Buchcover Münster Krimi Kids (Bd. 1). Das Geheimnis um die Tuckesburg

Münster Krimi Kids, so heißt die Detektei, welche die beiden Freunde Mo und Johnny gemeinsam mit...

Rezensiert von Tina Gürth

Eigentlich wollen die Krimi-Fans Mo, Johnny und Samira nur ein paar Flohmarkt-Kisten packen, doch als sie dabei einen geheimnisvollen Schlüssel entdecken, befinden sie sich plötzlich mitten in einem echten Detektivabenteuer. Für junge Leser*innen ist Hochspannung garantiert, wenn die drei Freunde mitten in der Nacht durch Münster radeln, um das Geheimnis um die Tuckesburg zu lösen. Werden sie bei ihrem nächtlichen Ausflug etwa beobachtet...?

BuchtitelMünster Krimi Kids (Bd. 1). Das Geheimnis um die Tuckesburg
AutorOverbeck, Inka; Zamolo, Lucia (Ill.)
GenreKrimi & Thrill
Lesealter8+
Umfang107 Seiten
Edition1
VerlagCoppenrath
ISBN978-3-649-64344-9
Preis11,00 €
Erscheinungsjahr2023

Münster Krimi Kids, so heißt die Detektei, welche die beiden Freunde Mo und Johnny gemeinsam mit ihrer Nachbarin Sam gegründet haben. Im Hinterhof des Wohnhauses, in dem alle drei Kinder leben, haben sie sich sogar ein eigenes Detektiv-Büro eingerichtet. Als die Kinder in der Schrebergartenlaube von Mos Onkel Dip, einem pensionierten Privatdetektiv, Kisten für den Flohmarkt packen, entdecken sie in einem Buch-Safe einen geheimnisvollen Schlüssel. Sofort sind sie sich sicher: Das ist ihr neuer Fall. Der mit einem Eulenkopf verzierte Schlüssel führt sie auf das Gelände der ehemaligen Zooanlage von Münster, zunächst zum Eulenturm, dann zu einem Mini-Bunker, der sich mit dem Schlüssel öffnen lässt. Hier finden die Kids eine überaus wertvolle Picasso-Vase und versuchen nun herauszufinden, wer diese gestohlen und in dem Mini-Bunker versteckt haben könnte. Herr von Galenberg, der Besitzer der in Sichtweite des Bunkers gelegenen Tuckesburg, kommt ihnen verdächtig vor. Doch als die Kinder die Gelegenheit bekommen, die Tuckesburg und ihren Besitzer genauer zu inspizieren, stoßen sie auf ein unterirdisches Tunnelsystem, das bis ins Picasso-Museum führt, und sie stellen fest, dass Herr von Galenberg dort im Museum arbeitet. Mit detektivischem Spürsinn finden sie heraus, dass Willi, ein Freund von Mos Onkel Dip, die Picasso-Vase im Mini-Bunker versteckt und den Schlüssel in Dips Rumpelkammer deponiert hat. Er hatte die Vase zufällig bei einer Zugfahrt gefunden und nach Hause mitgenommen. Erst aus der Zeitung hatte er erfahren, wie wertvoll das Fundstück ist, das er unterschlagen hat. Weil er große Angst vor einer Gefängnisstrafe hat, hatte er die Vase versteckt. Die Krimi-Kids bieten dem verzweifelten Willi ihre Hilfe an. Über die unterirdischen Verbindungsgänge schmuggeln die Kinder die Vase heimlich wieder zurück ins Picasso-Museum.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Aus Krimi-Lesenden werden echte Detektive: die Münster Krimi Kids.

Der Wunsch, endlich eigene Fälle zu lösen, ist so groß, dass die Freunde Mo, Johnny und Sam ihre eigene Detektei gründen und sich bald mitten in ihrem ersten aufregenden Detektiv-Abenteuer befinden.

