Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Einem echten lebendigen Dinosaurier zu begegnen und in Aktion zu erleben, ist wohl der Traum vieler Kinder. Auch für den zehnjährigen Kreidezeitfan Remo war dies ein langgehegter Wunsch. Durch die Tatsache, 900 Millionen Jahre in die Vergangenheit gereist zu sein, wird dies ganz plötzlich für Remo zur Realität. So ist es wenig verwunderlich, dass dieser beim ersten Anblick der urzeitlichen Giganten so überwältigt ist, dass ihm die Tränen kommen. Diese weiche menschliche Seite macht Remo zum sympathischen Protagonisten und zur idealen Identifikationsfigur für die junge Leserschaft. Zunächst fällt es dem Neuankömmling in Camp Dinorox nicht leicht in der fremden Umgebung Fuß zu fassen und Freunde zu finden, die ihn ernst nehmen. Erst der Schulausflug in die Wildnis bietet dem sachkundigen Dinosaurierkenner die Möglichkeit, in der Klasse zu erstarken und schließlich zur Peergroup dieses Abenteuers zu gehören. Er ist nun derjenige, der einen klaren Kopf bewahrt und zunehmend Mut und Durchsetzungsvermögen beweist. Mit seinem umfangreichen Urzeitwissen trumpft er nicht unangenehm auf, weiß es aber im rechten Moment einzusetzen und zu nutzen. Dabei bleibt er offen für Rat, Ideen und Unterstützung seiner neugewonnenen Freunde, die ihrerseits Spezialisten auf einem Gebiet sind und ebenso als Identifikationsfiguren funktionieren. Diese sind zum einen die zehnjährige Patty, die nicht nur große Menschenkenntnis mitbringt, sondern auch ihren kleinen selbstgebauten Roboter Carly und zum anderen der elfjährige Toby, der sich mit den riesigen Landmaschinen auskennt und diese geschickt zu bedienen weiß. 

Die drei ergänzen sich, bilden eine starke Einheit und funktionieren als Team so gut, dass auch die Antagonisten in dieser Geschichte ihnen schließlich Gehör schenken. Roboter Carly ist dabei stets das humorige Element, das für Auflockerung und Leichtigkeit sorgt und den Leser*innen so manchen Lacher entlocken kann. Ihn werden vor allem Kinder schnell ins Herz schließen. 

Der erste Griff zum Buch erfolgt aber mit Sicherheit auf Grund der originellen Haptik des Reptiliencovers sowie dessen Spannung und Action verheißende Gestaltung. Die zahlreichen großflächigen Farbillustrationen von Daniel Ernle im Buchinneren fallen bereits beim Blättern ins Auge und ermöglichen eine gute Unterstützung des Textverständnisses. Zudem sorgen sie dafür, dass die Leser*innen Stimmungen leicht einfangen können und die Lesemotivation durch die aufgelockerten Seiten aufrechterhalten wird. Besonders atmosphärisch und spannungsfördernd wirken dabei die nächtlichen Szenen, die weiß auf schwarzem Grund gedruckt sind.

Flora und Fauna der Kreidezeit bilden die Kulisse für dieses spannende Abenteuer, das von Beginn an mitreißend erzählt ist. Bereits die einleitenden Worte über Zeit und Ort des Abenteuers versprechen Spannung wie Orientierung gleichermaßen. Das erste Kapitel „Nächtlicher Überfall“ ist mysteriös, kraftvoll erzählt und baut Spannung auf: Was könnte passiert sein? Der Lesende bleibt mit Fragen zurück, die nun in den folgenden Kapiteln beantwortet werden wollen. Ein klarer Handlungsfaden führt von da an durch die chronologisch erzählte Geschichte. 

DinoRox sollte somit auch die weniger geübten Leser*innen der Altersklasse 8+ ohne große Anstrengung zum Lesen bringen. Das Buch ist aus auktorialer Sicht erzählt. Zahlreiche Dialoge prägen den einfachen Erzählstil und begünstigen sprachlich den inhaltlichen Aktionsreichtum. Die Sätze sind kurz und der Wortschatz ist der Zielgruppe angemessen. Während Erwachsene vielleicht über die Begriffe Velociraptor, Pteranodon und Titanosaurier stolpern und vermuten, diese seien doch zu schwierig für Leseanfänger*innen, so können wir gewiss sein, dass die jungen Dinosaurierfans diese Bezeichnungen ebenso wie unser Protagonist Remo parat haben und sie motiviert erlesen werden. Zudem machen große Schrift und großzügiger Zeilenabstand sowie kurze klar strukturierte Kapitel dieses Buch zu einem leicht zu bewältigenden Leseabenteuer, das gleich Lust und Laune macht, den folgenden Band der Reihe DinoRox in die Hand zu nehmen. 

