Buchcover Jochen Till: Alien Academy

Cody erwacht nach einem Unfall in seinem Zimmer. Seine Umwelt wirkt mehr als fremd auf ihn, weder...

Rezension von Dominik Achtermeier

Keiner sieht so aus wie er, noch nicht mal seine Eltern! Cody wird während seines ersten Schultags an der Alien Academy mehr und mehr klar, dass einiges auf dem von Robotern gesteuerten Planeten Paras nicht mit rechten Dingen zugeht. Mit seinen Mitschülern stürzt er in ein turbulent-spannendes Abenteuer, das zeigt, wie wichtig Zusammenhalt und die Stärken jedes Einzelnen sind. Band 1 der ansprechend illustrierten Reihe fesselt und macht Lust weiterzulesen!

BuchtitelAlien Academy
AutorJochen Till
GenreScience Fiction
Lesealter10+
Umfang218 Seiten
VerlagEdel Kids Books
ISBN978-3-96129-182-3
Preis12,99 €

Cody erwacht nach einem Unfall in seinem Zimmer. Seine Umwelt wirkt mehr als fremd auf ihn, weder seine Eltern mit grünen Rüsseln statt Nasen und drei Pobacken noch seine Mitschüler*innen oder Lehrer*innen an der Alien Academy, an der er heute als Schüler anfängt, sehen so aus wie er. Als er nach der Abfertigung am Schuleingang mit den Klassenkamerad*innen plötzlich im Lernwürfel 147 angekommen und der Roboter Knowitall 376 seine Klasse begrüßt hat, wird es nicht nur turbulent, sondern auch bizarr: auf dem Planeten Paras ist alles rein funktionell und wenn ein Lehrer*innen-Roboter nicht mehr funktioniert, wird er gegen einen anderen ausgetauscht. Cody, Loff und Co. tauchen auf der Suche nach dem ausgemusterten Knowitall tief in die Alien Academy ein, sie lernen sich dabei immer besser kennen und merken, dass es auf jeden mit seinen speziellen Fähigkeiten ankommt. In einem spannenden Finale konfrontiert Cody seine angeblichen Eltern mit dem Verdacht, dass er – genauso wie alle anderen Kinder – von seinem Heimatplaneten entführt wurde.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden. 

Alien Academy hat alles, was ein Roman haben muss, der Jungen in seinen Bann zieht: der erste Band der Science-Fiction-Serie spielt auf einem technisierten Planeten in der Zukunft, die Hauptfigur Cody muss das Rätsel seiner Herkunft und der seiner Mitschüler*innen klären, es lauern Gefahren, wenn er sich für seine Ermittlungen in verborgene Räume und verbotene Schächte der Schule begibt. Die galaktisch-durchstrukturierte Welt des Planeten Paras scheint nur auf den ersten Blick perfekt zu sein, denn durch die Augen bzw. die Brille Codys erfahren die Lesenden nach und nach, dass alles auf Paras auf wackligen Beinen gebaut ist und keiner der Einheimischen ein Interesse daran hat, dass die Wahrheit hinter dem ominösen Unfall herauskommt. 

Die Handlung des Romans umfasst lediglich einen Tag, der von Ereignissen nur so gespickt ist. Dabei lernen die Lesenden neben Cody nach und nach die anderen Schüler*innen der Alien Academy kennen. Nicht nur äußerlich gleicht keiner dem anderen, sondern auch innerlich. Die überzeugend gestalteten Figuren – deren Geschlecht in den meisten Fällen nicht definiert wird – sind divers angelegt. Der Größte und Stämmigste von ihnen heißt Brocken. Er kann sich wie ein Flummiball durch die Gegend bewegen und auf diese Weise in brenzligen Situationen die Wachposten ablenken; doch Angst und Skepsis dominieren sein Gemüt, er ist sehr schreckhaft und sucht stets die Nähe zu vertrauten Figuren, die ihm Sicherheit geben. Diese Vielfalt an fein gezeichneten Charakteren – einschließlich weiterer Nebenfiguren wie Knowitall und dem Technik-Roboter Tool – ermöglichen Leser*innen ein breites Identifikationspotenzial. Die Roboter verkörpern das Genre Science-Fiction schlechthin und wecken das Interesse der Lesenden für die wissenschaftlich-technische Lebenswelt auf dem Planeten Paras und ermuntern sie dazu Leerstellen in der Narration gedanklich zu schließen.

Sprachlich kann der Roman ebenso überzeugen: Die einfachen Satzgefüge erleichtern nicht nur den Leseprozess, Jochen Till schafft es als Meister seines Fachs ferner eine sprachliche wie inhaltliche Gebundenheit herzustellen, die Satz- und Kapitelgrenzen vergessen macht und das Weiterlesen begünstigt. Der Text wird unterbrochen von den comicartigen Illustrationen von Raimund Frey, die mit den Farben Weiß, Schwarz und Blau auskommen. Im Sinne einer gelungenen Text-Bild-Korrespondenz und das Textverstehen erleichternd unterstützen die ansprechenden Abbildungen Freys die Leser*innen verlässlich an entscheidenden Passagen, in denen eine neue Figur, ein neuer Raum oder ein neues Objekt beschrieben wird. Auch das farbigere Cover lässt die Leser*innen durch seine visuellen Reize in die Geschichte eintauchen.

Für Heiterkeit und den ein oder anderen Lacher sorgt Austauschlehrer Knowitall 77, der manchmal genau das Gegenteil von dem sagt, was aus dem Mund eines Lehrers mit Vorbildfunktion erwartbar wäre. Er muss sich andauern korrigieren, wenn er Schüler*innen als „rechenschwache Volltrottel“ (S. 102) oder wenn er die Schlabobbel, von denen sich die Parasiten ernähren, zunächst als extrem langweilig schmeckend bezeichnet, bevor er sich korrigiert (S. 95).  

Es sollte die Erwachsenen nicht verwundern, wenn Jungen und Mädchen ihnen erklären, dass sie nunmehr lieber auf die hochtechnisierte Alien Academy als in die Heimatschule gehen möchten.

Ein intergalaktisches Abenteuer nimmt in Alien Academy seinen Anfang und fesselt die männliche wie weiblicher Leserschaft mit Sicherheit an sich. Die Geschichte von Cody, NRG und den anderen Figuren endet mit einem Cliffhanger, sodass sich in schulischen wie außerschulischen Leseförderformaten durchaus Schreibanlässe ergeben, die Geschichte vor dem Lesen des zweiten Bandes weiterzuschreiben. Dies gelingt etwa über die Entwicklung eines Storyboards, für dessen Gestaltung sich sehr gut die Einzelillustrationen der Figuren einsetzen lassen. Weitere Leerstellen wie andere Orte auf dem Planeten Paras, die bislang nicht Schauplatz der Geschichte waren, lassen sich erfinden und im Sinne literarischen Schreibens – ggf. im fächerübergreifenden Setting gemeinsam im Kunstunterricht – ausgestalten. Das Anlegen eines Figurenlexikons in einem Wiki, Tagebucheinträge oder eine szenische Interpretation, die filmisch aufgezeichnet und in der Postproduktion nachbearbeitet werden kann, geben einen kleinen Ausblick auf vielseitige Einsatzfelder die zum Weiterlesen anregen und Anschlusskommunikation wie Interpretation in Gang setzt.