Buchcover Rainer Wekwerth: Ghostwalker

Hamburg im Jahr 2047: Der jugendliche Jonas ist auf sich alleine gestellt, da sein Vater bereits tot...

Rezension von Frank Münschke

Virtuelle Welten, ganz viel Action und zwei jugendliche Hauptfiguren, die über sich hinauswachsen und ein dunkles Geheimnis lüften. Rainer Wekwerth erzählt in Ghostwalker eine rasante und spannende Geschichte, die den Leser ab der ersten Seite fesselt. Ein Page-Turner im besten Sinne.

BuchtitelGhostwalker
AutorRainer Wekwerth
GenreScience Fiction
Lesealter14+
Umfang368 Seiten
VerlagPlanet!
ISBN978-3-522-50688-5
Preis17,00 €

Hamburg im Jahr 2047: Der jugendliche Jonas ist auf sich alleine gestellt, da sein Vater bereits tot ist und seine Mutter ihn verlassen hat. Die Schule besucht er nur unregelmäßig, denn er muss sich finanziell über Wasser halten. Daher arbeitet er als Ghostwalker. Das heißt: Er überbringt in virtuellen Welten wichtige Informationen von Kunde zu Kunde. Denn aus Angst vor Datendiebstahl verschicken vor allem große Firmen keine E-Mails mehr, sondern beauftragen Ghostwalker wie Jonas, die sich auf die gefährlichen und kräftezehrenden Walks begeben. Das Besondere daran ist: Die Firmen können die jeweilige Simulation selbst gestalten. In der Szene ist Jonas eine Legende und nennt sich Moondancer. Zu Beginn des Romans erhält er einen großen Auftrag von der Firma BioCom. Er muss in der virtuellen Welt „Golem City“ ein Schwert mit sensiblen Daten an einen ihm noch unbekannten Zielort bringen. Jonas erhält dafür 100.000 Eurodollar; mit dem Geld will er seinen großen Lebenstraum erfüllen und möchte in die USA auswandern.

Parallel dazu wird die Geschichte von Blue erzählt, einem Mädchen, das ebenfalls als schon legendäre Ghostwalkerin ihr Geld verdient. Sie wird zur Gegenspielerin von Jonas, da bei ihrem letzten Auftrag etwas schief gegangen ist – sie landet nun in der gleichen virtuellen Simulation wie Jonas und muss ihm das Schwert abnehmen. Doch dann merken die beiden, dass sie Teil einer Verschwörung sind und es gemeinsame Feinde gibt, allen voran die japanische Mafia, die ihnen schon dicht auf den Fersen ist. Jonas und Blue kämpfen nun Seite an Seite und stoßen auf ein Geheimnis, das mit dem Tod von Jonas‘ Vater zu tun hat. Und dann verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt: Die japanische Mafia jagt Jonas auch im wahren Leben und steht schon vor seiner Wohnungstür.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Rainer Wekwerths Roman überzeugt durch aktive und sympathische Hauptfiguren: Der Fokus liegt dabei auf dem 17-jährigen Jonas, der sich als Identifikationsfigur für jugendliche Leser*innen anbietet, aber auch Blue ist eine positiv besetzte und starke Figur. Beide machen im Laufe der Handlung eine Entwicklung durch, wobei der Schwerpunkt des Romans ganz klar auf der äußeren Spannung liegt. 

Die Handlung ist extrem actionreich, die Spannung setzt nach nur wenigen Seiten ein und wird durchgängig gehalten. Innerhalb der virtuellen Welt folgt die Handlung einer Computerspiellogik: Jonas und Blue hetzen von Aufgabe zu Aufgabe und kommen dabei nicht zur Ruhe – hinter der nächsten Ecke wartet schon der nächste Gegenspieler und das nächste Abenteuer. Der Roman ist ein Page-Turner und die Leser*innen können das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dabei stört es auch weniger, dass einige Probleme sehr schnell und unvermittelt aus dem Weg geräumt werden.  

Die Atmosphäre in Ghostwalker ist düster-fantastisch, gerade wenn sich Jonas und Blue in „Golem City“ und „Trash Town“ befinden. Die virtuellen Welten sind dabei nachvollziehbar gezeichnet und nicht zu komplex aufgebaut, sodass sich die Leser*innen gut zurechtfinden und sich auf die Haupthandlung konzentrieren können. Die Figuren in dieser Simulation sind größtenteils skurril, gezeichnet, die Antagonisten wirken dabei allerdings etwas schablonenhaft. 

Die Leser*innen werden durchgängig an die Hand genommen: Die Kapitel sind kurz, die Handlungsführung ist klar, die Perspektiven ebenfalls und wenn es an einigen Stellen zu Verwirrungen kommt, dann werden diese von den Figuren oder vom auktorialen Erzähler zusammengefasst und erläutert. 

Insgesamt ist Ghostwalker ein spannungsgeladener, schnell und filmisch erzählter Science-Fiction-Roman. Rainer Wekwerth entwirft eine Welt, die der Logik von Computerspielen folgt, und die gerade jugendlich-männliche Nicht- oder Wenigleser begeistern wird.

Der Roman eignet sich in erster Linie als Privatlektüre. Zudem bietet er sich – aufgrund der actionreichen und spannenden Handlung – sehr für Vielleseverfahren bzw. für Verfahren der Leseanimation an, bei denen männliche Wenigleser angesprochen werden.