Buchcover Letztendlich waren wir auch nur verliebt, William Hussey

Der schüchterne Dylan und der geheimnisvolle Ellis sind verliebt. Als plötzlich ein Video erscheint,...

Rezensiert von Franziska de Vries

Dylan und Ellis sind verliebt. Bei einem Autounfall stirbt Ellis – und niemand glaubt Dylan, dass eine geheimnisvolle Person Ellis absichtlich dem Tod überlassen hat. Mit der Hilfe seines besten Freundes Mike versucht Dylan nach und nach die Rätsel zu lösen, die den Tod seiner großen Liebe umgeben. Dabei lernt Dylan, dass man nicht alles über die Menschen weiß, die man am meisten liebt. Eine aufwühlende Geschichte über Verlusterfahrungen, tiefe Freundschaft, Coming-Out und das Vertrauen in den eigenen Instinkt.

BuchtitelLetztendlich waren wir auch nur verliebt
AutorWilliam Hussey
GenreKrimi & Thrill
Lesealter14+
Umfang320 Seiten
Edition1. Auflage
Verlagdtv
ISBN978-3-423-74080-7
Preis15,00 €
Erscheinungsjahr2022

Der schüchterne Dylan und der geheimnisvolle Ellis sind verliebt. Als plötzlich ein Video erscheint, das die Beziehung der beiden aufdeckt, muss Dylan sich outen. Auf dem Schulball, zu dem sie das erste Mal gemeinsam gehen, fühlt sich Ellis verfolgt und die beiden machen sich mit dem Auto auf den Heimweg. Dylan möchte ihn zur Rede stellen, warum dieser sich immer wieder seltsam verhält und vor einiger Zeit sogar für eine komplette Woche den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Doch dazu kommt es nicht, denn die beiden haben einen Autounfall – und Dylan wacht im Krankenhaus ohne Ellis auf. Dylan erinnert sich, dass er von einer geheimnisvollen Person gerettet wurde. Hat diese Person Ellis absichtlich dem Tod überlassen? Bis auf seinen besten Freund Mike glaubt ihm niemand, dass außer den beiden noch jemand am Unfallort war. Obwohl Mike mit Krebs zu kämpfen hat und regelmäßig zur Chemotherapie gehen muss, steht er tatkräftig hinter Dylan. Dabei hat dieser nicht nur mit dem Verlust seiner großen Liebe und der Krankheit seines Freundes zu kämpfen, sondern auch mit der fehlenden Akzeptanz seiner Eltern, die einfach nicht verstehen, warum ihr Sohn in Ellis verliebt war. Nach und nach erhält Dylan mysteriöse Hinweise auf ein furchtbares Ereignis in Form von Zeichnungen, die von Ellis selbst stammen, doch wer steckt dahinter? Dylan und Mike stellen Nachforschungen an: Was ist an dem verhängnisvollen Abend geschehen? Welche Rolle spielt der geheimnisvolle Mensch am Unfallort? Und ist das auch die Person, die die Hinweise schickt? 

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Letztendlich waren wir auch nur verliebt ist eine romantische, spannende und berührende Erzählung, die zwar stark auf einer Liebesgeschichte aufbaut, aber insbesondere für Krimiliebhaber*innen zu empfehlen ist. Der britische Autor William Hussey verbindet die beiden Genres durch seinen intensiven Schreibstil miteinander und erschafft gleichzeitig eine mysteriöse und doch einfühlsame Atmosphäre. 


