Buchcover Stuart Moore: Batman Nightwalker – Schatten der Nacht

Gotham-City wird terrorisiert. Die Nightwalker bedrohen die Reichen und Mächtigen der Stadt. Und...

Rezension von Barbara Reidelshöfer

Batman is back! Und zwar so, wie ihn garantiert noch niemand kennt: Ohne Maske und Umhang versucht der Jugendliche Bruce Wayne in einer actiongeladenen und visuell beeindruckenden Graphic Novel herauszufinden, wer hinter der grausamen Verbrecherbande Nightwalker steckt. Ein mitreißendes Bild- und Textabenteuer – nicht nur für Superhelden-Fans!

BuchtitelBatman Nightwalker – Schatten der Nacht
AutorStuart Moore
GenreComic & Graphic Novel
Lesealter14+
Umfang201
VerlagPanini
ISBN978-3-7416-1763-8
Preis16,99

Gotham-City wird terrorisiert. Die Nightwalker bedrohen die Reichen und Mächtigen der Stadt. Und damit letztlich auch den jungen Bruce Wayne, der pünktlich zum 18. Geburtstag das gesamte Erbe seiner vor zehn Jahren ermordeten Eltern erhält und zum reichsten Teenager der Welt wird. Die große Aufmerksamkeit, die mit diesem Ereignis einhergeht, ist ihm zu viel, will er doch mit seinen Freunden einfach nur seinen Geburtstag genießen. Als ihn auf der großen Benefiz-Gala einer seiner ältesten Freunde enttäuscht, flüchtet er und landet zufällig in einem Polizeieinsatz. In einer rasanten
Verfolgungsjagd bringt Bruce einen Nightwalker zu Fall, wird aber wegen Selbstjustiz zu Sozialstunden im berühmt-berüchtigten Arkham Asylum verdammt. Bei seiner Arbeit trifft er auf die geheimnisvolle Insassin Madeleine, eine Nightwalkerin. Obwohl ihn jeder vor der Gefahr dieser Terrorgruppe warnt, geht eine Faszination von Madeleine und der Gruppierung aus, der sich Bruce kaum entziehen kann. Wer sind diese Nightwalker? Was wollen sie? Hin- und hergerissen zwischen seiner Arbeit im Gefängnis und seinem Status als Multimillionär, den letzten Tagen zwischen Schulabschluss und Studienzeit, zwischen Kindheit und Erwachsensein entschließt sich Bruce, den Geheimnissen von Madeleine auf die Spur zu kommen. Aber ist er dieser hochintelligenten Mörderin wirklich gewachsen? Oder benutzt ihn Madeleine für ihre eigenen Zwecke? Wird er herausfinden, was die Nightwalkers im Schilde führen und kann er so Gotham-City retten?

