Buchcover Nicole Röndigs: FRRK! Mein Alien und ich

An einem unscheinbaren Morgen stürzt plötzlich ein UFO in ein kleines Wäldchen und landet quasi...

Rezension von Benjamin Tüngethal

BuchtitelFRRK! Mein Alien und ich
AutorNicole Röndigs
GenreScience Fiction
Lesealter10+
Umfang214 Seiten
Verlagcbj
ISBN978-3-570-17743-3
Preis13,00 €

An einem unscheinbaren Morgen stürzt plötzlich ein UFO in ein kleines Wäldchen und landet quasi direkt vor Toms Füßen. Neugierig forscht der Junge nach und trifft auf einen Außerirdischen: FRRK vom Planeten Tmllp, der aus grünem Matsch besteht. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch und Tom beschließt, seinem neuen Freund nach dessen Bruchlandung bei der Reparatur zu helfen. Um weiterfliegen zu können, braucht FRRK Salpetersäure – diese gibt es an Toms Schule. Schnell ist der Rettungsplan geschmiedet und sie machen sich gemeinsam auf den Weg. Weil der Gallert-Alien in seiner Erscheinung zu auffällig ist, verwandelt er sich in ein menschliches Mädchen und nennt sich Friederike. So verkleidet betritt er verunsichert die den Alien verwirrende Welt der Menschen. Und obwohl Friederike immer etwas grüner Schleim umgibt, fällt niemandem das Tarnspiel auf. Stattdessen ergeben sich zahlreiche komische und amüsante Situationen. Schnell lernt FRRK beispielsweise, dass die Menschen sich anschwindeln – eine Unsitte, die es auf seinem Heimatplaneten nicht gibt. Außerdem wird der Außerirdische vom Mathelehrer als Genie gefeiert. Jonas, der erklärte ‚coolste‘ Junge der Klasse hat für beide nur Häme übrig. FRRK geht den Sticheleien jedoch geschickt aus dem Weg. Als FRRKs Tarnung aufzufliegen droht, hilft Toms Klassenkameradin Elli dabei, die Schule heimlich zu verlassen. 

Um an die notwendige Salpetersäure zu gelangen, müssen sie jedoch zurück in die Schule. Am nächsten Tag werden sie von Jonas, der bereits vermutet, dass mit Friederike etwas nicht stimmt, im Chemielabor erwischt. Dieses Mal verhilft ein Lehrer, der Vater von Elli, der Gruppe zur Flucht. Er nimmt die Kinder und das Alien mit in sein Haus, wo sie von einer Astrobiologin mit einem Durchsuchungsbefehl überrascht werden. FRRK kann aber geschmeidig durch den Abfluss fliehen. Tom, Elli und das Alien übernehmen ein Auto und starten eine rasante Verfolgungsjagd. Schließlich erreichen sie das Raumschiff. Die Reparatur gelingt zwar, aber Ellis Vater muss mitfliegen…

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Eigentlich kennt man Nicole Röndigs durch ihre Beiträge der Rundfunksendung Ohrenbär. Mit FRRK – Mein Alien und ich kreiert sie nun den ersten Band einer Reihe, die von den Abenteuern des Fünftklässlers Tom und seinem glibberigen Alien FRRK erzählt.

Durch die Augen von FRRK betrachten die Leser*innen die Welt der Kinder und der Erwachsenen. Mehr und mehr wird durch diese Außenperspektive deutlich, wie absurd und komisch alltägliche Dinge in unserer Welt für einen Alien erscheinen müssen. Insofern regt Röndigs Text zur Reflexion der Lebenswelt an und zaubert dabei immer wieder ein Grinsen ins Gesicht. Obwohl FRRK der Titelgeber der Graphic Novel ist, bleibt Tom der Protagonist der Erzählung. Er ist ein eher durchschnittlicher Junge, der versucht in der Welt nicht zu sehr anzuecken und handelt dabei auch durchaus gegen seine Überzeugung. Mit FRRK hat er nun eine Instanz an seiner Seite, die schonungslos alle Entscheidungen hinterfragt. Für junge Leser*innen kann hier eine neue selbstreflektierende Ebene eröffnet werden, von der aus sie selbstständig hinterfragen, wovon sie etwa die Teamzusammenstellung im Sportunterricht abhängig machen: wählen Sie die Sportlichsten oder Mitschüler*innen, mit denen sie befreundet sind (so wie FRRK sich entscheiden würde)? Insgesamt werden sich Lesenden aufgrund des Alters und des authentischen Verhaltens mit Tom identifizieren und neue Handlungsmöglichkeiten fiktiv ausprobieren können.

