Buchcover Artur & Ananas – Bei mir piept’s wohl!, Uticha Marmon

Arturs 9. Geburtstag beginnt mit riesigem Gebrüll: Sein einziger Wunsch – ein Hamster – ist erneut...

Rezension von Stefanie Boor

Artur Nasemann wünscht sich sehnlichst einen Hamster. Doch das geht leider nicht – sein Vater hat eine schlimme Tierhaarallergie. An seinem 9. Geburtstag flattert Ananas in sein Zimmer: ein sprechender, blauer Wellensittich. Mit seinen zwei Schwestern gelingt es Artur, den frechen Vogel spontan vor den Eltern zu verstecken. Der Tag ist sowieso aufregend, denn zudem sucht die Polizei in der Nachbarschaft einen Juwelendieb. Der Dieb soll angeblich bei seinen Raubzügen eine Drohne als Hilfe aus der Luft nutzen. Ob das wirklich stimmt?

BuchtitelArtur & Ananas – Bei mir piept’s wohl!
AutorUticha Marmon
GenreKrimi & Thrill
Fantastische Literatur
Humor & Komik
Lesealter8+
Umfang125 Seiten
Edition1. Auflage
VerlagPlanet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
ISBN978-3-522-50726-4
Preis11,00 €
Erscheinungsjahr2022

Arturs 9. Geburtstag beginnt mit riesigem Gebrüll: Sein einziger Wunsch – ein Hamster – ist erneut nicht erfüllt worden, denn sein Vater hat eine Tierhaarallergie. Artur lässt seiner Enttäuschung beim Geburtstagsfrühstück freien Lauf; die Eltern und die beiden Schwestern Mopsi und Radau-Marie reagieren betrübt. Als plötzlich die Polizei klingelt und von einem Juwelendieb berichtet, lenkt das jedoch alle von der traurigen Stimmung ab. Während Artur der Polizei von seinem Zimmer aus nachschaut, wird er von einer Stimme überrascht: ‚Hände hoch!‘ und vieles mehr plappert ein frecher, blauer Wellensittich, der sich ihm als Ananas vorstellt. 

Der verblüffte Artur erkennt seine Chance auf ein Haustier und versucht zunächst erfolgreich, den sprechenden Vogel vor seinen Eltern zu verbergen. Die beiden Schwestern entdecken Ananas zwar, halten aber dicht. 

Schließlich geht es Schlag auf Schlag: Am Abend schleicht der gesuchte Dieb um das Haus der Familie, Radau-Marie schlägt ihn schreiend in die Flucht und Artur findet in Ananas Gefieder den gestohlenen Ring. Chaotisch wird es, als Mama mit Bratpfanne auf Räuberjagd geht, Oma Kieselbart von nebenan mitsamt Rollator im dunklen Garten auftaucht und Radau-Marie vermisst wird. Gemeinsam gelingt es ihnen in einem spannenden Showdown, den Einbrecher zu stellen und Artur darf Ananas – trotz der Allergie seines Vaters – als Haustier behalten. 

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Artur & Ananas ist ein Band der Planet!-Reihe ‚#Lese-Checker*in‘. Diese Bücher sind mit eigenen Konzepten zu Inhalt und Layout besonders gestaltet, um junge Leser*innen für das Erlebnis Buch möglichst angenehm und einfach zu gewinnen.

Artur wünscht sich nichts sehnlicher als ein Haustier – und bietet auf diese Weise großes Identifikationspotential für viele Kinder. Gleichzeitig vermittelt die fantastische Geschichte mit Humor und Elementen einer Detektivgeschichte eine Leichtigkeit, die Kinder auf abwechslungsreiche Art und Weise das Gefühlsleben von Artur und auch Ananas erleben lässt.

Auffällig kommt die knallgelbe Titelgestaltung daher, die sich ganz auf die beiden titelgebenden Protagonisten konzentriert: Auf dem Cover ist nur Arturs Kopf am unteren Rand zu sehen. Er linst lächelnd dem kleinen blauen Ananas hinter seinen Haaren entgegen. Die Farben sind klar und kräftig, die Betrachtung von Buchtitel und Titelbild lassen sofort erkennen, um wen es hier geht. Der Untertitel Bei mir piept’s wohl gibt den Hinweis, dass hier auch ein Körnchen Witz erwartet werden darf.

