Rezensiert von Frederic Reese
Kopfgeldjäger sind harte und taffe Personen, die den Kriminellen bereits von Weitem das Fürchten lehren. Grayson hingegen ist ein normaler und unscheinbarer Jugendlicher. Genau das will ein Kautionsbüro nutzen: Ehe sie sich versehen, befinden sich Grayson und seine Schulfreunde in einem Ausbildungscamp für Kopfgeldjäger und auch der erste Auftrag ist nicht weit. Bounty Hunter ist ein spannender und aufregender Pageturner.
Buchtitel | Bounty Hunter – Der erste Auftrag |
Autor | Heiko Wolz |
Genre | Abenteuer |
Lesealter | 12+ |
Umfang | 238 Seiten |
Edition | 1. Auflage |
Verlag | Edel Kids Books |
ISBN | 978-3-96129-254-7 |
Preis | 14,99 € |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Grayson Parker geht auf eine Privatschule. Als sein Vater das Schuldgeld nicht mehr bezahlen kann, nimmt Gray das Angebot von Mr. Steel, dem Inhaber eines Kautionsbüros, an. Dieser stellt ein Team aus Kopfgeldjägern (engl. Bounty Hunter) zusammen, welches vollständig aus Jugendlichen bestehen soll. Gray und einige seiner Mitschüler und Freunde werden in einem Bootcamp von Major Bishop, einem ehemaligen Kammeraden und Freund von Mr. Steel, ausgebildet. Aufgrund von Grays Ungeschicklichkeit und misslungener Übungen wird er jedoch zuerst aus dem Team ausgeschlossen. Die Verantwortlichen werden jedoch dank seines besten Freundes Isaac, seines Schwarms Réka, des Draufgängers Ben und des Genies Matthew sowie Grays eigener Einsatzbereitschaft während eines richtigen Falls davon überzeugt, Gray zurück ins Team zu holen.
Zeitgleich wird der jugendliche Kleinkriminelle Asher Franklin aus dem Gefängnis entlassen. Dieser erhält von einer unbekannten Person, TheVoice, den Auftrag, eine Ladung kostbarer Kulturschätze für den Schwarzmarkt zu stehlen. Asher sieht dies als Möglichkeit in seiner Kriminalkarriere aufzusteigen. Die Wege von Asher und Team Ghost kreuzen sich allerdings, da Asher aufgrund einer Kaution Mr. Steels freigekommen ist und dieser nun sein Team auf Asher ansetzt. Am Ort des Diebstahls kommt es zum Showdown zwischen Gray und Asher, wobei ersterer als Sieger hervorgeht. Das Diebesgut wird konfisziert und die Verbrecher bis auf TheVoice verhaftet. Von den Prämien kann Gray sein Schulgeld bezahlen und der nächste Auftrag wartet schon auf die Gruppe.
Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.
Das Thema Kopfgeldjagd ist spannend und noch weniger deutlich in der Kinder- und Jugendliteratur präsent. Wer hierbei an Protagonisten wie in Django Unchained oder andere Western denkt, hat jedoch weit gefehlt. Wolz gelingt es dem Ganzen das Verruchte zu nehmen, indem er Jugendliche in einer bewusst abgemilderten Form (sie benutzen lediglich keine Schusswaffen) als Jäger etabliert. Auch hinterfragt der Protagonist rudimentär die Berechtigung der Jagd auf die Kriminellen, was weiteres Reflexionspotential über die Ursachen von Kriminalität eröffnet.
Die Handlung verfügt über einen tragbaren Spannungsbogen, welcher gleich zu Beginn durch eine vermeintliche Kopfgeldjagd, die sich letzten Endes als einfaches Paintballspiel herausstellt, beginnt. Auch der Cliffhänger am Ende des Buches, die Nicht-Festnahme des kriminellen Auftraggebers TheVoice, macht Lust auf eine Fortsetzung, welche auch durch den Untertitel des Buches naheliegend wäre.
Der Protagonist Gray bietet durch seine nachvollziehbaren Gedankengänge sowie seine bewusste Unbeholfenheit Identifikationspotential für junge Leser*innen. Neben diesem können die verhandelten Themen des Buches - Freundschaft, Schwärmerei sowie Abenteuer und Action – das Lesepublikum begeistern.
Auch die sprachliche Verständlichkeit des Buchs ist ein Pluspunkt. Die kurzen bis mittellangen Sätzen sind auch für Wenigleser*innen gut verständlich.
Zwar enthält die Geschichte zwei Handlungsstränge, doch durch die zu Beginn eines jeden Kapitels dargebotenen Orientierungshilfen in Form von Orts- und Zeitangaben, ist ein Wechsel zwischen den Strängen leicht und verständlich möglich.
Insgesamt stellt Bounty Hunter – Der erste Auftrag ein Leseabenteuer dar, dass aufgrund seiner thematisch (noch) geringen Präsenz in der Kinder- und Jugendliteratur sowie des überzeugenden Spannungsbogens vor allem Jungen Leseanreize setzt und definitiv ein Pageturner ist.
Das Buch bietet sich vor allem zur Leseförderung als Privatlektüre an oder als Titel für eine Lesekiste in der Schule (Stichwort Vielleseverfahren). Auch könnte man sich im Unterricht mit der Darstellungsweise der Figur des Kopfgeldjägers in verschiedenen Genres und Literaturformaten beschäftigen. Hierbei bietet sich als Vergleichswerk zum Beispiel der Comic Lucky Luke – Der Kopfgeldjäger (Morris & Goscinny 1972) an oder, um dem erweiterten Literaturbegriff gerecht zu werden, die Serie Das Buch von Boba Fett (Lucasfilm 2021).