Buchcover Gangster müssen clever sein – Ein Krimi mit echter Milliardärstochter, Kirsten Boie

Wer hat es trotz elektrischen Zauns, Kameras und Alarmanlage geschafft, Hab und Gut im Wert von 1,5...

Rezensiert von Tina Kaschub

Valentin auf Verbrecherjagd! Wer steckt hinter dem spektakulären Einbruch in die Milliardärsvilla? Nicht nur sein Freund Mesut unterstützt ihn erneut bei der Spurensuche, sondern auch Jamie-Lee und Fee, zwei weitere Figuren aus bekannten Kinderromanen von Kirsten Boie. Damit ist die Ermittlerbande komplett und die vier schon mittendrin im Abenteuer! Ein spannender Kinderkrimi für alle großen und kleinen Spürnasen!

BuchtitelGangster müssen clever sein – Ein Krimi mit echter Milliardärstochter
AutorKirsten Boie
GenreKrimi & Thrill
Humor & Komik
Lesealter10+
Umfang316 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagOetinger
ISBN978-3-7512-0003-5
Preis15,00€
Erscheinungsjahr2022

Wer hat es trotz elektrischen Zauns, Kameras und Alarmanlage geschafft, Hab und Gut im Wert von 1,5 Millionen Euro zu stehlen? Valentin kann es selbst nicht glauben: Kaum konnten er und Mesut vor kurzem einen Fall lösen, setzt sein Freund schon wieder alles daran, den Diebstahl in der Ranzmeier-Villa aufzudecken. Und dieses Mal sind sie nicht zu zweit: Die beiden Mädchen Jamie-Lee und Fee machen das Ermittlerquartett komplett. Denn wer könnte besser helfen als Fee, die Tochter des Hauses, in dem der Diebstahl begangen wurde? In einem Schrebergarten schlagen die Spürnasen ihr Hauptquartier auf und nehmen das nähere Umfeld ins Visier. War es Enrico, der Chauffeur, oder doch Maria, die Haushälterin? Schließlich hatten nur diese beiden einen Schlüssel und somit Zugang zur Villa! Unter Verdacht steht auch B. Rockety Smith, ein sog. „One-Hit-Wonder“, der vergeblich seinem einstigen „Ruhm“ nachzueifern versucht. Ausgerechnet ein Stofffetzen von einem Werbe-Shirt des Sängers wird auf dem Tor zur Villa gefunden! Kurzerhand verstecken die Kinder den Tatverdächtigen in ihrer Zentrale, um entweder den Täter bereits gefasst zu haben oder seine – wie er selbst beteuert - Unschuld beweisen zu können. Die Ereignisse überschlagen sich und die Kinderdetektive kommen schließlich den wahren Tätern auf die Schliche. Doch bevor sie diese überführen können, entführen die beiden ertappten Diebe die Kinder. Am Ende sind es ausgerechnet Jamie-Lees Mutter und Valentins Hund Jiffel, die die jungen Detektive befreien können. Die Polizei kann daraufhin die wahren Verbrecher verhaften. 

(Achtung Spoiler! Es war tatsächlich Enrico, der Chauffeur, mit seinem Freund Wilhelm, der einst als Bodyguard für die Ranzmeiers gearbeitet hatte!)

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Mit Gangster müssen clever sein ist der renommierten Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie einmal mehr ein spannender Kinderkrimi geglückt. Von Anfang an wird der neue Fall rund um den Einbruch in der Milliardärsvilla der Familie Ranzmeier rasant, lebendig und humorvoll erzählt. Gemeinsam mit den Hauptfiguren wird der*ie Leser*in zum*r Ermittler*in, man fiebert jedem neuen Hinweis und jeder neuen Spur entgegen. Es gibt einige Wendungen, die die Spannung aufrechterhalten und für viele Überraschungen sorgen. Dabei bleiben die Handlung, Figuren und Zusammenhänge trotz allem überschaubar und nachvollziehbar, sodass es zu keiner Überforderung kommt. 

Besonders unterhaltsam ist der Roman auch deshalb, weil die verschiedenen Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Valentin und Jamie-Lee geschrieben sind. Dies wird auch anhand der unterschiedlichen Schriftart hervorgehoben. Dies ist für die Leser*innen keineswegs verwirrend, auch der Lesefluss wird dadurch keineswegs erschwert, sondern stellt eher einen bereichernden Kniff der Autorin dar. Die Handlung beginnt aus der Sicht von Valentin, woraufhin Jamie-Lees Perspektive folgt.

Doch nicht nur der Diebstahl steht im Mittelpunkt. Die vier jungen Detektive stammen aus teilweise sehr unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. So stellt Fee einen großen Kontrast zu Valentin, Mesut und Jamie-Lee dar: Ihre Eltern sind so wohlhabend, dass Fee stets von einem Chauffeur gefahren wird – Lebensumstände, über die die anderen drei Kinder nur staunen können. 