Mit 125 Seiten wirkt das Buch auf den ersten Griff nicht erschlagend dick. Beim ersten Durchblättern fallen die vielen schwarz-weißen Zeichnungen sofort auf. Mal ganzseitig, mal in den Text hineinlaufend lockern die Illustrationen von Elli Bruder die Seiten erfrischend auf. Wie im Comic werden die Charaktere der beiden Protagonisten durch die gezeichneten Emotionen flott verdeutlicht: Artur als freundlicher, sympathischer und aufgeweckter Neunjähriger sowie Ananas als Wellensittich, der frech wie ein Spatz herumflattert. Das Papier ist ausreichend stark, so dass der Druck nicht durch die Seiten durchscheint – ein Vorteil für Kinder, die sonst beim Lesen damit Schwierigkeiten haben könnten.

Die Kapitel sind zwischen 12 und 21 Seiten lang. Auf jeder Doppelseite hüpft Ananas am rechten Rand wie an einer Messlatte etwas höher und zeigt so den Leser*innen, wie weit sie schon gelesen haben. Als zusätzlich motivierendes Extra können die Kinder für jedes gelesene Kapitel einen Aufkleber hinten auf das Nachsatzpapier zu kleben. So können nach und nach alle Figuren in das Haus der Familie Nasemann geklebt werden.

Die serifenlose Schrift ist groß gesetzt, der Abstand zwischen den einzelnen Zeilen ebenfalls großzügig. Die Schrift variiert ab und zu: mal fett, unterschiedlich groß oder in verschiedenen Typen gesetzt – was für ein Kind als angenehme Auflockerung wirken kann, könnte allerdings für ein anderes Kind leichte Leseprobleme entfachen. Da dieses Gestaltungsmittel jedoch sparsam eingesetzt ist, hält sich eine mögliche Beeinträchtigung in Grenzen.

Das Zusammenspiel von Emotionen, Fantastischem, Humor und Krimigeschichte verteilt sich entsprechend der Geschichte über den Geburtstag und verleiht der Erzählung eine kontinuierliche Steigerung. Am Anfang tauchen die Leser*innen mithilfe des Erzählers, der vielen Dialoge und auch Illustrationen in die Gefühls- und Gedankenwelt von Artur ein. Am Geburtstagsmorgen brüllt er los, weil er wieder keinen Hamster geschenkt bekommen hat. Direkt danach wird ihm aber die Wirkung seines Wutausbruchs bewusst. Denn seine Familie hat sich viel Mühe für den Geburtstagstisch gegeben hat und nun sind durch seine ausgelebte Enttäuschung alle traurig. Dabei ist Artur ein lieber Kerl, der seine Mitmenschen aufmerksam wahrnimmt. Das gilt auch gegenüber Ananas: Zunächst macht er sich zwar über den Namen Ananas für einen blauen Wellensittich lustig und findet den Namen ‚Klokugel‘ treffender. Ananas reagiert verletzt und fragt zurück, ob Artur selbst sich noch nie anders gefühlt habe als er ist. Insbesondere diese gedankenvollen Passagen können die Leser*innen zum Nachdenken anregen: So fühlen vielleicht auch sie sich teilweise anders als sie tatsächlich sind oder machen sich Gedanken über den Umgang mit den Gefühlen anderer. 

In der Mitte der Geschichte startet der humorvolle Teil: Verschiedene lustige Situationen werden die Leser*innen zum Lachen bringen. Beispielsweise, als Artur im Sturzflug auf eine Lasagne zusteuert.

Zum Ende hin steigt die Spannung an und die Detektivgeschichte tritt in den Vordergrund. Radau-Marie ist dem Wellensittich gegenüber sehr skeptisch. Für sie stimmt irgendetwas nicht. Und tatsächlich sind mehrere Figuren der Geschichte dem Dieb auf der Schliche. Sogar die anfangs erwähnte Nachbarin, Oma Kieselbart, mischt kräftig mit. 

