Buchcover Creepy Chronicles – Bloß nicht den Kopf verlieren!, Sergio Dudli

Während für Padraig, einen ausgebildeten BEAST-Agenten, Monster zum Alltag gehören, sehnt sich...

Rezensiert von PD Dr. Nicola König

Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und das Übernatürliche hat sich in deinem Zimmer ausgebreitet … Tausende von Spinnen krabbeln auf dir herum, geheime Zeichen leuchten auf und du hast die erste Begegnung mit einer kopflosen Leiche. Das alles ahnte Brandon noch nicht, als er in seinem Blog Creepy Chronicles beginnt, ungeklärte Verbrechen mit Monstern in Verbindung zu bringen. Doch als die Freundin seiner Schwester verschwindet, wird aus dem harmlosen Hobby plötzlich eine lebensgefährliche Monsterjagd.

BuchtitelCreepy Chronicles – Bloß nicht den Kopf verlieren!
AutorSergio Dudli
GenreAbenteuer
Horror & Grusel
Fantasy
Lesealter12+
Umfang362 Seiten
Edition1. Auflage
Verlagdtv
ISBN978-3-423-76374-5
Preis14,00 €
Erscheinungsjahr2022

Während für Padraig, einen ausgebildeten BEAST-Agenten, Monster zum Alltag gehören, sehnt sich Brandon nach etwas Abwechslung in seinem Alltag. Auf seinem Blog Creepy Chronicles tauscht er sich mit anderen im Netz über Monster und unheimliche Vorgänge aus. Doch als die Freundin seiner Schwester vermisst wird, erreicht das Übernatürliche sein Dorf. Während er zunächst noch allein Erkundigungen anstellt, wird er bald im Kampf gegen die Monster, die er herausgefordert hat, professionell unterstützt. Zusammen mit Padraig und Hannah jagen sie nicht nur Angstzehrer, Hautsammler und Friedhofsschlurfer. Sie begeben sich auch auf die Suche nach Padraigs Vater, der bei einer geheimen Mission verschwunden ist, und versuchen, die mysteriösen Vorfälle in einem schottischen Waisenhaus aufzuklären. Während Padraigs Vater tief verschollen in der Schattenwelt ist, kämpfen die drei Jugendlichen mit Schwert, magischen Runen und Humor gegen die Monster der Vergangenheit und Gegenwart.


Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Der Roman des Schweizer Autors Sergio Dudli vereint Abenteuer und Spannung mit Horror und Komik. Dies stellt eine gelungene Mischung dar, die jugendliche Leser*innen zur Lektüre verführen kann. Dabei stehen in dem Roman zwei unterschiedliche männliche Helden im Vordergrund: Zum einen wäre da der etwas nervige, nerdige Monsterliebhaber Brandon, der sich überwiegend im Netz sicher bewegt. Mit seinem Hobby und seinen Monstersprüchen geht er seiner Familie und auch Padraig und Hannah regelmäßig auf die Nerven. Gleichzeitig sorgen genau diese Perspektive und die ironische Darstellung der Monsterwelt für komische Momente, die die durchaus grausamen und blutrünstigen Darstellungen der Monsterjagd kindertauglich werden lassen.

Brandon gegenüber wirkt der ausgebildeter Monster-Agent Padraig deutlich seriöser. Strukturiert geht er gegen Monster vor. Dudli baut hier eine eigengesetzliche fantastische Welt auf, die durch das illustrierte Monsterglossar plastisch zum Leben erweckt wird. Padraigs Ernsthaftigkeit aber ist auch in der Suche nach seinem Vater begründet, die auch am Ende dieses Bandes nicht abgeschlossen ist. 

 

Der Aufbau des Romans erhöht dabei die Spannung: Zunächst werden die beiden Geschichten unabhängig voneinander jeweils in der Ich-Perspektive aus der Sicht Brandons und Padraigs erzählt. Den Überblick behält der Leser, da jeweils zu Beginn des Kapitels vor der Überschrift der jeweilige Erzähler angeführt wird. Auch werden den Lesenden ausreichend Hinweise geliefert, dass die beiden Welten und die Vorfälle etwas miteinander zu tun haben. Wenn nach der Hälfte des Romans die beiden Welten miteinander in Kontakt treten, gewinnt der Roman vor allem durch das Interagieren der drei Kinder und die komischen Passagen an Tempo. Auch entwickelt sich Brandon im gemeinsamen Kampf gegen die Monster zu einer liebenswürdigen, originellen Figur weiter.

Cover und graphische Gestaltung bilden dabei nicht nur zentrale Themen und Motive des Romans ab; sie ziehen die Leser*innen zudem unmittelbar in das Geschehen. Auch die sprachliche Gestaltung ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang: So ermöglichen überwiegend kurze Sätze und ein großer Anteil an Dialogen das Nachverfolgen der Handlung. Die Verwendung von Jugendsprache – vor allem in den inneren Monologen – sowie die die bildhafte Ausdrucksweise erleichtern ein Eintauchen in die fantastische Welt der Monster und ein Einfühlen in die Figuren. 

Die Mischung aus Grusel, Horror, Fantasy und Komik erlaubt dabei unterschiedlichen Leser*innen einen schnellen Einstieg in das Geschehen. Das liegt vor allem an der Parallelität der beiden Welten: Je nachdem, welcher der beiden Jungen gerade erzählt, dominiert eher die realistische oder die fantastische Welt, eine komische oder gruselige Stimmung. Da die beiden Jungen nicht nur unterschiedlichen Welten entstammen, sondern die Wirklichkeit auch unterschiedlich wahrnehmen und beschreiben, wird hier eine Auseinandersetzung mit Erzählperspektiven angebahnt. Die Komplexität bewegt sich aber auf einem mittleren Niveau. Dies liegt unter anderen an den zahlreichen jugendsprachlich geprägten Dialogen sowie den Orientierung stiftenden Illustrationen.

Vor allem der Genremix bietet für die außerschulische und schulische Leseförderung ein großes Potential und eignet sich für die Aufnahme des Titels in eine Schul- oder Klassenbibliothek. Besonders die graphische Gestaltung des Covers und der Illustrationen üben eine große Stimulanz auf Heranwachsende aus. Im Rahmen eines Projekts zu Gruselgeschichten kann zudem ergänzend mit dem Hörbuch gearbeitet werden.


Dass der Roman in Bezug auf Padraigs Vater, aber auch Brandons Mutter offen endet, könnte den Lesenden Lust auf den zweiten Band machen, der bereits erschienen ist.