Im spannungsgeladenen Reihenauftakt der Autorin Inka Overbeck können auch die jungen Leser*innen ihren detektivischen Spürsinn unter Beweis stellen und an der Seite der Krimi Kids an realen Münsteraner Schauplätzen ermitteln. Dabei sorgen insbesondere die durchgängige Spannung und ein angemessener Gruselfaktor für eine sehr kurzweilige Lektüre.

Die Münster Krimi Kids, das sind der schlaue, aber manchmal etwas ängstliche Mo, sein Freund Johnny, der sich gut mit Technik und Detektivausrüstungen auskennt, und die sportlich-taffe Sam, die vor keiner Gefahr zurückschreckt. Auch eine tierische Spürnase, der Terrier Arnie, gehört zum Ermittler*innen-Team. Erst das Zusammenspiel der unterschiedlichen Fähigkeiten der Kinder macht ihre Detektivarbeit so erfolgreich und darüber hinaus bieten die unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale der Kinder viel Identifikationspotenzial für die jungen Leser*innen.

Auf ihren Streifzügen durch ihre Heimatstadt Münster lernen die Krimi Kids ihre vertraute Lebenswelt aus einer völlig neuen Perspektive kennen und sie geraten mitunter in gefährlich anmutende Situationen, in denen sie sich behaupten müssen. Dabei handeln die Kinder völlig eigenständig und unabhängig von Erwachsenen. Souverän treffen sie Entscheidungen und gehen detektivisch reflektiert vor, wenn sie, um den Tathergang zu beiden von ihnen gefundenen Gegenständen (Schlüssel und Vase) zu rekonstruieren, ihr Umfeld beobachten, Schlussfolgerungen ziehen, Spuren sichern und diese auswerten.

Am Ende lösen die Krimi Kids nicht nur das Rätsel um die verschwundene Picasso-Vase, indem sie Willi, einen Freund von Mos Onkel, als Täter überführen, sondern sie erlangen auch Einsicht in die Beweggründe des Täters, der letztlich aus Angst vor Strafe ein ‚Verbrechen‘ begangen hat. Eine von Willi im Zug gefundene Vase entpuppt sich als echtes Picasso-Kunstwerk. Als er herausfindet, wie wertvoll die Vase ist, traut er sich nicht mehr, das Fundstück abzugeben und hat es daher an einem geheimen Ort versteckt. Weil Willi sein Handeln aufrichtig bereut, entscheiden sich die Krimi Kids dafür, Willis Problem zu lösen. Damit er nicht als vermeintlicher Kunsträuber hinter Gittern landet, schmuggeln sie die Vase über unterirdische Tunnelgänge zurück ins Picasso-Museum.


Schon das von Lucia Zamolo gestaltete Buchcover verspricht spannende Unterhaltung und weist auf einen nächtlichen Ausflug im geheimnisvollen Umfeld der Tuckesburg hin. Auf ihren ereignisreichen Streifzügen durch Münster können die Leser*innen die Krimi Kids stets durch die Stadt begleiten, zur Orientierung dient dabei ein auf dem Vorsatzblatt abgebildeter Stadtplan, der eine gute Übersicht über die wechselnden Handlungsorte bietet. Allerdings lassen sich nicht alle im Text erwähnten Straßennamen auch auf der gezeichneten Karte wiederfinden. 

Der mitunter hohe Schriftanteil auf den Einzelseiten, Blocksatz, der zu Worttrennungen führt, und die sprachliche Komplexität legen die Empfehlung des Buches für eher fortgeschrittene Leser*innen der Altersgruppe 8+ nahe. Die anregenden Illustrationen, die das Textverständnis unterstützen, und der recht geringe Seitenumfang machen das Buch aber insbesondere für diejenigen attraktiv, die vor längeren Texten noch zurückschrecken. Die Kapitel umfassen jeweils nur wenige Seiten (107 Seiten, 19 Kapitel), so dass die Lektüre gut in übersichtliche Leseeinheiten aufgeteilt werden kann. 


