Buchcover Fart Quest

Nicht umsonst trägt der junge Magier Bartok unter seinen Heldenmitschüler*innen und...

Rezensiert von Martina Frey-Walter

Eine Zauberakademie wie Krakenkrone besuchen zu dürfen, ist ja schon ein Privileg, doch gleich im ersten Schuljahr ohne Lehrmeister gegen Harpyien, Lamien, Oger und andere gefährliche Gestalten anzutreten, nichts als Herausforderung pur. Jungmagier Bartok, die angehende Zwergenkriegerin Moxie sowie Nachwuchspriesterin Pan begeben sich in ein fantastisches und humorvolles Abenteuer. Schaffen sie es auf dem Weg zu echten Helden genügend Erfahrungspunkte zu sammeln?

BuchtitelFart Quest
AutorAaron Reynolds, illustr. v. Cam Kendell, übers. v. Maxi Lange
GenreAbenteuer
Fantasy
Humor & Komik
Lesealter10+
Umfang286 Seiten
VerlagSchneiderbuch
ISBN978-3-505-15050-0
Preis10,00 €
Erscheinungsjahr2022

Nicht umsonst trägt der junge Magier Bartok unter seinen Heldenmitschüler*innen und Lehrmeister*innen den Beinamen Fart. Unter all den Zaubern, von denen sich die Schüler*innen von Krakenkrone im ersten Level einen als individuelle Stärke aussuchen dürfen, entscheidet sich Bartok ausgerechnet für die Gas-Attacke. Dieser Zauber verwandelt das Gegenüber in eine stinkende Gaswolke, also gewissermaßen in einen Furz (engl. fart). Ein Umstand, den Fart im Gegensatz zu seinem Ausbilder, Elmore dem Beeindruckenden, für sehr unterhaltsam hält. Zusammen mit der Priesterin Oonah und dem Zwergenkrieger Meister Rotmähne und seinen beiden Mitschülern Moxie Kampfblut und Pan Silberschnee ist Fart auf dem Weg, Level für Level und Quest für Quest Erfahrungspunkte zu sammeln, um eines Tages ein richtiger Held zu werden. Natürlich funktioniert das außerhalb in der Wildnis, wo die Gefahren lauern, am besten, denn was schult Held*innen mehr als die Erfahrung?

Es dauert nicht lange, bis die drei Meister plötzlich verschwinden und Fart, Moxie und Pan alleine zurückbleiben. Was sollen die drei Junghelden nun tun? Zurück in die Schule zu gehen, erscheint ihnen nicht der passende Weg auf der Suche nach Heldenstatus und Ehren zu sein. Nein, die drei beschließen sich zusammen den Abenteuern zu stellen und sich als echte Helden zu beweisen.

Wie gut, dass ihnen bald der große und mächtige Magier Kevin begegnet, der zufälligerweise die Hilfe echter Helden braucht und schon beginnt die wahre Fart Quest, denn Kevin benötigt besonders dringlich den Pups eines goldenen Lamas. Auf der Reise begegnen den jungen Helden die verschiedensten Schreckensgestalten von der Harpyie, über zweiköpfige Riesen bis zur Endgegnerin, einer unglaublich bösen und energievollen Lamie. Wie trefflich ist es da, wenn man die Fähigkeit besitzt, sein Gegenüber in einen echten Furz zu verwandeln. Denn so ist es schließlich möglich, dass auch der Außenseiter Fart durch sein ganz besonderes Talent seinen Platz unter den Junghelden einnehmen darf.


Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Fart Quest erscheint geradezu perfekt dafür geeignet, lesemüde Rezipient*innen von der Spielekonsole direkt hinein in eine magische Fantasywelt locken zu können. Für alle Gamingliebhaber*innen eröffnet Aaron Reynolds eine moderne Heldengeschichte, die ihre Leser*innen von der ersten Seite an direkt in ein gnadenlos humorvolles und fesselndes Abenteuer mitreißt. 

In den unterschiedlichsten Aufgaben, zu denen kleinere Quests innerhalb der großen Quest zählen, sammeln die jungen Held*innen Energiepunkte. Dieser Challengecharakter überträgt sich schnell auf die Lesenden selbst, indem diese durch einen Vermerkt über den Erfolg einer bestandenen Aufgabe und die dafür erhaltenen Punkte an jedem Kapitelende immer wieder auf das Neue für den Lesefortschritt belohnt werden. Die Abenteuer sind kurz, aber gehaltvoll. Langeweile kann während der Lektüre nicht aufkommen, wenn die Rezipient*innen einmal in die fantastische Welt eingetaucht sind.