Die 214 Seiten lesen sich aufgrund des einfachen Satzbaus, großer Schrift und vielen Absätzen sehr zügig. Auch durch die kurzen Kapitel entstehen kurzfristige Leseerfolge und man kommt im Buch schnell voran. 

Inhaltlich nimmt das Werk gleich zu Beginn schnell Fahrt auf und kann die Geschwindigkeit über den Handlungsverlauf hinweg aufrecht halten. Hierzu tragen Themenvielfalt (z.B. Annahme einer anderen Persönlichkeit) und Wortwitz bei. Um sich vor den Menschen zu verstecken, transformiert sich FRRK in ein Mädchen in Toms Alter. Das ist für den Schuljungen natürlich ein Problem, denn „Jungs wollen mit Mädchen nichts zu tun haben, weil die nerven und peinlich sind“ (S. 35). Als die Lehrerin versucht, FRRKs fiktive Herkunft aus der Schweiz in den Unterricht zu integrieren, fragt der Mitschüler Jonas spöttisch, ob man auf der Alm bei den Ziegen im Stall schlafe. Hierauf kontert FRRK: „Ich bevorzuge zum Schlafen eine gut angewärmte, nicht zu flache Matschpfütze“ (S. 59). Hieran wird deutlich, dass FRRK nicht nur eine humorvolle Erzählung ist, sondern Lesern*innen auch Verhaltensweisen präsentiert, mit unangenehmen Mitschülern*innen umzugehen. Obwohl erwachsenen Leser*innen kleine inhaltliche Ungereimtheiten auffallen, werden sich junge Leser*innen hieran nicht stören. Spannend wird es immer dann, wenn der Alien kurz davor steht durch seine verräterische Schleimspur oder sein ungewöhnliches Verhalten, entdeckt zu werden. Besonders am Schluss wird noch einmal viel Spannung erzeugt, bevor FRRK mit seinem Raumschiff die Erde und seine neuen Freunde hinter sich lässt.

Immer wieder werden die Kapitel durch kindgerechte Zeichnungen von Falk Holzapfel unterstützt. Zusätzliche Illustrationen wären jedoch an inhaltlich komplexeren Stellen sinnvoll gewesen. Die farbenfrohe Erscheinung des Buches lädt unbedingt zum Lesen ein. Das Cover zeigt den grinsenden FRRK, wie er Toms Welt im wörtlichen Sinne auf den Kopf stellt. Auch der Klappentext macht Lust auf die Lektüre, wenn er mit umgangssprachlichen Formulierungen und der Angst vor kleinen Mädchen spielt.

Zusammengefasst ist FRRK ein Buch, das optisch anspricht, inhaltlich amüsiert und fesselt. Durch den sportlichen Auftakt tauchen Leser*innen gleich in die Erzählwelt ein und wollen nicht mehr auftauchen, bis FRRK wieder sicher auf dem Heimweg ist. FRRK! Mein Alien und ich ist also eine volle Leseempfehlung mit viel grünem Glibberspaß.

FRRK liest sich sehr zügig und ist somit für jede Kinder- oder Klassenbibliothek geeignet. Auch als Klassenlektüre hat es Potenzial, denn es werden viele alltäglich menschliche Dinge karikiert, die sich für eine intensive Auseinandersetzung im Klassenverband eignen: Mobbing, Umgang mit Fremden in der Klasse, usw.