Letztlich arbeiten alle Hand in Hand, auch wenn das zunächst leicht chaotisch erscheint. 

In dieser Geschichte gibt es keine belehrenden Erwachsenen, alle sind ein Team. Auch spielen Alter und Geschlecht keine Rolle. Dabei wirkt alles ungekünstelt, kommt das Verständnis und der Respekt untereinander als gelebtes, normales Verhalten daher – ohne pädagogischen Zeigefinger. 

Gemeinsam gelingt es ihnen in einem spannenden Showdown, den Einbrecher zu stellen und Artur darf Ananas - trotz der Allergie seines Vaters - als Haustier behalten. 

Uticha Marmon bietet den Leser*innen somit eine leichtfüßige, lustige und durchaus spannende Geschichte über Freundschaft, die einen großen Lesespaß verspricht und damit Lust auf mehr (Artur und Ananas) macht!

Das Buch eignet sich hervorragend, um als Privatlektüre empfohlen zu werden, kann aber auch in der Schule als Lektüre eingesetzt werden. 

So bietet die Geschichte viele Anregungen für Gespräche mit den Kindern: In Verbindung mit dem für das im Sachunterricht wichtige Thema Haustiere können sich die Lernenden darüber austauschen, wer selbst ein Haustier hat und welchen Pflegeaufwand ein Haustier mit sich bringt. Darüber hinaus können sie sich fragen, wer eine Tierallergie hat und wer so wie Artur kein Haustier haben darf, weil Eltern oder Geschwister eine Allergie haben. 


Artur ist ein feiner Kerl, der eher versehentlich erst seine Familie und dann Ananas mit seiner ausgelebten Enttäuschung und unbedarften Kommentaren verletzt. Ausgehend von dieser Situation können sich die Lernenden Gedanken darüber machen, ob sie auch schon einmal in so ein Fettnäpfchen getreten sind. Welche Möglichkeiten kennen sie, sich dann versöhnlich zu zeigen und es wieder gut zu machen? Solche Gespräche können mit Überlegungen zu Gut/Böse bis zum Philosophieren zu menschlichen Reaktionen anregen.


Generell kann auch das Thema Kriminalgeschichte aufgegriffen werden: So erweitern die Lernenden nicht nur ihr Genrerepertoire, sie können darüber hinaus auch überlegen, welche weiteren Detektivgeschichten für Kinder sie kennen und welche Faszination von diesen ausgeht. Gemeinsam erarbeiten sie konkrete Kriterien, an denen sie jenes Genre erkennen können. Ausgehend davon besteht die Möglichkeit, dass sie weitere Genres von (Kinder-)Büchern sowie deren Merkmale erarbeiten, um ihre Leseinteressen zu eruieren und zu begründen. 


Darüber hinaus erweist sich dieses Buch als ein geeigneter Titel, um es in einem Bücher Casting einzusetzen. Dafür werden bis zu fünf Bücher verpackt und in mehreren Runden mit einem Hinweis (Erster Satz, Ort der Handlung, kleine Textstelle vorlesen etc.) nacheinander vorgestellt. Nach jedem Hinweis vergeben die Kinder Punkte – je nachdem, welches Buch am meisten ihre Neugierde geweckt hat. Letztlich scheidet in jeder Runde das Buch mit den wenigsten Punkten aus, bis ein Siegertitel feststeht. Auf diese Weise nimmt es einen verdienten Platz in jeder Klassen- oder Schulbibliothek ein, um den Lernenden in freien Lesezeiten zur Verfügung zu stehen. 


Als zusätzliches motivierendes Extra für alle zögernden Leser*innen können die für diese Reihe gestalteten Elemente wie Sticker oder die Anzeige für den Lesefortschritt gelungene Anlässe sein, das Buch ganz zu lesen und sich danach an einen weiteren Titel zu wagen.