William Hussey gelingt es trotz der Schwere der Themen wie sexueller Gewalt, Homophobie,  Umgang mit Verlust sowie schweren Krankheiten eine gewisse Leichtigkeit aufzubauen, besonders spürbar durch die Liebe von Dylan und Ellis zueinander. Die Zeitsprünge in der Handlung, die zwar etwas komplexer sind, aber durch Zeitangaben gut verortet werden, runden den Spannungsbogen ab. So erfährt man in den Rückblenden, die leichter und weniger düster wirken als der Rest der Handlung, wie Dylan und Ellis sich kennenlernen und mit welchen Unsicherheiten Dylan zu kämpfen hat. Dies macht den Protagonisten nicht weniger sympathisch, führt Hussey doch geschickt in Dylans Gedankenwelt ein. Ellis wird nach seinem Tod zu einer immer mysteriöseren Figur. Durch die figurennahen Beschreibungen der Hauptfigur entwickeln Lesende ein Gespür dafür, Ellis einschätzen zu können. Gleichzeitig erkennen sie eine emotionale Wand, die Ellis gegenüber Dylan aufgebaut hat. Im Laufe der Geschichte kommen immer wieder Tatsachen über Dylans große Liebe ans Licht, die Lesende zum Mitfiebern anregen. Hussey versteht es, Figuren einerseits authentisch zu zeichnen und andererseits mit der Krimihandlung zu verbinden: Man kann sich nie sicher sein, wem man vertrauen kann und wem nicht. 


Insbesondere die Nähe zum Protagonisten ist relevant für die Geschichte. Dieser teilt seine Ängste und Selbstzweifel, aber auch seinen Tatendrang, den Tod von Ellis aufzuklären, mit den Lesenden und wirkt dadurch umso nahbarer. Dieser Tatendrang ist ansteckend und führt Dylan am Ende nicht nur zur Erkenntnis, dass Ellis von einem Lehrer vergewaltigt wurde. Er findet auch Antworten auf seine Fragen, die den Tod seines Freundes umgeben. Diese doch traurigen Tatsachen weiß William Hussey gekonnt abzufangen.


Die Leser*innen begleiten Dylan durch schwere Phasen, die nicht nur die Hauptfigur sondern auch seine Eltern lehren, was Akzeptanz und Toleranz bedeuten. Sie können nicht verstehen, warum ihr Sohn in einen anderen Jungen verliebt ist. Der fehlende Rückhalt seiner Eltern führt dazu, dass er für eine Zeit zu seinem besten Freund Mike zieht. Diese Freundschaft wird feinfühlig erzählt und verleiht der Geschichte eine weitere tiefgründige Ebene.

Hussey gelingt es, eine sensible Geschichte zu schreiben, der es trotz der Vielfalt an Themen nicht an Tiefgang fehlt. Der Krimi besticht zudem durch seine angenehme Länge und seine kurzen Kapitel, die es auch lesefernen Jugendlichen erlauben, der Handlung zu folgen. Die teils ernsten, teils leichteren Themen verbindet der Autor durch seinen Protagonisten Dylan, der in dieser Geschichte viel auszuhalten hat. Doch dabei wächst er an sich selbst. Eine Botschaft des Krimis: Man weiß nicht alles über die Menschen, die man liebt, aber man lernt zu verstehen und zu verzeihen. 

Letztendlich waren wir auch nur verliebt eignet sich als Freizeitlektüre für junge Menschen, die anhand einer spannenden Handlung Lesemotivation bekommen möchten. Jedoch bietet sich der Krimi in Ausschnitten auch zur Behandlung im Klassenverband an, beispielsweise im Bereich sexuelle Bildung. Hierbei können Themen wie Coming-Out und Identität behandelt werden. Weitere Themen wie die Krebs-Diagnose Mikes oder Ellis Vergewaltigung durch seinen Lehrer sollten im Unterricht gut vorbereitet, begleitet und nachbereitet werden. Dabei sollten Lehrende im Vorhinein abwägen, ob die Betrachtung solcher Themen im Klassenverband geeignet ist.


Letztendlich waren wir auch nur verliebt kann auch Teil von Lesekisten zu den Themen Coming-Out oder Verlust sein. Die bereits angesprochene thematische Ausrichtung des Romans kann sensible oder von ähnlichen Problemen betroffene Jugendliche belasten und verstören, worauf Vermittler*innen im Vorfeld achten sollte. Trotz der Schwere der Themen ist die Geschichte spannend, leicht verständlich und in kurzen Kapiteln erzählt. Der Krimi ist ideal, um Kinder und Jugendliche an Verlust und Krankheit heranzuführen.