Buchcover Finn und die monsterige Rückwärtsmaschine, Luise Holthausen

Der neun Jahre alte Finn ist mit seinem Papa, einem zerstreuten Erfinder, auf der Suche nach einem...

Rezensiert von Dr. Sebastian Tatzel

Finn staunt nicht schlecht, als plötzlich Anton vor ihm steht – ein grünes, einäugiges und lebendiges Kuscheltier. Anton sucht dringend Hilfe und so führt er Finn in die spannendsten Sommerferien seines Lebens. Luise Holthausens Kinderbuch erzählt von lebendig gewordenen Spielzeugen, von einem großen Abenteuer und vor allem von Freundschaft. Ein Titel voller Spaß, Spannung und Wortwitz für Leseanfänger*innen ab 8 Jahren!

BuchtitelFinn und die monsterige Rückwärtsmaschine
AutorLuise Holthausen
GenreAbenteuer
Fantasy
Lesealter8+
Umfang152 Seiten
Edition1
VerlagFischer Sauerländer
ISBN978-3-7373-5880-4
Preis12,00 €
Erscheinungsjahr2022

Der neun Jahre alte Finn ist mit seinem Papa, einem zerstreuten Erfinder, auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für seine kleine Cousine Lia. Dabei landen sie im mysteriösen Laden des schrulligen Spielwarenverkäufers Willecke. Als Finn sich im Laden umschaut, fällt ihm sofort ein einäugiges, knallgrünes Plüschkuscheltier ins Auge. Nicht schlecht staunt Finn, als er feststellt, dass das Plüschmonster lebt und sich, um dem räuberischen Willecke zu entkommen, in Finns Tasche rettet und ihn nach Hause begleitet. 

Auch wenn das Plüschmonster Anton nur einzelne Wörter sprechen kann, versteht Finn nach und nach die Machenschaften Willeckes: Er hat eine Maschine gebaut, die Spielzeuge lebendig werden lässt. Diese will der Bösewicht so abrichten, dass sie die Menschen bestehlen. Mithilfe von seinem neuen Freund Anton und seinem Vater gelingt es Finn schließlich, sich gegen lebendige Spielzeugsoldaten zu wehren und die monsterige Rückwärtsmaschine zu zerstören. So wird Willecke am Ende verhaftet und die Spielzeuge werden wieder zu leblosen Gegenständen.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Luise Holthausen erzählt mit Finn und die monsterige Rückwärtsmaschine ein fantastisches Abenteuer, in dem Spielzeuge durch die titelgebende Rückwärtsmaschine zum Leben erweckt werden. Der Besitzer Willecke richtet diese aber zu bösartigen Betrügern ab, die den Leuten die Geldbeutel stehlen. Im Mittelpunkt der Handlung steht der neunjährige Finn, dem ein ganz frisch „geborenes“ Monster nach Hause folgt und fortan bei ihm lebt. 

Finn ist ein Junge, mit dem sich gleichaltrige Leser*innen leicht identifizieren können: Er ist neugierig und will gleich zu Beginn des Kinderbuchs den seltsamen Spielwarenladen genau erkunden. Dabei entdeckt er eine merkwürdige Werkstatt mit einer mysteriösen Maschine. Ihm wird schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt. Als dann noch das lebendige Kuschel-Monster Anton aus dem Spielzeugladen in seinem Zimmer sitzt und mit ihm spricht, beschließt Finn, dem Geheimnis des Spielwarenverkäufers nachzugehen. Clever entschlüsselt er die Botschaften von Anton, der meist nur in kryptischen Einwortsätzen spricht, und mutig macht er sich daran, seinem neuen Freund zu helfen und den diebischen Willecke aufzuhalten. Komplettiert werden die beiden Freunde schließlich von Finns Papa, einem zerstreuten Erfinder. Das schrullig-sympathische Trio lädt zum Mitfiebern, Miträtseln und Mitlachen ein. 

Die kurzweilige Handlung changiert gekonnt zwischen spannenden und lustigen Szenen – erzählerische Längen gibt es nicht. Nach einer kurzen Einführung des Protagonisten und seiner Familie im ersten Kapitel begegnet Finn dem knallgrünen Anton bereits auf Seite 12 zum ersten Mal. Ab diesem Zeitpunkt sind die jungen Leser*innen sicher genauso neugierig wie Finn, herauszufinden, was es mit Willecke und seinem seltsamen Laden auf sich hat. 