Fazit: Ein spannendes und lesenswertes Abenteuer, welches mit Sicherheit vor allem auf Dinosaurierfans besonders lesemotivierend wirken dürfte. Durch die gelungene Bebilderung, die aufwändige Aufmachung und den flüssigen Schreibstil dürften die jungen Leser*innen vor allem atmosphärisch wie durch ein Wurmloch in die Kreidezeit mit ihren überdimensionalen Pflanzen, Insekten und Echsen hineingezogen werden und am Ende des Abenteuers voller Spannung und Vorfreude auf den Folgeband zurückbleiben.

Der Verlag Planet! (in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH) startete im Frühjahr 2022 mit zunächst vier Neuerscheinungen das Label #Lese-Checker*in, dessen Programmatik sich in vielen Aspekten mit den Absichten von Boys & Books deckt, darum soll es hier vorgestellt werden:

 

„Damit Kinder gerne lesen, brauchen sie Erfolgserlebnisse und Bücher, die richtig Spaß machen. Die Bücher der Reihe #LeseChecker*in liefern genau das: Die Kinderbücher zeichnen sich durch unterhaltsame und kurzweilige Geschichten, viele Bilder, eine einfache Sprache und große Schrift aus. Durch ein Daumenkino können die Kinder ihren Lesefortschritt sehen. Durch das besondere Extra in jedem Buch ist Lesespaß und die Motivation zum Lesen garantiert.

Die LeseChecker eignen sich besonders gut für Kinder, denen das Lesen von längeren Texten schwer(er) fällt und die beim Lesen noch Übung brauchen. Aber auch für alle anderen Kinder sind die LeseChecker eine tolle Lektüre, denn die LeseChecker sorgen mit ihren spannenden und lustigen Geschichten für jede Menge Spaß.

Das individuelle Interesse der Kinder spielt beim Lesen lernen und lesen üben eine wichtige Rolle. Daher sollten Eltern ihre Kinder am besten selbst den Lesestoff auswählen lassen. Die LeseChecker bieten mit ihren unterschiedlichen Inhalten viele verschiedene Geschichten für Mädchen und Jungen. Die Bücher der Reihe sind besonders gut geeignet für Kinder von der 2.-4. Klasse.“ (www.thienemann-esslinger.de/lesechecker)

Die neue Reihe adressiert vor allem Eltern und Familien, die ihre Kinder an das Lesen von Büchern heranführen möchten, sie eignet sich aber auch für alle Maßnahmen schulischer Leseförderung, die auf die Förderung von Lesemotivation und stabilen Lesegewohnheiten zielen, also insbesondere Vielleseverfahren und Verfahren der Leseanimation. Ein Buch wie Stinknormal ist anders kann sowohl in Grundschulklassen vorgelesen werden, zum Beispiel im Rahmen von eingeführten Vorleseroutinen von 15 bis 20 Minuten pro Tag, als auch den Schüler*innen zum Selberlesen angeboten werden, zum Beispiel im Rahmen von Leseroutinen des ‚unterstützten stillen Lesens‘, wie sie Carola Rieckmann in „Eigenständiges Lesen“ (2015) vorschlägt. Der Lesbarkeitsindex (LIX) des Buches ist mit einem Wert von ca. 25 sehr niedrig, das Vokabular ist vertraut, der Satzbau einfach und die sprachspielerischen Elemente bei der Bezeichnung und Beschreibung verschiedener Arten von Pupsen dürften vielen Kindern gefallen. 

Für die Verarbeitung der individuellen Lektüre in verschiedenen Formen der Anschlusskommunikation sollte allerdings unbedingt berücksichtigt werden, dass entsprechende Aufgaben den Spaß an der Lektüre nicht verderben, sondern möglichst steigern: Es bieten sich kreative Formen der Buchvorstellung an, zum Beispiel durch Poster, Book Slams, Leserollen oder andere (auch mediale) Formen der Präsentation, während von Interpretationen und Analysen (von Figuren, Handlung etc.) oder der Erarbeitung von Sachthemen anhand dieser Lektüre dringend abzuraten ist. Wenn das Buch im Klassenverband vorgestellt wird, sollte der Hauptzweck darin bestehen, andere Kinder ebenfalls zur Lektüre zu animieren. Auch die Tatsache, dass bereits der zweite Band erschienen ist („Tierisch was los!“, Juli 2022), kann für weitere Aktivitäten der Leseanimation genutzt werden.