Buchcover Die Albtraumjäger. Band I: Sarah

Tristan und Esteban, beide vierzehn Jahre alt, haben einen wichtigen Auftrag in der Klinik von...

Rezensiert von Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser

Was würde passieren, wenn man in die Träume anderer Menschen eindringen könnte? Die neue Comic-Reihe Die Albtraumjäger verwendet ein in Literatur und Film bekanntes Motiv, um ein Science-Fiction-Setting ins Bild zu setzen: Die beiden Jugendlichen Tristan und Estaban haben die Mission, in der Klinik von Professur Angus mit Hilfe geheimnisvoller Apparaturen in die schlechten Träume der Patienten einzutauchen, um diese zu beseitigen. Ein Auftakt voller Spannung und Grusel!

BuchtitelDie Albtraumjäger. Band I: Sarah
AutorFranck Thilliez, illustr. v. Yomgui Dumont, Drac, übers. v. Tanja Krämling
GenreHorror & Grusel
Science Fiction
Comic & Graphic Novel
Lesealter12+
Umfang56 Seiten
VerlagToonfish (Splitter)
ISBN978-3-96792-750-4
Preis14,95 €
Erscheinungsjahr2022

Tristan und Esteban, beide vierzehn Jahre alt, haben einen wichtigen Auftrag in der Klinik von Professor Albert Angus, Tristans Vater, zu erfüllen. Sie müssen in die Albträume von Kindern eintreten, um diese von belastenden Erinnerungen zu befreien. Ihre Mission als Reise in innere Welten ist nicht ungefährlich, da ihnen nur eine bestimmte Zeitspanne – die Zeit des Traumes der Patient*innen bis zu deren Aufwachen – zur Verfügung steht und sie rechtzeitig die Tür zur Rückkehr in die Außenwelt finden müssen.

Die Akte Nr. 1 Sarah (so lautet der Untertitel des Comics) betrifft die Ängste der jungen Sarah vor grausamen Erwachsenen, die in ihren Albträumen Jagd auf Kinder machen und diese verschwinden lassen. Unter großem Einsatz und mit actionreichen Szenen gelingt es Tristan und Esteban in Sarahs Traum, die Erwachsenen zu besiegen und Sarah von ihren Ängsten zu befreien. Der Erfolg der Mission schließt die erste Akte und mündet in einen Cliffhanger:  Im Kontrollraum der Klinik zeigt der Professor den beiden Albtraumjägern einen gefährlichen Patienten, der in seinem Traum eine Person gefangen hält – es handelt sich um Tristans Mutter… 

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden. 

Mit seinen fantastischen Sci-Fi- und Horrorelementen knüpft der spannende Comic an bekannte Werke der Populärkultur an, die vielen Kindern und Jugendlichen vertraut sind. Das Setting eines geheimnisvollen Laboratoriums findet sich in zahlreichen Werken, nicht zuletzt in der Netflix-Serie Stranger Things (ab 16) – die EEG-Elektroden, die an Sarahs Kopf befestigt werden, erinnern stark an das Mädchen Elf und Dr. Brenners Experimente in Stranger Things. Unmittelbare Motivbezüge liefert Christopher Nolans Film Inception (ab 12), in dem ebenfalls das Experiment, in die Träume anderer einzudringen, zentral gesetzt ist.  

Graphisch umgesetzt werden die Themen Albträume, (verlorene) Erinnerungen und Traumata in prägnanten und skurrilen Panels, deren Düsternis eindrucksvoll ins Auge sticht. Vor allem die Albtraumsequenzen sind durch Action und überbordende Handlung und somit einer Fülle an Soundwords gekennzeichnet. Auch wenn die Sprechblasen nur wenig und leicht zugänglichen Text enthalten, bedarf es einer aufmerksamen Leser*innenschaft, um zum einen das Konstrukt von Rahmen- und Binnenhandlung und wechselnder Perspektiven zu verstehen und zum anderen den Faden in der handlungsreichen Traumsequenz nicht zu verlieren. Orientierung bieten dabei die farblich unterschiedlich abgesetzten Seitengestaltungen, wobei die Rückkehr in die äußere Wirklichkeit mit dem Umschlag in helle Farbtöne besonders heraussticht. 

Spannung erzeugen darüber hinaus etliche Geheimnisse, die angelegt, aber nicht gelüftet werden. Warum sitzt Tristan im Rollstuhl (den er übrigens in der Traummission nicht benötigt)?  Woher stammt Esteban, der an Gedächtnisverlust leidet und bei Professor Angus aufgenommen wurde? Wie geht es mit dem gefährlichen Gefangenen am Schluss der Geschichte weiter? Mit diesen offenen Fragen weckt der erste Band der Comic-Reihe Lust auf die folgenden Bände.

Dass die ‚Akte‘ im Anschluss an die Geschichte vertrauliche Top-Secret-Notizen des Professors über die Aktivitäten im Schlafforschungszentrum der Klinik enthält, stellt eine passende Ergänzung für alle Sci-Fi-Fans dar.   


Mit den Albtraumjägern lassen sich an Horror, Grusel, Science-Fiction und Comics interessierte Jugendliche zur Lektüre motivieren. Der Comic eignet sich für das Freizeitlesen, aber auch für thematisch passende Bücherkisten im Unterricht. Weitere unterrichtliche Umgangsweisen mit dem Comic sind vorstellbar und zielen auf die Vermittlung kultureller Praxen ab:

Auf der Seite des Splitter Verlags findet sich ein Comic-Trailer, der als Nebentext im Unterricht einbezogen werden kann: zur Hinführung oder im Vergleich mit dem bereits rezipierten Comic. 

Im COMICtalk, einem Online-Gesprächspodium von Hella von Sinnen mit verschiedenen Gästen über Comic-Neuerscheinungen, bietet die Sendung 34 eine Diskussion über Die Albtraumjäger. Das Video eignet sich als exemplarisches Muster medialer literaturkritischer Diskussionskultur und kann (in Auszügen) von Schüler*innen angeschaut, beurteilt bzw. als Format zur Adaption für eigene literaturkritische Diskussionen in verteilen Rollen genutzt werden.