Die sprachliche Ausgestaltung wirkt keineswegs überladen, das Sprachniveau ist sehr gut für leseungeübte Leser*innen geeignet. Wörtliche Reden und der durchweg parataktisch geprägte Satzbau sind eingängig und leicht lesbar. Der Sprachstil und die verwendete Jugendsprache sind glaubhaft und bilden das gängigen (u.a. aus dem Gamingbereich bekannte) Sprachjargon heranwachsender Leser*innen ab. Somit erscheint diese humorvolle Geschichte keineswegs unglaubwürdig oder übersteigert.

Cam Kendalls wunderschöne Illustrationen nehmen teilweise mehr als nur eine Doppelseite Text ein, so dass die 286 Buchseiten einem zügigen Lesegenuss nicht im Wege stehen. Die Illustrationen unterstützen das Lesen und Erleben: wenn sich die jungen Helden während einer Quest beispielsweise durch eine Höhle bewegen, wird die Dunkelheit der Höhle auf der bildlichen Ebene, durch weiße Schrift und helle Illustrationen auf schwarzem Hintergrund, realisiert. Dieser Kniff wirkt sehr ansprechend und unterstützt das Verstehen während der Rezeption. Jeder Gegner ist – so unbezwingbar er den Junghelden und Leser*innen auf den ersten Blick auch erscheinen mag – liebevoll illustriert und mit einigen sehr humorvollen Beschreibungen unterstützend auf der Bildebene ausgestaltet. Auf diese Weise werden die Figuren mit Anmerkungen zu Ihrem Aussehen oder Ihrer Stärke vorgestellt. Fart Quest erinnert stellenweise an einen Comic und bedient sich in einigen Kapiteln auch der Aufmachung dieser Gattung, weshalb ein zügiger Leserfolg garantiert ist.


Fart Quest kann zur Aufnahme in jeder öffentlichen Bibliothek und jeder Schulbibliothek empfohlen werden. Der erste Band sowie die Folgebände sind auch als Hörbuch verfügbar, sodass eine Geschichtenrezeption auch durch den verfügbaren Medienverbund möglich ist.

Es handelt sich bei diesem Titel definitiv um unterhaltsame Kinder- und Jugendliteratur, die ohne eine Begleitung durch Literaturvermittler:innen zum selbständigen Lesen ermuntert. Bei der Lektüre von Fart Quest sollte das Lesevergnügen klar im Fokus stehen, dennoch ergeben sich einige interessante Ansatzpunkte für eine etwaige Verwendung im unterrichtlichen Kontext, unabhängig vom literarischen Setting.  Computerspiele sind – und das wurde spätestens im Rahmen mannigfacher Studien während und nach der Pandemie sehr deutlich – Teil der Lebensrealität der Schüler*innen.

Ein Buch wie Fart Quest bietet durch seine Anlehnung an digitale Spiele und das damit verbundene Erleben von Heldenreisen einen alternativen Zugang zur Lebenswelt der Leser*innen und eröffnet gleichzeitig die Chance für einen modernen Literaturunterricht, der diese Medien integriert.

Fart Quest eröffnet die Möglichkeit, eine Welt voller magischer Figuren zu erleben. Es bietet sich an, prototypische Vorstellungen von Figuren beispielsweise aus der antiken Sagenwelt zu entwickeln und über diese zu sprechen. Auch fächerübergreifend lassen sich Anknüpfungspunkte erschließen: Schüler*innen können dazu eingeladen werden, Sagengestalten modern und altersgemäß zu illustrieren, diese zu beschreiben und zu präsentieren und mit bisherigen Vorstellungen und Konzepten zu vergleichen.

Ferner ließe sich eine Anschlusskommunikation über Mediennutzung und Medienkonsum anbinden. 

Die persönliche Entwicklung des jungen Magiers Fart, der zu Beginn des Titels die Funktion eines Außenseiters einnimmt und sich durch seinen ungewöhnlichen Zauber und seine mutige und neugierige Art beweisen kann und während seiner Heldenreise Selbstzweifel überwindet, erscheint als geeigneter Ausgangspunkt für ein Gespräch im Rahmen werteorientierten Literaturunterrichts. Zusammenfassend bietet Fart Quest mannigfaltige Anschlussmöglichkeiten für kompetenzorientierte Vermittlungsziele und kann als Titel für junge Lesende, die einen kleinen Schupps in die Welt der Literatur benötigen, wärmstens empfohlen werden.