Buchcover Heike Abidi: Arthurs wildes Hundeleben

Der 10-jährige Arthur wünscht sich sehnlichst ein Haustier, am liebsten einen Hund. Daher ist er...

Rezension von Christina Gürth

Einen Hund haben vs. ein Hund sein. Arthur wünscht sich sehnlichst ein Haustier und er ist sich sicher: Hunde sind die besten Kumpel. Ein echter Hundeversteher wird aus Arthur aber erst, als er eines Morgens im Hundekörper von Lucky aufwacht. Nun heißt es für Arthur Gassi gehen auf vier Pfoten, während sich Lucky in Arthurs Körper auf den Weg zur Welpenschule für Zweibeiner macht. Da ist Chaos vorprogrammiert! Eine lustige Körpertauschgeschichte - nicht nur für Hundefans.

BuchtitelArthurs wildes Hundeleben
AutorHeike Abidi
GenreHumor & Komik
Lesealter8+
Umfang158 Seiten
VerlagHummelburg Verlag
ISBN978-3-7478-0020-1
Preis11,99 €

Der 10-jährige Arthur wünscht sich sehnlichst ein Haustier, am liebsten einen Hund. Daher ist er überglücklich, als er für ein paar Tage auf Lucky aufpassen darf, den Hund eines Arbeitskollegen seines Vaters. Lucky hat jedoch überhaupt keine Lust, sich von einem nervigen „Zweibeinerwelpen“ versorgen zu lassen, der gar keine Ahnung von Hundehaltung hat. Von Arthurs Freund Karim hingegen ist Lucky positiv überrascht, denn dieser erweist sich als ein Zweibeiner mit echtem Hundeverstand.

Als Arthur eines Morgens plötzlich in Luckys Hundekörper aufwacht, ist er geschockt. Während Lucky in Arthurs Körper steckt und dessen Frühstückscroissants verdrückt, muss sich Arthur mit Hundefutter begnügen und lernen, wie man beim Gassigehen richtig das Bein hebt. Lucky hingegen muss lernen, wie man sich als Menschenkind zu Hause und in der Schule richtig verhält. Denn beide wollen nicht, dass ihr Geheimnis auffliegt – oder noch schlimmer: dass der andere sie vor den Schul- oder Hundefreunden blamiert. Sie sind aufeinander angewiesen, lernen voneinander und bringen zusammen den Kindern aus Arthurs Schule in der Projektwoche einiges über Hundehaltung bei.

Die beiden werden ein richtig gutes Team; und das ist besonders wichtig, denn nur gemeinsam können sie das geeignete Mittel finden, um den Körpertausch wieder rückgängig zu machen. Am Ende zeigt sich, dass Arthurs Eltern nur testen wollten, ob er in der Lage ist, die Verantwortung für einen Hund zu übernehmen. Von seinem umfangreichen Wissen über Hunde sind sie sehr beeindruckt und Lucky darf fortan bei Arthur bleiben.

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Wie fühlt es sich an, im Körper eines anderen zu leben? – Der 10-jährige Arthur träumt schon lange davon, einen Hund als Haustier zu haben, aber er hätte niemals damit gerechnet, plötzlich selbst ein Hund zu sein. Heike Abidis Buch lädt junge Leser*innen dazu ein, einen Perspektivwechsel zu wagen und die kindliche Lebenswelt aus der Sicht eines Hundes zu erleben. 

Arthurs wildes Hundeleben ist eine kurzweilige und vergnügliche Tiergeschichte, die abwechselnd aus der Perspektive eines Jungen und eines Hundes erzählt wird. Die beiden Ich-Erzähler, Arthur und Lucky, erleben nach einem plötzlichen und unfreiwilligen Körpertausch viele lustige Situationen. Es steht aber nicht nur Komik im Vordergrund der Geschichte, sondern der Körpertausch, das Sich-Hineinversetzen in den jeweils anderen, hat einen zentralen Stellenwert. Denn dies hilft dabei, Vorurteile abzubauen und den jeweils anderen besser kennen und verstehen zu lernen. Den jungen Lesenden verschafft es zudem umfangreiche Informationen über Hunde und Hundehaltung aus erster Hand (bzw. ‚aus erster Pfote‘).

Dabei bleibt die Handlung der Geschichte immer nah an der Lebenswelt der Zielgruppe und bietet den Leser*innen zahlreiche Identifikationsmöglichkeiten mit den Protagonisten.

Arthur ist sehr enttäuscht darüber, dass seine Eltern ihm scheinbar nicht zutrauen, sich angemessen um ein Haustier zu kümmern. Als er die Gelegenheit bekommt, auf Lucky aufzupassen, zeigt sich aber, dass Arthur tatsächlich wenig Ahnung von Hunden und deren Bedürfnissen hat.  Auch Lucky hegt gegenüber Kindern („Zweibeinerwelpen“) einige Vorurteile, die er durch Arthur bestätigt sieht.

Der unfreiwillige Körpertausch ist ausschlaggebend dafür, dass beide eines Besseren belehrt werden, viel übereinander lernen und bestehende Vorurteile aufgeben können.

