Buchcover Dan Jolley: Waterland - Aufbruch in die Tiefe

Der 12-jährige Jacob lebt in einer Welt, die nach der ‚Großen Flut‘ – einer folgenschweren...

Rezension von Dominik Achtermeier

Nach der ‚Großen Flut‘ ist nichts mehr wie zuvor: Die Welt ist zweigeteilt. Strikte Trennung herrscht zwischen den beiden Völkern über und unter dem Meeresspiegel. Der junge Trockensiedler Jacob stürzt sich auf der Suche nach seinem verschollenen Bruder Tristan durch die labyrinthischen Gassen seiner Welt hinab in die Meerestiefen, wo das Flutvolk lebt. Auf seinem spannenden Unterwasserabenteuer trifft er nicht nur auf treue Weggefährten und gefährliche Meeresgiganten, sondern deckt auch Wahrheiten auf, die alles verändern. Der Auftakt zu einer fesselnden, sprachlich ansprechenden und bis ins Detail ausgefeilten Wasserweltfantasy-Saga, die auch Nichtschwimmer*innen in ihren Bann ziehen wird!

BuchtitelWaterland - Aufbruch in die Tiefe
AutorDan Jolley
GenreFantasy
Science Fiction
Lesealter12+
Umfang320 Seiten
VerlagFischer KJB
ISBN978-3-7373-4217-9
Preis15,00 €

Der 12-jährige Jacob lebt in einer Welt, die nach der ‚Großen Flut‘ – einer folgenschweren Überflutung aller Landmassen – anders aussieht und in der neue Technologien eine gewichtige Rolle fürs Überleben spielen. In Waterland haben sich auch zwei divergierende Lebensräume herausgebildet haben: die auf Meerestürmen lebenden Trockensiedler und das Flutvolk, das unter Wasser lebt. Jacob, der Neffe des Anführers der Trockensiedler, ist fasziniert von der Unterwasserwelt und ihren Bewohnern, die ihn magisch anziehen, auch wenn er sich damit den geltenden Regeln seines Onkels Sato widersetzt. Als sein Bruder vom Flutvolk entführt wird, will Jacob ihn unbedingt retten und kann dabei auf die Unterstützung des Seelöwen King und des Hybridmädchens Hali setzen. Doch einfach wird diese Suche nicht, muss er dabei doch die intriganten Pläne seines Onkels erkennen und durchkreuzen.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden. 

Wenn die Meteorologen einen herannahenden Taifun vorhersagten, wurden mechanische Klappen zwischen den Pfeilern heruntergelassen […]. Wenn sich dann noch Bewohner auf der Meeres-Ebene befanden, wurden sie mitunter hinausgetragen und von dem weiten, aufgewühlten Meer verschluckt, das gegen das schützende Steinfundamentschäumte wie der Speichel eines mächtigen Ungeheuers.“ Im Gewand der Science Fiction gelingt Jolley mit diesem durchgehend spannenden und vielschichtigen Abenteuerroman ein engagierter Text für Heranwachsende, der es zulässt, viele Parallelen zu unserer Welt zu ziehen: Technologien wie erneuerbare Energien spielen eine ebenso gewichtige Rolle wie Gesellschafts- und Machtsysteme, die auf den zweiten Blick plötzlich brüchig wirken. Denn der eigensinnige Protagonist muss im Verlauf der Handlung erkennen, welche Ziele die Armada seines machthungrigen Onkels wirklich verfolgt. Dan Jolley beweist ein Händchen für mitreißendes Erzählen, durchdachte wie anschaulich beschriebene Handlungsorte und faszinierende Figuren, die unter schwierigen Bedingungen auch in brenzligen Situationen Mut und Zusammenhalt beweisen und bis zur letzten Seite hin Garanten fürs ‚Dranbleiben‘ und ‚Mitfiebern‘ sind.

Trotz seiner 320 Seiten, der Themenvielfalt und einem anspruchsvollen Wortschatz, der viele technisch-wissenschaftliche Begriffe beinhaltet, empfiehlt sich der Roman auch für Wenigleser*innen. Die Handlungsstruktur ist dank der reichhaltigen Bildsprache leicht nachvollziehbar und durchdacht angelegt. Leserinnen und Leser werden über die Coverillustration gleich angesprochen und mit dem immer populärer werdende Genre der Wasserfantasy ‚infiziert‘. Somit macht die Lektüre des ersten Bands Aufbruch in die Tiefe der neuen Reihe neugierig auf die bereits angekündigten Folgebände, schließlich will man doch wissen, ob ein langfristiges Zusammenleben von Flut- und Trockenvolk möglich wird. 

Waterland stellt den klassischen Pageturner dar, regt die Fantasie an und lässt seine Leser*innen im wahrsten Sinne des Wortes ab- und wieder auftauchen. Eine besondere Stärke liegt in dem Zwei-Welten-Setting, welches labyrinthisch-verschlungen und absolut detailreich gezeichnet wird.

Aus didaktischer Sicht ermöglicht der Roman vielzählige Perspektiven für die (fächerübergreifende) Vertiefung und Weiterarbeit. Die bereits angesprochen Gesellschaftsstrukturen (Trockensiedler vs. Flutvolk) lassen sich ganz wunderbar herausarbeiten und ermöglichen es, die Lektüre unter einem politischen Blickwinkel zu untersuchen, um die Figurenperspektiven und Handlungen der Figuren kritisch zu beleuchten. Die spannende Figur des Onkel Sato schafft es in Waterland die Trockensiedler, die in Schichten absteigend von der Spitze des Turmes an unterteilt und ihrem Stand nach sortiert sind, zu kontrollieren und Macht auf sein eigenes Volk auszuüben. Hier lässt sich eine Anschlusskommunikation anbinden, die der Frage nach der ‚perfekten‘ Gesellschaft nachgeht.

Ferner liegt ein besonderer Reiz in den ökologisch-ethische Themen, die in Waterland zur Sprache kommen: Überfischung der Meere, erneuerbare Ernergien, Landwirtschaft unter veränderten klimatischen Bedingungen, Generationengerechtigkeit und Überlebensstrategien, die in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern ansprechend aufbereitet oder in den Fächern Religion/Ethik diskutiert werden können.

Daher eigenet sich der Roman sowohl als Schullektüre, aber auch für unterhaltsame Lesestunden in der Freizeit. Der Text regt zum Austausch mit anderen Leser*innen an und unterstützt als Teil einer Serie den Aufbau von Lesemotivation und Interesse an den Folgebänden.