Ganz im Sinne der Krimi Kids, die nicht nur Geschichten lesen, sondern echte Detektiv-Abenteuer erleben wollen, regt die Autorin auch die Leser*innen zu eigener detektivischer Arbeit an, die über den Text hinausgeht. In einem Quiz können sich die Leser*innen auf Spurensuche begeben, um etwas über die realen Schauplätze und den echten Kriminalfall herauszufinden, welche die Autorin kunstvoll in die Krimihandlung eingeflochten hat. Besonders gelungen scheint dabei die Vorgehensweise der Autorin und der Illustratorin, bei den jungen Leser*innen das Bewusstsein für die Unterscheidung von fiktionaler und realer Ebene zu schärfen.

Abgerundet wird das Buch durch eine weitere Handlungsanregung, ein Bärentatzen- Rezept, das Lieblingsgebäck der Krimi Kids.


Mit dem ersten Band der Münster Krimi Kids-Reihe haben Inka Overbeck und Lucia Zamolo einen gelungenen Reihenauftakt vorgelegt, der spannenden und kurzweiligen Lesespaß garantiert und gewiss neue Krimi-Fans hervorbringt – und wer weiß, vielleicht auch echte Detektiv*innen.


Der erste Teil der Münster Krimi Kids. Das Geheimnis um die Tuckesburg eignet sich für die private Lektüre und ist für die Anschaffung in Klassen- oder Schulbüchereien der Primarstufe zu empfehlen. Der Titel kann ebenfalls in Offenen Leseförderformaten (Vielleseverfahren – Lesekiste) oder als Vorlesebuch in einer Kindergruppe eingesetzt werden. Das Buch liegt sowohl in einer gebundenen Version als auch im eBook-Format vor.


Inhaltlich erscheint die Diskussion über den richtigen Umgang mit verlorenen und gefundenen Gegenständen interessant, da das Buchende und der Umgang mit dem ‚Täter‘ nicht nur die Krimi Kids, sondern auch die kindlichen Leser*innen zu moralischen Stellungnahmen herausfordert.


Die im Text angelegte Verknüpfung einer fiktionalen Geschichte mit real existierenden Handlungsorten und einem echten Kriminalfall kann zum Ausgangspunkt für Recherchen zur eigenen Stadtgeschichte gemacht werden. So könnten ältere Grundschüler*innen nach geschichtsträchtigen Gebäuden, Ereignissen oder besonderen Persönlichkeiten fahnden, die im Zusammenhang mit der unmittelbaren Umgebung ihrer Schule oder dem persönlichen Wohnumfeld stehen. Auch produktive Verfahren, in denen reale Orte aus dem Lebensumfeld der Kinder zum (ggf. geheimnisvollen) Handlungsort in einer fiktiven Geschichte werden, sind denkbar.


Neben anregender Spurensuche bietet das Buch aber auch Anknüpfungspunkte für den fächerverbindenden Unterricht.

So kann im Rahmen des Sachunterrichts der Umgang mit Karten eingeübt und der Stadtplan von Münster auf dem Vorsatzblatt noch um eine detailliertere Karte ergänzt werden (Lese- und Kartenprofis könnten Figuren-Bewegungen auf einem Stadtplan auch anhand des weitaus komplexeren Kinderkrimis Emil und die Detektive nachverfolgen.) 


Eine Verbindung mit dem Kunstunterricht und die Auseinandersetzung mit dem Künstler Picasso ist ebenfalls denkbar.

Unterstützend bietet beispielsweise das Picasso-Museum in Münster digitale Fortbildungen für Grundschullehrkräfte an, in denen Unterrichtsideen entwickelt werden, die sich mit dem künstlerischen Werk Picassos beschäftigen (kunstmuseum-picasso-muenster.de/programm/digitale-lehrerinnenfortbildung/ [Abruf: 12.04.2023]


Der zweite Band der Reihe Münster Krimi Kids. Das Rätsel um die Astronomische Uhr erscheint im Juni 2023.