Rezension von Bartholomäus Figatowski
Als Freddy die Zusage für einen Schulplatz auf Burg Blauzahn erhält, ist die Freude groß. Nun muss er nicht länger bei Tante Liz wohnen und ihre seltsamen Marotten ertragen. Doch auch die neue Schule ist recht speziell. Magische Wesen drücken die Schulbank und die Lehrer könnten einem Gruselkabinett entstammen. Wie gut, dass sich Freddy auf die Hilfe seiner Mitschüler verlassen kann, als sich mysteriöse Ereignisse häufen.
Dieses Geisterinternat bietet seitenweise Gruselspaß für etwas geübtere Leser*innen ab 8 Jahren.
Buchtitel | Geisterschule Blauzahn - Lehrer mit Biss |
Autor | Barbara Rose |
Genre | Fantasy |
Lesealter | 8+ |
Umfang | 176 Seiten |
Verlag | dtv junior |
ISBN | 978-3-423-76323-3 |
Preis | 10,95 € |
Freddy Rettich hat es nicht leicht. Seit dem Tod seiner Mutter lebt er bei seiner verwitweten Tante Liz in Pimpelhausen. Regelmäßig ärgert er sich über ihre vielen Marotten wie z.B. einen ausgeprägten Pünktlichkeitsfimmel. Zudem muss Freddy auf dem muffigen Dachboden schlafen. Er ist daher mehr als erfreut, als er eine Zusage für einen kostenlosen Schulplatz auf Burg Blauzahn erhält. Die Nachricht kommt allerdings recht überraschend, da sich Freddy gar nicht um ein Schulstipendium beworben hat. Dass es kein gewöhnlicher Schulbesuch wird, merkt Freddy schon bei der Anreise. Eine Kutsche bringt ihn durch den finsteren Düsterwald zur Burg Blauzahn. Wenig vertrauenserweckend ist der Fahrer, ein Kapuzenmann mit einem recht imposanten Beil. Im Internat angekommen, macht Freddy die Bekanntschaft mit der ebenso merkwürdigen Schulleiterin Belinda von Zuckersüß, die wie ein Geist über dem Boden schwebt. Kurz darauf erfährt Freddy, dass Burg Blauzahn tatsächlich eine Schule für Gespenster, Vampire und Untote ist, – sogar die Lehrer sind magische Wesen. Den wenigen Menschenkindern wird dabei lediglich aus finanziellen Gründen der Schulbesuch gewährt. Das Internat erhält nämlich nur dann Fördergelder vom Geisterschulamt, wenn eine bestimmte Schülerzahl erreicht ist.
Nach einigen gefährlichen Vorfällen während des Unterrichts beginnt Freddy daran zu zweifeln, ob wirklich alle magischen Wesen die Anwesenheit von Menschen in der Burg Blauzahn gutheißen. Glücklicherweise kann er sich in brenzligen Situationen auf seine neuen Freunde unter den Mitschüler*innen verlassen. Als sie erfahren, dass Mr Bone, ihr sympathischer Klassenlehrer, zu Unrecht verflucht wurde, beschließen sie ihm zu helfen: Durch einen mächtigen Zauberspruch, am richtigen Ort aufgesagt, könnte die Seele von Mr. Bone befreit werden. Da aber eine Geisterbefreiung – einmal in Gang gesetzt – innerhalb von zwei Tagen durchgeführt werden muss, beginnt nun ein Lauf gegen die Zeit.
Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.
Ob Harry Potter von Joanne K. Rowling, Margit Auers Schule der magischen Tiere oder die Geisterritter von Cornelia Funke – die Vorbilder für Barbara Roses Kinderroman Geisterschule Blauzahn sind unverkennbar. Erfreuen sich Schulgeschichten ohnehin großer Beliebtheit bei jungen Leser*innen, wird hier die Lesemotivation zusätzlich durch das gespenstische Figureninventar gesteigert. Freddys Aufenthalt auf Burg Blauzahn führt auf der Handlungsebene zu vielen spannenden Situationen und sorgt für eine abwechslungsreiche Lektüre. Dass der junge Leser weiterlesen will, hat auch damit zu tun, dass die Handlung ausreichend komplex erzählt wird; besonders die Geheimnisse rund um den Fluch, der auf Mr. Bone lastet, und seine Befreiung regen zum Miträtseln an.
Burg Blauzahn ist ein spannender und geheimnisumwobener Handlungsort. Dabei kommen Freddy als Neuankömmling die Rahmenbedingungen des Internatlebens zunächst sehr entgegen: Alle magischen Wesen – auch die Vampire und Werwölfe – sind verpflichtet, ihren menschlichen Mitschülern nichts zuleide zu tun, ansonsten droht ein Schulverweis. Leider mag aber nicht jeder magische Burgbewohner neugierige Menschenkinder und so kommt Freddy doch in manche gefährliche Situation. Gut, dass der Junge aufgrund des Zusammenlebens mit seiner skurrilen Tante Liz daran gewöhnt ist, bei unerklärlichen Ereignissen nicht direkt davonzulaufen. Außerdem wird er nach Kräften von seinen Freunden – vor allem der mutigen Emily und Phi, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügt – und seinem Schutztier, der Spinne Dora, unterstützt. Insgesamt ist Freddy ein sympathischer und vielschichtiger Protagonist, mit dem sich die jungen Leser*innen gerne identifizieren werden.
Abschließend komme ich zu folgender Gesamtbewertung: Barbara Rose kann die Erwartungshaltung des Lesers an einen spannenden Gruselroman einlösen. Schnell schließt der Leser Freddy ins Herz und fiebert spätestens dann mit ihm mit, wenn der Junge die Schwelle des Eingangsportals von Burg Blauzahn überschreitet. Das Motiv des zu Unrecht verfluchten Lehrers verleiht der Handlung zusätzliche Tiefe, da Freddy und seine Freunde nun mit detektivischer Akribie herausfinden müssen, wie sie Mr. Bone helfen können.
Zu guter Letzt möchte ich den von Barbara Fisinger illustrierten Buchumschlag erwähnen – Freddy wird im Kreis der untoten Lehrer von Burg Blauzahn gezeigt –, der sehr stimmungsvoll an den Stop-Motion-Film Nightmare before Christmas erinnert und viele Leser*innen neugierig auf den Buchinhalt machen wird.
Barbara Roses Geisterschule Blauzahn eignet sich trotz der Buchlänge von 174 wenig illustrierten Seiten gut für die Privatlektüre, wenn der junge Leser zumindest einigermaßen geübt ist. Kennen die Leser*innen bereits andere Geister- und Gespenstergeschichten, entstehen sicherlich zusätzliche Leseanreize.
Da der Roman im Kern eine – mit den Motiven der phantastischen Literatur verfremdete – Internatsgeschichte ist, sollte er in keiner Klassen- und Schulbibliothek fehlen.
In der Grundschule kann der Roman zudem für eine Vielzahl von leseanimierenden Verfahren wie z.B. die Lesekiste empfohlen werden.