Buchcover Abenteuer eines Dönercheckers, Stefan Gemmel

Chris ist ein typischer „Zocker“: alleine mit Chips im dunklen Zimmer abhängen und zwischendurch...

Rezensiert von Martina Frey-Walter

Sommerferien - für den leidenschaftlichen Gamer Chris die beste Zeit des Jahres! Chips, Döner und Konsole, besser kann es nicht werden. Doch um genau dies zu verhindern, macht Onkel Steffen ein Angebot, das Chris nicht ablehnen kann. Ein neues Bike und 1000 Euro für 1000 Kilometer auf dem Rad. Sollte er diesen Deal jedoch nicht einhalten, droht das Geld auf direktem Wege zu seinem Cousin zu wandern. Das kann Chris auf keinen Fall riskieren und so beginnt ein Abenteuer, auf dem der Weg das Ziel ist.

BuchtitelAbenteuer eines Dönercheckers
AutorStefan Gemmel
GenreAbenteuer
Humor & Komik
Lesealter10+
Umfang203 Seiten
Edition1. Auflage
Verlagcbj
ISBN9783570179482
Preis13,00 €
Erscheinungsjahr2022

Chris ist ein typischer „Zocker“: alleine mit Chips im dunklen Zimmer abhängen und zwischendurch einen Döner gegen den großen Hunger mampfen - und die Welt erscheint ihm perfekt. Zu seinen besonderen Fähigkeiten zählt er auf jeden Fall seine Ausdauer: 24 Stunden vor dem Computer Zombies zu jagen und dabei  seine Gliedmaßen möglichst nicht zu bewegen, wenn das mal keine nützliche Fähigkeit ist? 

Nur hat Chris diese Rechnung ohne seinen Patenonkel Steffen gemacht. Dieser ist nämlich so gar nicht begeistert von Chris derzeitiger Lebensführung und beschließt, ihm ein Angebot zu machen: Ein neues Fahrrad und 1000 Euro für 1000 gefahrene Kilometer auf dem Rad – schließlich sind endlich Sommerferien! Nur gibt es ein kleines Problem, denn sollte Chris das Angebot nicht annehmen, wandern das Geld und das neue Bike sofort in die Hände seines besserwisserischen Cousins Tom! Das kann Chris natürlich auf gar keinen Fall zulassen und nimmt kurzerhand die Herausforderung an. 

Stellt sich allerdings die Frage, wohin eigentlich nun ein eingefleischter Gamer fahren könnte? Natürlich dahin, wo es Essen gibt! Und das ist in Chris Fall natürlich seine geliebte Dönerbude. So entwickelt sich Chris regelrecht zu einem Döner-Blogger, der seine Erfahrungen mit seinem geliebten Lieblingsessen teilen möchte und außerdem seinem Onkel stets einen Beweis liefern soll, dass er die Aufgabe auch wirklich erledigt.

So kommt es, dass so manches Gespräch am Dönerstand mehr ergibt als eine Teigtasche mit Krautsalat und Fleisch und dort auch neue, echte Freunde auf Chris warten, denn so wie sich die Döner von Bude zu Bude unterscheiden, unterscheiden sich auch die Menschen auf der Welt. Nur eine der vielen Weisheiten, die Chris während seiner aufregenden Sommerferien in sein Logbuch eintragen kann.

Chris darf das Abenteuer seines Lebens erleben und lernt ganz nebenbei, dass ein Döner gerade dann gut schmeckt, wenn er mit den richtigen Leuten gemeinsam gegessen wird.  

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Mit Abenteuer eines Dönercheckers hat Stefan Gemmel einen sehr humorvollen Abenteuerroman vorgelegt. 

Unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen Überfrachtung, die im Bereich Social Media und im Rahmen der permanenten Präsenz von Spielekonsolen und anderen virtuellen Gaming-Plattformen vorliegt, besitzt dieser Titel sicherlich einen hohen Aktualitätsbezug zur Lebensrealität vieler Leser*innen und holt sie genau da ab, wo sie sich befinden. 

Vor jedem Kapitel findet sich ein Logbucheintrag, was den Romantext gliedert und die Rezipient*innen bereits aus Titeln wie etwa Gregs Tagebuch gewohnt sind. Stefan Gemmel wählt hier die Begrifflichkeit der Logbucheintragungen und modernisiert diesen Usus – der Protagonist möchte nämlich ungern „Tagebuch“ führen. Diese Eintragungen sind aufwendig und durch und durch humorvoll illustriert, sie ermöglichen Chris eine kurze Reflektion über die Dinge, die er auf seinem Fahrradtrip kennenlernen darf, oder spiegeln Erkenntnisse wider, zu denen Chris im Laufe seines Abenteuers gelangt. Diese Verschriftlichung von Chris‘ Gedanken wirkt auf eine sehr leser*innenfreundliche Art stellenweise sogar dezent philosophisch. Es sind die alltäglichen Fragen, die Chris für sich während seines Fahrradtrips abarbeitet. Er setzt sich beispielsweise mit den Begriffen Freundschaft und Vertrauen auseinander, reflektiert diese Gedankengänge jedoch immer mit einem Rückgriff auf das Thema „Döner“. Dieses Vorgehen ermöglicht es den Leser*innen auf ganz einzigartige Weise, diese eigentlich schweren Themen sehr leicht und mit Freude nachvollziehen und verstehen zu können.

Die Kapitellängen weisen zu keinem Zeitpunkt Überlangen auf, sondern die Buchabschnitte können sehr flüssig und zügig gelesen werden, weshalb sich dieser Titel auch für Lesemuffel bestens eignet. 

Den Leser*innen wird zudem durch das Milieu „Dönerbude“ ein mannigfaltiges Identifikationspotential angeboten, da es sich bei den weiteren Figuren um Jungen und Mädchen aus unterschiedlichen Kulturkreisen handelt.

Abenteuer eines Dönercheckers hat das Potential, viele heimliche „Zocker“ herauszuholen in eine Welt, die ihnen bestens bekannt, aber vielleicht doch noch irgendwie verschlossen ist. Chris‘ Fahrradabenteuer ist witzig, abwechslungsreich und überragend nah am Leben junger Leser*innen. 

Dieser Titel eignet sich sowohl sehr gut für den privaten Lesegenuss als auch für die Anschaffung des Bestands einer Lesebücherei im schulischen Setting und im öffentlichen Rahmen.

Dürfte man Stefan Gemmel ein Label für seinen humorvollen Schreibstil geben, so würde dieses sicherlich lauten: Geeignet von 0 bis 99 Jahren!   

Abenteuer eines Dönercheckers ist ein Titel, der mit Freunden und im Kreis der ganzen Familie sicherlich große Freude bereitet. Gemmel bedient sich eines fabelhaften Jugendjargons, der spritzig und frisch generationenübergreifend vielleicht sogar für Verständnis sorgen kann.

Zudem bietet das Setting „Dönerbuden“ einen wundervollen Ort, um Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen kennenlernen zu dürfen.