Buchcover SpooKI. Den Geist aufgeben gibt’s nicht

Der 12-jährige Robert lebt mit seiner Geisterfamilie in einem alten, maroden Haus in der ältesten...

Rezensiert von Nicole Bachor-Pfeff und Patrick Taschler

Ein wirklich beGEISTERndes Abenteuer, in dem nicht die Geister unheimlich sind, sondern vielmehr die im Titel SpooKI schon angedeutete KI. Sie spioniert nämlich ziemlich bedrohlich Robert und seine Geisterfamilie aus. Die Konsequenzen liegen auf der Hand, sollte jemand entdecken, dass er in einer Familie lebt, die eigentlich niemand sehen kann. Gemeinsam mit Isabella, seiner neuen Mitschülerin, versucht Robert, seine Probleme wie spionierende Nachbarn, seltsame Drohnen, Mobbing und einige sonderbare Ereignisse zu bewältigen. 

BuchtitelSpooKI. Den Geist aufgeben gibt’s nicht
AutorRuth Rahlff, illustr. v. Timo Gruibing
GenreKrimi & Thrill
Abenteuer
Lesealter10+
Umfang315 Seiten
VerlagCarlsen Verlag
ISBN978-3-551-65521-9
Preis12,00 €
Erscheinungsjahr2022

Der 12-jährige Robert lebt mit seiner Geisterfamilie in einem alten, maroden Haus in der ältesten Straße der Stadt. Weil er sich so seltsam verhält, wenn er mit seinem Geisterhund spricht, gilt er in der Schule als Freak. Seinem Nachbarn Tarantino, einem etwas selbstgefälligen Wichtigtuer, fällt auf, dass man Roberts Eltern nie zu Gesicht bekommt und deshalb spioniert er ihm sehr aufdringlich nach. Dass niemand davon erfährt, bereitet Robert große Mühe. Doch dann häufen sich die Probleme. Seine fehlenden Informatikkenntnisse bringen ihn in Versetzungsgefahr, sein Schulkamerad Damon und dessen Anhänger Ava und Justus machen ihm das Leben schwer und dann soll er noch seinen Geisterhund Unfug innerhalb des Schulprojekts vorstellen. Nachdem Opa für Robert in einem Preisausschreiben ein Smartphone mit einem geheimnisvollen Emblem auf der Rückseite gewonnen hat, passieren jede Menge seltsame Dinge. Zum Glück stehen Robert seine neue Mitschülerin, die Computerspezialistin Isabella, und sein chaotischer Geistercousin Lorenzo zur Seite. Isabella und Robert werden dicke Freunde. Sie ist auch der einzige Mensch, der Roberts Geisterfamilie sehen kann und ganz natürlich mit ihnen umgeht. Sie hilft Robert bei seinen Computerproblemen im Unterricht, aber auch damit, einen Hund als Hologramm zu programmieren, damit er sein Haustier präsentieren und die ständigen Hänseleien seiner Klassenkameraden ausbremsen kann. 

Währenddessen spioniert nicht nur der Nachbar, sondern auch irgendetwas Geheimnisvolles die Geisterfamilie aus. Robert nutzt sein neues Smartphone für allerlei Einkäufe und auch sein Opa findet Gefallen daran und lädt sich ein Spiel aus dem Internet herunter. Als Isabella auf die Sicherheitseinstellungen aufmerksam macht, ist es schon zu spät. Sie versucht ein paar Einstellungen zu verändern, schafft es aber nicht. Was ist eigentlich geschehen? Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Antworten. Aber wie trickst man eine Künstliche Intelligenz aus?

Am Ende schaffen es die Kinder, sowohl dem lästigen Nachbarn als auch dem Jugendamt ein Schnippchen zu schlagen. Vorbei ist der Spuk allerdings noch lange nicht und vieles bleibt offen und lädt zum nächsten SpooKI-Band ein, der auch schon erschienen ist.


Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden 

SpooKI ist mit 315 Seiten ein eher umfangreiches Buch, aber die große Serifenschrift und die großen Zeilenabstände ermöglichen einen leichten und schnellen Lesefluss. Das Abenteuer ist in witziger, flüssiger und jugendlicher Sprache und mit einfachen Satzstrukturen leicht verständlich verfasst. Die zahlreichen, sehr humorvollen Schwarz-weiß-Illustrationen von Timo Grubing entlasten nicht nur den Text, sie machen auch richtig Spaß. Auch das Cover mit Glow-in-the-Dark-Effekten lädt zum Lesen ein und kann nachts ein paar schaurige Momente bereiten, wenn auf dem Nachtisch ein kopfloser Opa leuchtet.


Roberts Familie besteht aus Geistern, Mama, Papa, Opa, seinem Hund Unfug und seinem chaotischen und lustigen Cousin Lorenzo – allesamt liebenswerte und schrullige Charaktere, die sowohl einige Überraschungen als auch einige sehr amüsante Momente bereithalten. Isabella, ein Computergenie, wird Roberts Freundin und stellt eine starke, pfiffige Identifikationsfigur dar. Das Gleiche gilt für Robert selbst, der trotz aller Besonderheiten seiner Familie, seiner aufdringlichen Nachbarn und seiner fiesen Schulkameraden das Leben prima meistert.


Sehr unvermittelt steht man mitten in den Geschehnissen und im sehr GEISTreichen und mysteriösen Leben Roberts, in dem eine Jahrhunderte alte Spukfamilie auf moderne Technik trifft. Damit ist der Autorin Ruth Rahlff ein guter Kniff geglückt. Sie schafft es, eine ziemlich knifflige und komplizierter Thematik der Neuzeit für junge Leser zugänglich aufzubereiten: Internetsicherheit und Datenschutz, Segen und Fluch der KI oder generell der technischen Möglichkeiten unserer Zeit. Sogar Themen wie erhöhte Müllproduktion und -entsorgung durch die Interneteinkäufe der modernen Gesellschaft werden angestoßen. Durch die alten Geister werden kritische Gegenposition zur modernen Technik eingebracht. In diesem Spannungsfeld zwischen alter und neuer Welt und dem technologiefreien Schweben durch Raum und Zeit gegenüber dem Bedarf bzw. den Bedürfnissen eines jungen Menschen, der das Leben im Hier und Jetzt bewältigen muss, bleibt die Erzählung stets amüsant, temporeich und spannend und hält einige Überraschungen bereit. 


Ein gelungener Reihenauftakt!

SpooKI spricht sowohl Jungen als auch Mädchen an. Es ist vor allem für leseerfahrene Leser*innen und für die private Lektüre geeignet, aber auch für die Klassenbibliothek zu empfehlen. 


Auch für die unterrichtliche Integration eignet sich SpooKI im Rahmen von Unterrichtseinheiten zur Digitalen Bildung und Medienbildung. Diese zählen heute zu den zentralen Schlüsselqualifikationen, über die junge Menschen verfügen müssen, um sich angemessen in unserer digitalen Welt und Mediengesellschaft bewegen zu können. Themen wie das reflektierte Auswählen und Nutzen von Medienangeboten, das Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflüssen, der Umgang mit digitalen Medien und Künstlicher Intelligenz im Sinne des Datenschutzes und der Internetsicherheit können an diesem Buch wunderbar aufgegriffen werden. Als Aufhänger eignen sich vor allem die von neuen Technologien wenig begeisterten Gespenstereltern, deren „altmodische“ Ansichten auf die Spitze getrieben werden. Damit könnte eine deutliche Gegenposition erarbeitet werden und in der Anschlusskommunikation diskutiert werden. Für und Wider, Gefahr und Nutzen könnte an den Positionen Isabellas, Roberts und seinen Eltern diskursiv erarbeitet werden: Isabella, die geschickt, klug und mit digitaler Kompetenz den Umgang mit PC, Smartphon und Internet beherrscht, Robert, dessen Probleme teilweise aus der von den Eltern erzwungenen Abstinenz von digitalen Medien entstehen, und eben Roberts Eltern, die für alte Werte, Interessen und Kommunikationsformen stehen.