Buchcover Nina Basovic Brown: Korbjäger

Alle halten Brandon für cool und für einen super Sportler, weil er groß ist und sein Vater...

Rezensiert von Dr. Nicole Bachor-Pfeff

Was haben Basketbälle und Luftblasen gemeinsam? Beide spielen eine bedeutende Rolle in Brandons Leben, denn er steht vor der Entscheidung, welchen der Bälle er fliegen lassen möchte. Davon hängt nicht nur die dicke Freundschaft zu Ahmed ab, sondern auch seine Suche nach dem Brandon, der er eigentlich ist. Und dann ist da noch das coolste Mädchen der Welt und die Frage, wie man es schafft, sie zu beeindrucken.

Ein einfach geschriebenes Buch, das von all den wichtigen Dingen im Leben erzählt. 

BuchtitelKorbjäger
AutorNina Basovic Brown
GenreSport
Anti-Helden & Schelme
Lesealter10+
Umfang126 Seiten
VerlagGulliver von Beltz&Gelberg
ISBN978-3-407-81274-2
Preis11,00 €
Erscheinungsjahr2022

Alle halten Brandon für cool und für einen super Sportler, weil er groß ist und sein Vater Bundesliga-Basketballcoach. Doch Brandon mag Basketball überhaupt nicht und hält sich auch nicht gerade für einen Supersportler. Er forscht viel lieber mit Ahmed an neuen Erfindungen, zum Beispiel, wie man für jedes Wetter die ideale Seifenblasenmischung findet. Die beiden sind beste Freunde, seit Brandon Ahmed, der immer noch auf seinen Wachstumsschub wartet, aus den Fängen von Marcello gerettet hat, einem kräftigen, dumpfbackigen und gerne provozierenden Muskelprotz aus der Parallelklasse und Star des Basketball-Teams der Schule. 

Als Pia, eine sehr gute Basketballerin, in die Klasse kommt, möchte Brandon das coole Mädchen beeindrucken und meldet sich in der Basketball-AG an. Ab dem Moment wird Brandons Leben kompliziert, denn er muss versuchen, Marcello zu besänftigen oder zum Freund zu gewinnen. So besorgt er z.B. für Marcello und Pia Karten für ein Basketballspiel. Das bringt ihn gegenüber Ahmed in einen Loyalitätskonflikt, denn Marcello hört indessen nicht auf, Ahmed das Leben schwer zu machen. 

Fast zu spät muss Brandon erkennen, dass er auf die falsche Freundschaft setzt, denn Ahmed zieht sich von Brandon enttäuscht zurück und Marcello erweist sich beileibe nicht als guter Freund. 

Am Ende findet Brandon zu sich und seinen eigentlichen Interessen zurück und damit auch zu seiner Freundschaft mit Ahmed.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Eine Leseprobe der Kindl-Version kann hier eingesehen werden.

Was tun, wenn man von einem grünen Blitz getroffen wird, der einen nicht nur umhaut, sondern gleich die ganze Weltordnung durcheinanderbringt?

Es ist der erste Tag nach den Sommerferien und Brandon nimmt die Leser und Leserinnen sofort mit, mitten hinein in seine Welt, seine Gedanken und in sein Leben. 

Brandon ist ein Junge, der äußerst sensibel veranlagt ist und daher immer unter dem Druck steht, dem Bild, das er vermittelt, nicht gerecht zu werden. Er entspricht einfach nicht dem, was sein Umfeld von ihm zu erwarten scheint. Nach außen wirkt er cool und lässig, aber in ihm sieht es ganz anders aus. 

Am Anfang scheint alles noch ganz klar zu sein. Brandon hat einen besten Freund, Ahmed, mit dem er seine Interessen teilt. Sie lieben es, gemeinsam Dinge zu erforschen, also etwas ganz Untypisches für jemand, der aussieht, wie wenn er jeden Gegner vom Platz fegen könnte. Die Probleme, die es zu beseitigen gilt, liegen klar auf der Hand und sind einfach auszuhandeln. Gut und Böse stehen sich deutlich gegenüber und Brandon weiß, wohin er gehören möchte.

