikums in der britischen Botschaft in Buenos Aires trifft er auf die junge Journalistin Sofia, die einen Fall von Wirtschaftskriminalität aufdecken will. Nachdem sie in einer Techfirma Daten gestohlen hat, wird sie von Unbekannten verfolgt, die nicht davor zurückschrecken, die gesamte Botschaft zu zerstören. Jayden unterstützt sie mit Hilfe seiner Ausbildungskolleg*innen Erik und Lenny bei ihrer turbulenten Flucht. Nach ihrem knappen Entkommen stellt sich heraus, dass Sofia versehentlich einer geheimen Verbrechensorganisation mit Namen MOEBIUS in die Quere gekommen ist, die finstere Pläne verfolgt. Im Epilog wird deutlich, dass MOEBIUS inzwischen über die Existenz der Last Line of Defense informiert ist.

Eine Leseprobe ist bei Ravensburger verfügbar. 

Grubers Thriller ist zwar umfangreich, dabei haben die Kapitel als solche jedoch jeweils einen überschaubaren Umfang und die technischen Leseanforderungen sind gering (der LIX liegt bei 30). Der Roman zeichnet sich besonders durch ein hohes Erzähltempo und ein durchgehend hohes Spannungsniveau aus: Die Erzählung beginnt mit einem dramatischen Einstieg, in dem berichtet wird, wie Sofia vor bewaffneten Verfolgern in die britische Botschaft flüchtet. Kurz darauf wird diese von einem Terrortrupp gestürmt, nur Sofia und dem eher zufällig als Praktikanten anwesenden Jayden gelingt es zu entkommen. Das martialische und brutale Vorgehen der Verfolger erscheint als völlig unverhältnismäßige Reaktion, wenn man Sofias Darstellung glaubt, dass sie als investigative Journalistin in der High-Tech-Firma Futurotec lediglich Fälle von Korruption aufdecken wollte. So ist direkt zu Beginn ein starker Anreiz zum Weiterlesen gesetzt: Es scheint klar, dass hinter Sofias Recherchen mehr stecken muss, als diese selbst weiß. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass sie selbst gegenüber Jayden auch nicht mit offenen Karten spielt. Während Lesende auf die Lösung dieses Rätsels warten, wird zusätzlich Spannung dadurch aufgebaut, dass die Erzählung Jayden und Sofia bei ihrer weiteren Flucht vor den unbekannten Verfolgern und ihren Versuchen, das Land zu verlassen, begleitet. Ein zweiter Spannungsfaktor besteht also in der Frage, ob – und wie – es den beiden Jugendlichen gelingen kann, sich in Sicherheit zu bringen. Die Kapitel enden hier oft mit einem Cliffhanger und viele zuerst sinnvoll erscheinende Lösungsversuche der Jugendlichen stellen sich im Verlauf als Sackgasse heraus, so dass der Verlauf durch seine Wendungen immer wieder neu überrascht. Mit Blick auf die Figuren lässt sich feststellen, dass mit Sofia neben Jayden auch eine starke weibliche Hauptfigur präsent ist. Die beiden bilden trotz einiger Meinungsverschiedenheiten ein gutes Team, dem es nur gemeinsam – schließlich auch mit Unterstützung von Jaydens Kolleg*innen Erik und Lenny – gelingt, alle Herausforderungen erfolgreich zu bestehen. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass auf einer zweiten Handlungsebene Jaydens Ausbildungsphase als Mitglied der Last Line of Defense erzählt wird. Hier erscheint Jayden als integre Person aus ökonomisch beschränkten Verhältnissen, der es mit Witz und Durchhaltevermögen gelingt, allen Widerständen zum Trotz die anspruchsvolle Ausbildung zu durchlaufen. Die Figur gewinnt so an Tiefe, gleichzeitig zögern diese Einschübe den Fortgang der Handlung hinaus, was dazu beiträgt, die Spannung aufrecht zu erhalten.

Der Roman ist ein turbulenter und extrem spannender Pageturner, bei dem Action-Fans voll auf ihre Kosten kommen.

Als klassischer Thriller bietet sich Last Line of Defense v.a. als Freizeitlektüre an. Gleichzeitig kann der Roman auch als Lektüre im Rahmen von Vielleseverfahren oder bei Buchpräsentationen eingesetzt werden oder als Lesestoff Bestandteil von Schulbüchereien sein. Da Last Line of Defense auch als Hörbuch vorliegt, können technisch schwach Lesende etwa dadurch unterstützt werden, dass sie Hör- und Printtext parallel rezipieren, um so ihre technischen Lesefertigkeiten zu verbessern. Alternativ kann auf einem besonders niedrigen technischen Leseniveau angeboten werden, abschnittsweise Hörtext und Print zu rezipieren, so dass ein schnelleres Voranschreiten in der Rezeption möglich wird und die Spannung erhalten bleibt.

Vorteilhaft ist, dass der Roman das aktuell beliebte Genre der Teen-Agenten-Erzählung bedient: Mit Last Line of Defense können so z.B. Personen angesprochen werden, die die Streaming-Serie Alex Rider (Amazon Prime, bislang drei Staffeln 2020-2024) bzw. die Romanreihe von Anthony Horowitz schätzen, auf der diese basiert oder die sich für den James Bond-Stoff interessieren.

Günstig mit Blick auf Möglichkeiten der Leseförderung ist ebenfalls, dass es sich um den ersten Band einer Trilogie handelt: Am Ende des Romans hat die Last Line of Defense zwar ihre erste Mission bestanden, die Verbrecherorganisation MOEBIUS ist aber noch nicht besiegt und der teiloffene Schluss lädt zum Weiterlesen ein.