Ein deutlicher Gegensatz dazu wird vor allem anhand von Jamie-Lee und ihrer Familie gezeichnet: Ihren Vater kennt sie nicht, ihre Mutter ist also alleinerziehend und hat mit ihrem Alkoholentzug zu kämpfen. Was das Mädchen einst während der schlimmen Trinkeskapaden ihrer Mutter durchgemacht haben muss, wird an vielen Stellen des Romans angeschnitten und lässt die Lesenden mit der Figur mitfühlen. Zudem besitzt die Familie im Gegensatz zu Jamie-Lees bester Freundin Fee nur wenig Geld. Dass aber die beiden Mädchen trotz dieser deutlichen Unterschiede eng miteinander befreundet sind, macht die Handlung umso interessanter und bleibt dabei stets authentisch. 

Somit werden neben dem Kriminalfall auch Themen wie soziale Armut bzw. Ungleichheit, Alkoholismus, aber auch Freundschaft und Familie auf anschauliche, jedoch nicht zu bedrückende Art und Weise behandelt.

Auch sprachlich überzeugt der Kinderroman: Eine einfache, klar strukturierte Syntax sowie ein angemessener Wortschatz erleichtern den Lesefluss. Die Schriftgröße und -art sind der Altersgruppe angemessen, ebenfalls die Kapitellängen: Durch kurze, klare Abschnitte stellt der Perspektivwechsel zwischen den beiden Figuren Valentin und Jamie-Lee kein Hindernis dar. 

Zudem gelingt es der Autorin durch kurze, pointierte Sätze am Ende einiger Kapitel, die verheißungsvolle Ereignisse nur erahnen lassen, die Suche nach dem Verbrecher besonders spannend zu gestalten. 

Ein weiterer Clou in Boies neuem Roman ist, dass sie darin Figuren aus zwei bereits erschienen Büchern zusammenführt: Valentin und Mesut sind die Protagonisten in Der Junge, der Gedanken lesen konnte – Ein Friedhofskrimi, Jamie-Lee und Fee kennt man aus Entführung mit Jagdleopard. Wichtig ist hierbei anzumerken, dass der Inhalt dieser beiden Romane nicht für das Textverständnis erforderlich ist! Wird an einigen Stellen Bezug auf das jeweilige Werk genommen, werden alle wesentlichen Infos stets dargelegt. Im Gegenteil: Dieser Umstand kann durchaus die Neugier der Lesenden wecken, mehr über die Figuren zu erfahren, und damit zur Lesemotivation beitragen. 

Bereits das ansprechend gestaltete Cover zeigt die vier Hauptfiguren des Romans. Durch die verschiedenen Pfeile entsteht eine Dynamik, die sich auch zwischen den Figuren widerspiegelt und die auf verschiedene Zusammenhänge bei den Ermittlungen schließen lässt. 

Gangster müssen clever sein wird jedem gefallen, der Gefallen an Krimis hat! Nicht nur junge Spürnasen werden hier zum Ermitteln verführt, sondern auch erwachsene Lesende werden viel Vergnügen mit diesem Roman haben!

Der vorliegende Kinderkrimi ist vielseitig einsetzbar: Nicht nur als private, sondern auch als Schullektüre erscheint er bestens geeignet. Zum Lesen begleitend kann nicht nur gemeinsam im Klassenverbund in diesem spannenden Fall ermittelt werden, sondern auch die en passant behandelten Themen wie unterschiedliche soziale Herkunft bzw. soziale Armut oder Alkoholismus, aber auch Freundschaft oder Familie in den Fokus rücken. Dass die Ermittlerbande aus zwei Jungen sowie zwei Mädchen besteht, öffnet viele Möglichkeiten und spricht die Geschlechter gleichermaßen an. Der Kinderkrimi bietet Identifikationspotential sowohl für Jungen als auch für Mädchen. Daher ist der Roman auch für jede Klassen- oder Schulbücherei oder im Rahmen von Vielleseprojekten oder freier Lesezeit geeignet. 

Passend zur Hardcover-Ausgabe gibt es den Roman auch als E-Book, Hörbuch sowie in Form einer Multimedia-CD.

Wie bereits beschrieben, bietet das Buch auch großes Weiterlesepotenzial an: Dadurch, dass in diesem Roman Figuren aus zwei bereits bekannten Werken Boies zusammengeführt werden, wird das Interesse geweckt, mehr über die Protagonisten zu erfahren. So erfahren die Lesenden mehr über Valentins und Mesuts ersten Fall in Der Junge, der Gedanken lesen konnte – ein Friedhofskrimi und von Jamie-Lee und Fee gibt es mehr in Entführung mit Jagdleopard. Zudem könnte man als Lehrkraft im Unterricht gezielt vereinzelte Textstellen aufgreifen, die auf bereits vergangene Ereignisse verweisen, und die Schüle*’innen in mündlicher und/oder schriftlicher Form Vermutungen formulieren lassen, was genau sich dabei zugetragen haben könnte.

Jedes Kind liebt es, selbst zum*r Ermittler*in zu werden und einen Fall aufzudecken – genau wie die Figuren in Gangster müssen clever sein. Aus diesem Grund wird der Kinderkrimi jedem gefallen, der auf Spannung, Abenteuer und Humor steht!