Aber dann kommt ein Mädchen, Pia, in die Klasse und die Klarheit und Einfachheit seiner Welt beginnt zu schwanken. Die Motive, die Brandons Handeln bestimmen, ändern sich und plötzlich gilt es dem äußeren Bild zu entsprechen und ein cooles Basketballtalent darzustellen. Schon bald folgen den inneren Konflikten auch äußere. Eine so sicher geglaubte Freundschaft geht beinahe verloren und das, was vorher selbstverständlich war, steht in Frage, aber eben nur beinahe. Wie zu erwarten findet Brandon wieder zu seinen Werten, zu sich selbst und zu seiner Freundschaft zurück und gewinnt am Ende noch das, was er sich so sehr wünschte.

Der Text folgt dem gewohnten Schema: Gleich zu Beginn werden die überschaubare Anzahl der Figuren und deren Verhältnis eingeführt, die wenigen Schauplätze rund um Schule, Freizeit, Sport aufgebaut und darin die Handlung mit Komplikation entfaltet. Auch die liebevollen und manchmal witzigen Illustrationen fungieren textentlastend. Nichts passiert zwischen den Zeilen, nichts verlangt nach Interpretation. Der einfache Handlungsstrang wird immer aus Brandons Sicht erzählt, was den Leserinnen und Lesern keinen komplizierten Perspektivwechsel abverlangt. Dies trägt dazu bei, dass das Buch einfach zu lesen ist, auch für Kinder mit wenig Leseerfahrung. Die Figuren bleiben auf ihre Weise stereotyp, doch trotz dieser unspektakulären, beinahe märchenhaften Entfaltung bleibt die Erzählung spannend, locker und hat Tiefgang. Das liegt vor allem daran, dass zwar einerseits mit Stereotypen gearbeitet wird, anderseits aber mit Klischees gebrochen und genau dieses Denken kritisch beleuchtet wird. 

Ein Kinderroman, der in seiner Einfachheit Tiefsinn hat, der die Lesenden mit vertrauten Themen konfrontiert, die kein größeres Vorwissen voraussetzen, da es leichtfällt, einen Bezug zur eigenen Lebenswelt herzustellen. Er lädt trotzdem zu (gesellschafts-)kritischen Gedanken und Gesprächen ein. Eine ideale Klassenlektüre, wenn Kinder mit wenig Leseerfahrungen erreicht werden sollen, in der mehr steckt, als man auf den ersten Blick sieht. 

Das Buch ist ideal für Jungen, die noch keine geübten Leser sind, aber trotzdem Spannung und eine gewisse inhaltliche Tiefe suchen. Es eignet sich als unterhaltende, private Lektüre, aber auch als Ganzschrift für den Unterricht, da es sowohl für Mädchen als auch für Jungen geeignete Identifikationsfiguren bietet. 

Themen und Fragen danach, wie Zuschreibungen aufgrund äußerer Merkmale zu Schwierigkeiten führen können oder wie Freundschaft von Identitätsfindungsprozessen abhängig sein kann, bieten im Unterricht viel Gesprächsstoff, Möglichkeiten zur Selbstreflexion und zur produktiven Auseinandersetzung. 

Da das Buch aus der Perspektive von Brandon erzählt wird, könnte der Text auch aus einer anderen Perspektive dargestellt werden. Den Schülerinnen und Schülern wichtig erscheinende Situationen lassen sich aus verschiedenen Perspektiven szenisch entwickeln, z. B. als Interviews.  

Basketball ist eine interessante Sportart, die im Sportunterricht aufgegriffen werden könnte. 

Die kleine ‚Sportreportage‘ (S. 38/39) eignet sich als Impuls, die Textsorte Bericht/Reportage im Deutschunterricht zu thematisieren. Würde ein neutraler Berichterstatter die Situation so einschätzen wie Brandon? Wie würde dieser Bericht aussehen?