Buchcover Jimmy Fox. Band 1: Magischer Volltreffer (leider voll aufs Auge)

Der Vater von Jimmy Fox ist Zauberkünstler. Leider kein besonders guter, weshalb der eine oder...

Rezensiert von Dr. Sebastian Tatzel

Der zehnjährige Jimmy Fox hat‘s nicht leicht: Nervige Geschwister, ein wenig begabter Zauberer als Vater und dann muss er auch noch mit Augenklappe in seine neue Schule gehen. Zum Glück hat er seine besten Freunde, die mit Jimmy den turbulenten und skurril komischen Alltag bestreiten. Ein kurzweiliger Comicroman, der nicht nur Fans von Greg’s Tagebuch begeistern wird!

BuchtitelJimmy Fox. Band 1: Magischer Volltreffer (leider voll aufs Auge)
AutorNico Sternbaum
GenreComic & Graphic Novel
Lesealter8+
Umfang192 Seiten
VerlagSchneiderbuch
ISBN978-3-505-15043-2
Preis13,00 €
Erscheinungsjahr2022

Der Vater von Jimmy Fox ist Zauberkünstler. Leider kein besonders guter, weshalb der eine oder andere Trick gehörig schiefgeht. So landet eines Tages der Zauberstab versehentlich in Jimmys Auge, woraufhin dieser eine Augenklappe tragen muss. Mit einem solchen ‚Accessoire‘ legt der Fünftklässler Jimmy in der neuen Schule keinen so coolen Auftritt hin wie ursprünglich geplant. Doch zum Glück hat Jimmy seine besten Freunde Lisa und Ole bei sich, die ihn durch den Schulalltag begleiten. Da Jimmy einmal ein berühmter Comiczeichner werden will, hält er seine skurillen Erlebnisse und Begegnungen in seinem neuen Tagebuch fest. So berichtet er in einzelnen Episoden etwa von einem missglückten Ausflug in den Zoo, Omas Raketenpupstropfen oder davon, wie sein Vater versehentlich die Schule in Brand setzt. Am Ende geht aber jede noch so brenzlige Situation gut aus.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Magischer Volltreffer (leider voll aufs Auge) ist der erste Band, der von Nico Sternbaum geschaffenen Jimmy-Fox-Reihe. Während man Sternbaum bislang durch seine Vorlesebücher für kleinere Kinder (z.B. Schüttel den Apfelbaum) kennt, legt er mit diesem Titel sein erstes Buch für Kinder ab acht Jahren vor. Der Autor und Illustrator greift mit seinem Comic-Roman, der im Tagebuchstil von den Erlebnissen eines Zehnjährigen erzählt, auf ein Genre zurück, das sich bei jungen Leser*innen seit vielen Jahren großer Beliebtheit erfreut und noch immer einen breiten Erfolg feiert. Dadurch finden sich in Jimmy Fox viele inhaltliche wie gestalterische Parallelen zu Wegbereitern wie Kinneys Gregs Tagebuch oder Pichons Tom Gates


So steht im Zentrum der Comic-Roman-Reihe der zehnjährige Jimmy Fox, der als Ich-Erzähler fungiert und die Erlebnisse eines Schuljahres in Comicform festhält. Er berichtet dabei beispielsweise von einem aus den Fugen geratenen Ausflug in den Zoo, der damit endet, dass seine Freundin Lisa in einem Zuckerflash auf einem Elefanten reitet. Auch die missglückten Zaubertricks seines Vaters oder die Erfindungen seiner Oma sorgen für die eine oder andere chaotische Situation in Jimmys Alltag. Eine große Rolle spielen in den witzigen Episoden nicht nur der Protagonist, sondern auch dessen Familie und Freunde. Sämtliche Figuren werden eingangs mit kurzen Beschreibungstexten und einem Bild charakterisiert, was die Orientierung im doch eher umfangreichen Figureninventar auch für ungeübte Leser*innen erleichtert. 


Der Protagonist Jimmy beschreibt Probleme, die Kinder aus der eigenen Lebenswelt kennen: peinliche Eltern, Ärger mit den nervigen Geschwistern, fiese Lehrer*innen oder Schulstress. Die jungen Leser*innen können sich hier sicher gut in den sympathischen Erzähler hineinversetzen und sich in seine Beschreibungen einfinden. 