Weiteres Miträtsel-Potenzial bietet zudem die Sprache Antons, die sich täglich verändert: Die Kuscheltiere leben nur 26 Tage lang. Nicht zufällig ist das die Anzahl der Buchstaben im Alphabet, denn jeden Tag können die Monster nur Wörter mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben sprechen. Dies sorgt nicht nur für Wortspiele, die junge Leser*innen sicher erfreuen werden, sondern lädt auch zum Mitmachen und Miträtseln ein. Warum isst Anton am zweiten Tag nur Bananen und Butterbrot, am dritten Tag aber Cornflakes und am siebten Tag Grießbrei mit Gorgonzola? Besonders schön ist zudem, dass die wörtliche Rede von Anton durch eine veränderte Typographie optisch abgesetzt ist. Dies zeigt einerseits die Wichtigkeit der entsprechenden Begriffe und lockert andererseits das Schriftbild auf, was zu einem erhöhten Lesevergnügen führt. 

Zusammenfassend zeichnet sich die Sprache des Kinderbuchs zwar vorrangig durch einfache Hauptsätze aus, vereinzelt wird jedoch auch auf komplexere Satzgefüge zurückgegriffen.

In Kombination mit den Wortspielen und -witzen ist das Buch also ein Titel, das vor allem etwas erfahrenere Leser*innen nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich erfreuen wird.  

Das Kinderbuch hat einen Umfang von 152 Seiten, die sich auf 20 Kapitel verteilen. Die Schriftgröße ist für die Zielgruppe angemessen, der weite Zeilenabstand sowie die teilweise veränderte Typographie lockern das Schriftbild optisch auf. Zu Beginn jeden Kapitels gibt es statt einer Überschrift eine kleine Zusammenfassung des Inhalts (so heißt es bspw. für Kapitel 1 „Von einem langweiligen Montagmorgen, Schrauben im Brotkorb und einem kleinen Umweg“, S. 5). Diese machen neugierig auf den Inhalt und lenken – im Sinne einer Lesestrategie vor dem Lesen – die Lesehaltung. Die von Tine Schulz gezeichneten schwarz-weißen Illustrationen unterstützen das Textverständnis und sorgen durch ihren comichaften Duktus für zusätzlichen Witz. 

Trotz aller genannten Punkte lässt sich die doch recht sperrige Titelwahl sicher diskutieren: Die titelgebende Maschine ist eigentlich keine Rückwärtsmaschine (sie wird dies erst durch die Manipulation Finns). Im Fokus der Handlung steht der Apparat zudem erst gegen Ende der Handlung. 

Nichtsdestotrotz ist Holthausens Finn und die monsterige Rückwärtsmaschine eine spannende und lustige Geschichte, die durch ihre Idee und ihren Wortwitz besticht und geübtere Leser*innen ab acht Jahren sicher erfreuen wird. 

Finn und die monsterige Rückwärtsmaschine eignet sich zur privaten Lektüre für Kinder ab acht Jahren. Aufgrund der Wortspielereien, der mitunter komplexeren Sätze und der höheren Textfülle sollten potentielle Leser*innen bereits einige Erfahrungen in der selbstständigen Lektüre gesammelt haben. 

Auch als Klassenlektüre bietet sich der Titel an. So kann das Textverständnis durch den Austausch über die Lektüre intensiviert werden und der Titel auch für leseunerfahrenere Kinder zugänglich gemacht werden. Auch handlungs- und produktionsorientierte Verfahren bieten sich an: Die Schüler*innen können von einem Tag mit ihrem lebendig gewordenen Spielzeug berichten, sie können die Geschichte fortsetzen, indem sie überlegen, wie Anton wieder lebendig wird oder sie verfassen Dialoge zwischen den Spielzeugen, in denen diese nur Wörter mit einem vorher festgelegten Buchstaben verwenden dürfen. 

Auch als Vorlesebuch am Ende der ersten oder in der zweiten Jahrgangsstufe ist das Kinderbuch geeignet. Die Kinder sind durch die Wortspielereien und Anagramme in der Sprache der Spielzeuge sicher zu begeistern. Diese regen zum Mitmachen und Mitdenken an und können so in gemeinsame Anschlussgesprächen münden. 

Finn und die monsterige Rückwärtsmaschine ist also ein Titel, der für Klassen- und Schulbibliotheken von Grundschulen absolut empfohlen werden kann.