Zunächst fühlen sich Arthur und Lucky sehr unbeholfen im Körper des jeweils anderen. Zähne putzen, eine Toilette benutzen oder das Bein richtig heben beim Gassigehen, das alles will gelernt sein und sorgt für viel Situationskomik! Beide sind aufeinander angewiesen, denn schließlich soll der Körpertausch geheim bleiben, und daher muss sich Arthur möglichst hundemäßig und Lucky angemessen zweibeinermäßig verhalten. Trotz der anhaltenden Sorge, dass der andere sie bei ihren Freunden schrecklich blamieren könnte, wachsen die Protagonisten über sich hinaus und werden Freunde.

Beide vermissen aber auch ihr ursprüngliches Leben im eigenen Körper und versuchen daher, den Körpertausch wieder rückgängig zu machen. Auch hier ist Teamarbeit gefragt und für die Lesenden bleibt es bis zum Schluss spannend, ob Arthur und Lucky das geeignete Mittel finden, um wieder in ihre richtigen Körper zurückkehren zu können.

Die Geschichte wird chronologisch abwechselnd von den beiden Ich-Erzählern Arthur und Lucky erzählt, die – nach dem Körpertausch – aus der jeweils anderen (Körper-)Perspektive berichten.

Als besonders lesefreundlich erweist sich der formale Aufbau des Buches. Das Inhaltsverzeichnis und die zumeist aussagekräftigen Kapitelüberschriften strukturieren den Text sichtbar und erleichtern die Orientierung im Buch. Die kurzen Kapitel werden wiederum untergliedert durch die sich abwechselnden Erzählpassagen der beiden Ich-Erzähler, so dass eine Einteilung in überschaubare Leseeinheiten von jeweils 5-7 Seiten entsteht. Besonders positiv an der Buchaufmachung ist hervorzuheben, dass der für ungeübte Leser*innen herausfordernde regelmäßige Wechsel der Erzählperspektive gestalterisch berücksichtigt wurde. Durch die Verwendung unterschiedlicher Schrifttypen und eine Überschrift, die jeweils deutlich kennzeichnet, aus wessen Perspektive im Folgenden erzählt wird, sind die beiden Ich-Erzähler gut zu unterscheiden.

Die Schriftgröße ist noch recht angenehm lesbar und die sprachliche Komplexität des Textes (Wortschatz und Satzkonstruktionen) ist für Kinder mit etwas Leseerfahrung ab 8 Jahren gut geeignet.

Die den Text begleitenden Illustrationen Barbara Fisingers sind treffend gezeichnet, sie sind sehr amüsant und unterstützen das Textverständnis. Leider ist die Bebilderung etwas spärlich ausgefallen, dadurch wirkt das Buch insgesamt recht textlastig und ist daher besonders für die bereits etwas geübteren Leser der Altersgruppe 8+ zu empfehlen.

Heike Abidis humorvolle Körpertauschgeschichte ist witzig erzählt, wartet mit viel Situationskomik auf und bietet so nicht nur Hundefans und Liebhabern von Tiergeschichten kurzweilige Unterhaltung. Nebenbei vermittelt die Geschichte viel Wissen über Hunde und durch die besondere erzählerische Gestaltung wird es auch den literarisch unerfahrenen Kindern gelingen, tief in die Geschichte einzutauchen, sich in die Figuren hineinzuversetzen und variierende Perspektiven einzunehmen, die einen jeweils unterschiedlichen Blick auf die Welt eröffnen.

Das Buch Arthurs wildes Hundeleben ist für die private Lektüre und offene Leseförderformate (z.B. Vielleseverfahren) in der Grundschule geeignet. Die übersichtliche Textstruktur und die Kapiteleinteilung ermöglichen den Leser*innen die selbstständige Orientierung im Text und helfen während freier Lesezeiten dabei, die Lesemotivation aufrechtzuerhalten.

Die Geschichte kann außerdem gut als Vorleselektüre in Gruppen eingesetzt werden (z.B. bei Büchereievents, schulischen Lesenächten oder in der institutionellen Nachmittagsbetreuung).

Im Zusammenhang mit produktiven Verfahren kann der Text (ggf. in Auszügen) genutzt werden, um an das für das literarische Lernen wichtige Nachvollziehen von Figurenperspektiven heranzuführen. Der beschriebene Körpertausch zwischen Hund und Kind kann Lesende dazu anregen, selbst einmal die Perspektive zu wechseln und sich gedanklich in andere hineinzuversetzen. Somit kann der Text als Schreibanlass dienen, eigene Texte aus einer z.B. ungewöhnlichen/tierischen Perspektive zu verfassen.

Arthurs wildes Hundeleben ist außerdem anschlussfähig an den Sachkundeunterricht im Rahmen der Beschäftigung mit dem Thema ‚Haustiere‘. Der Text bietet beiläufig umfangreiche Informationen über Hunde und Hundehaltung. Allgemein kann so die Diskussion über Haustierhaltung und den richtigen Umgang von Kindern mit Haustieren angeregt werden.