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Schnell wäre man versucht, dieses schmale Heftchen links liegen zu lassen. Schon wieder Batman?! Was für Superhelden-Fans vielleicht bereits als Verkaufsargument ausreichen könnte, wirkt auf andere wohl abschreckend, vermutet man doch eher ein weiteres Merchandising-Projekt, das weniger durch Originalität als durch kalkuliertes Zielgruppenmarketing besticht.
Aber damit würde man „Batman: Nightwalker – Schatten der Nacht“ mehr als Unrecht tun. Stuart Moore adaptierte den Roman „Batman-Nightwalker“ der amerikanischen Bestsellerautorin Marie Lu gemeinsam mit den Illustratoren Chris Wildgoose und Cam Smith für eine Graphic Novel, über die sich Bob Kane und Bill Finger, die Urväter Batmans, sicher freuen würden. Denn dem Autorenteam gelingt es, eine Geschichte zu erzählen, die bisher im Batman-Universum noch nie erzählt wurde und gerade deswegen sowohl Batman-Fans als auch völlige Neulinge der Superhelden-Szene ansprechen wird: Eine Geschichte über Batman, der noch gar kein Batman ist, sondern ein fast ganz normaler 18-jähriger. Denn sieht man von seinem Milliardenerbe ab, ist Bruce Wayne ein ganz normaler Jugendlicher, der genug mit sich, seinen Freunden und dem Erwachsenwerden inklusive aller bekannten Gefühlswirrnisse zu tun hat. Dass ein zukünftiger Superheld zu Sozialstunden verdonnert wird und dabei weder (spätere) Heldenkräfte noch sein dicker Geldbeutel helfen können, rückt die Figur nahe an den Lesenden heran. Seine Neugierde, aber auch sein idealistischer Eifer gegen Macht, Korruption und Ungerechtigkeit unerschrocken anzukämpfen – und dabei dann doch schon die ein oder andere Superkraft erahnen zu lassen – bieten genügend Anknüpfungspunkte und Identifikationspotential für den/die jugendliche*n Leser*in.
Gleichzeitig wird man von dem spannungsgeladenen Abenteuer um die Nightwalkers sofort mitgerissen. Ein rätselhafter Prolog führt unvermittelt in die geheimnisvolle Atmosphäre von Gotham-City. Nach einer kurzen Situierung von Bruce Waynes Umfeld kommt es nach wenigen Seiten zu einer ersten rasanten und actionreichen Verfolgungsjagd, die vor allem männliche Heranwachsende ansprechen dürfte. Aber auch im weiteren Verlauf der Handlung bleibt die Spannung erhalten und als Leser*in ist man mehr als gefesselt von der zunehmenden Verstrickung Bruce Waynes mit der geheimnisvollen Madeleine und wird von der Frage getrieben, ob Bruce seine Stadt retten kann und was der Preis dafür sein wird.
Das Erzähltempo der Heldengeschichte ist hoch, was durch die dynamischen, sehr differenzierten, gleichzeitig aber nicht überladenen Zeichnungen mit rasanten Schnitten visuell verstärkt wird, sodass man sich beinahe wie in einem Kinofilm fühlt. Aber die Graphic Novel besticht nicht nur durch die zeichnerische Umsetzung und die innovative Idee, die Geschichte Batmans vor dessen Superhelden-Werdung zu erzählen, sondern auch durch die differenzierte Figurendarstellung. So gibt es überwiegend keine eindimensionalen Schwarz-Weiß-Charaktere, sondern junge Erwachsene in ihrer Ambivalenz, die hier für das Superhelden-Genre durchaus feinfühlig gezeichnet werden.
Hin- und hergerissen zwischen Sympathie für die junge Nightwalkerin Madeleine auf der einen Seite und Faszination und Ablehnung der brutalen Vereinigung auf der anderen hat man sich schon nach kurzer Zeit mit der Figur Bruce Waynes identifiziert. Dem Sog der Geschichte kann man sich immer weniger entziehen. Am Ende legt man die knapp 200 Seiten fast atemlos aus der Hand und fühlt sich, als hätte man selbst dieses Abenteuer erlebt.

Dass neben all der Action und dem Mysterium um die Nightwalker, dem geheimnisvollen Setting, der Darstellung einer zarten Liebesgeschichte auch noch Raum für Gesellschaftskritik bleibt, die weder plakativ noch mit erhobenem Zeigefinger quasi nebenbei vermittelt wird, macht diese Graphic Novel zu einem besonderen Pageturner, den auch leseferne Jugendliche nicht mehr aus der Hand legen werden.

Das Werk ist für offene schulische Leseangebote wie Lesekisten etc. gut geeignet, sollte aber auch in jeder (Schul-)Bibliothek zum Ausleihen bereitstehen. Ein Einsatz in leseanimierenden Verfahren wie z. B. Book Slams, Book-Datings etc. ist sehr gut vorstellbar, ebenso wie die Nutzung in Leseclubs.

Auch im Unterricht ist der Einsatz dieser Graphic Novel durchaus denkbar, sei es in einer Sequenz zum Thema Superhelden oder auch in einem Graphic Novel Projekt. Sie bietet sich zudem zum fächerübergreifenden Arbeiten an (Deutsch-Kunst).

Aufgrund des hohen Unterhaltungscharakters der spannungsgeladenen Geschichte, der leichten Zugänglichkeit durch die gelungenen Zeichnungen sowie der beliebten Superhelden-Thematik und der Verortung im jugendkulturellen Kontext ist „Batman – Nightwalker“ eine perfekte Einsteigerlektüre gerade für Jugendliche, die Bücher als langweilig, uninteressant und wenig ansprechend bewerten.