Der Lebensweltbezug wird durch die Übertreibungen, die Jimmy in seine Schilderungen einbaut, immer wieder gebrochen. So entpuppt sich der Zehnjährige als eine unzuverlässige Erzählinstanz, der eben nicht nur vom „alltäglichen“ Schulärger schreibt, sondern auch von Fußbällen, die ins Weltall fliegen, von Kaugummiblasen, mit denen man abheben kann, oder von wilden Monsterpflanzen, die den Garten des Jungen bewohnen. Durch diese nahezu fantastischen Übertreibungen erhält die Geschichte einen zusätzlichen Witz und erinnert Kinder wie auch Eltern sicher an die eine oder andere Erzählung aus Kindermund, die ebenso zu übersteigerter Darstellung neigt.


Die Episoden, die in Form von kurzen Tagebucheinträgen erzählt werden, haben einen durchschnittlichen Umfang von vier Seiten und sind somit schnell lesbar. Die Kapitel stehen in der Regel für sich, sie sind lose durch kleine Verweise miteinander verbunden. Dadurch wird ein schnelles Vorankommen im Buch ermöglicht. Die Sprache ist charakterisiert durch einfache Sätze und einen Wortschatz, der nah an der Zielgruppe ist. So wird die eigenständige Lektüre unterstützt.  

Die Aufmachung des Buches überzeugt durch eine abwechslungsreiche Typographie, die Freude beim Lesen bereitet. Die bewusst kindlich gehaltenen Zeichnungen erinnern optisch freilich an die Illustrationen aus Gregs Tagebuch, sind aber mindestens genauso ansprechend für Kinder, unterstützen das Textverständnis und lockern das Schriftbild auf. Dadurch wird auch (noch) wenig leseaffinen Kindern eine motivierende Lektüre geboten, die schnell für Leseerfolg sorgt. 


Zusammenfassend kann der erste Band der Jimmy Fox-Reihe für leseferne Kinder tatsächlich ein ‚Volltreffer‘ sein: Die witzigen Figuren, die skurrile Handlung sowie die ansprechende Text- und Bildgestaltung lassen nicht nur gefestigte Comic-Fans zum Buch greifen, sondern sie richten sich auch an die Kinder, die (noch) nicht gerne lesen oder ähnliche Comicromane gar nicht kennen. 

Wenngleich das Buch für Erwachsene sicherlich Geschmackssache ist, bei Kindern ab acht Jahren trifft es hoffentlich nicht ins Auge, sondern voll ins Schwarze. 

Magischer Volltreffer (leider voll aufs Auge) eignet sich aufgrund seines geringen Textumfangs, der kurzen Sätze und der zahlreichen Illustrationen, die das Lesen unterstützen, auch für wenig leseaffine Kinder als private Lektüre. Der Band wird sich sicherlich auch in Klassen- und Schulbibliotheken großer Beliebtheit erfreuen. In diesem Rahmen kann der Titel auch ein Gegenstand für Buchpräsentationen sein und so innerhalb des Klassenverbandes weiterempfohlen werden. 


#lesen.bayern, eine Initiative des bayerischen Staatsministeriums für Schulqualität und Bildungsforschung, gibt Hinweise für eine mögliche Besprechung von Sternbaums Comicroman im Unterricht der Grundschule (https://www.lesen.bayern.de/fileadmin/user_upload/Lesen/zusatzmaterialien/9783505150432.pdf). Dabei wird vor allem auf die Übertreibungen eingegangen, die ein zentrales Mittel der Erzählung sind. Durch die unterrichtliche Auseinandersetzung mit Gesagtem und Gemeintem können die Leser*innen lernen, symbolische Ausdrucksweisen zu verstehen sowie mit Fiktionalität bewusst umzugehen. 

Im Rahmen des Literaturunterrichts bietet es sich zudem an, Anschlussprodukte zum Buch zu erstellen: Tagebucheinträge, Lügengeschichten (im Stile des Barons von Münchhausen) oder kurze Comicepisoden über den eigenen oder fremden (Schul-)Alltag. Die reduzierten Illustrationen laden zum Nachzeichnen und zu kreativen Anschlusshandlungen ein. 


Magischer Volltreffer (leider voll aufs Auge) ist der erste Band der Jimmy-Fox-Reihe. Der zweite Band, Endlich Ferien (Rette sich, wer kann!), ist im Februar 2023 erschienen und motiviert Kinder, die Gefallen am ersten Band gefunden haben, sicherlich zum Weiterlesen.