Buchcover Guy Bass: Noah unendlich

Noah ist stinkig, weil er nicht immer das bekommt, was er will. Wenn es nach ihm ginge, würde sich...

Wenn Master Kropf zu einer neuen Mission ruft, stehen sie bereit, die Tauben-Detektive mit ihren Spezial-Taubenkräften. Dieses gefiederte Ermittler-Team lehrt die Bösewichte der Stadt das Fürchten: knallhart und supergurrrt. Dabei sorgen überaus dynamische Text-Bild-Kombinationen für Lesemotivation und versprechen schnellen Leseerfolg.

BuchtitelNoah unendlich
AutorGuy Bass
GenreHumor & Komik
Lesealter8+
Umfang72
VerlagGulliver (Beltz & Gelberg)
ISBN978-3-407-74987-1
Preis9,95

Noah ist stinkig, weil er nicht immer das bekommt, was er will. Wenn es nach ihm ginge, würde sich im Schulunterricht alles nur um Dinosaurier drehen. Und in der Schulkantine könnte er jeden Tag Spaghetti mit Tomatensauce essen. Weder seine Lehrerin noch die Schulköchin machen da jedoch mit. Noah ist von allen ziemlich genervt – seine Mitschüler allerdings auch von ihm. Da seine Wünsche nicht in Erfüllung gehen, muss er etwas ändern. Er muss seinen Willen deutlicher machen. Ihn stärker durchsetzen. Also beschließt Noah, dass er Verstärkung braucht. So startet eine Verdoppelung der besonderen Art: am nächsten Tag sitzt ein zweiter Noah in seiner Klasse! Dieser Junge sieht nicht nur genauso aus wie er, er denkt auch gleich. Die beiden Jungs verstehen sich natürlich bestens und nach einem ersten kleinen Schock akzeptieren sogar die Eltern den Doppelgänger. Aber es geht noch weiter. Denn Dinos und Spaghetti gibt es immer noch nicht. Daher beschließen die zwei Noahs zusammen, dass sie noch mehr von ihrer Sorte brauchen. Am Tag danach tauchen bereits vier Noahs auf, einen weiteren Tag später sitzen acht von ihnen in der Schule. Die tägliche Noah-Verdoppelung ist nicht mehr aufzuhalten, auch nicht am Wochenende. Bald muss der Unterricht in der Turnhalle stattfinden, weil die Schüler*innen nicht mehr ins Klassenzimmer passen. Ob das so cool bleibt wie es anfangs scheint?

Eine Leseprobe kann hier eingesehen werden.

Konsequente Gestaltung gegen Lesewiderstände!
„Noah unendlich“ von Guy Bass ist ein kompaktes, schlankes Buch mit einem Cover, das auf den ersten Blick klar macht: Hier geht’s schräg und lustig zu! Dahinter steckt die neue Serie „Super lesbar“ des Gulliver Verlags, die sich speziell an leseschwache Kinder richtet.
Es geht um mehr als bloßes Schubladendenken in Lesestufen oder Alterskategorien. Im Gegenteil, denn allzu plakative Kategorisierungen als Entscheidungshilfe für Erwachsene ist gut gemeint, kann für kindliche Leser*innen aber abschreckend oder gar peinlich wirken. Ergebnis: Der Drittklässler schämt sich vor den anderen Kindern, sich das offensichtliche „Anfängerbuch“ zu nehmen und lässt es lieber gleich links liegen. Schlimmstenfalls geht so ein*e Leser*in verloren. „Noah unendlich“ geht feinsinniger vor. Der Hinweis „Super lesbar“ auf dem Cover lässt sich als Aufkleber leicht entfernen. Die Altersangabe (ab 9 Jahre) mitsamt Hinweis zum Leseniveau (ab 7 Jahre) ist regelrecht beim Preis auf der Rückseite versteckt. Gleichzeitig kommt das Buch eben nicht als dicker, abschreckender Wälzer daher.
Beim Aufschlagen geht das Konzept konsequent weiter. Der Verlag hat die positiven Erfahrungen aus anderen Ländern aufgegriffen: Blickdichtes, mattes Papier lenkt beim Lesen nicht ab. Gleiches gilt für die schwarz-weißen Illustrationen, die den Text- bzw. Lesefluss nicht unterbrechen, sondern stets – deutlich abgegrenzt – eine halbe bis ganze Seite ausfüllen. Satzbild und Schrift sind locker gesetzt und bieten viel Weißraum. Das Seitenlayout vermittelt so das gute und motivierende Gefühl, den Textumfang bewältigen zu können. Das gilt sicher nicht nur für Kinder mit einer LRS, sondern auch mit anderen Formen einer Leseschwäche.
Kurze Sätze und eine vertraute Sprache machen Mut, mit der Geschichte überhaupt anzufangen. Und wenn ein Begriff wie „Palindrom“ vorkommt, kann ihn der Lesende durch die Handlung (Noah’s Lehrerin erklärt die Bedeutung) elegant und ohne pädagogische Keule in den eigenen Wortschatz aufnehmen. Die Geschichte gliedert sich in Lesehäppchen mit einer Handlung, der leicht zu folgen ist. Die zehn Kapitel umfassen zwischen fünf und maximal neun Seiten. Die Längeren werden durch die Illustrationen aufgelockert.
Der Inhalt selbst ist keinesfalls pädagogisch, sondern trifft vielmehr auf die Erfahrungswelt der Kinder: Jeder hat sich schon einmal gewünscht, dass endlich etwas „Interessantes“ im Schulunterricht drankommt. Oder träumt davon, jeden Tag das eigene Lieblingsessen in der Schulkantine serviert zu bekommen. Und hat sich vielleicht auch mal mehr Verbündete an seine Seite gewünscht.
Und zuletzt kommt auch der Humor nicht zu kurz. Wortwitz und Nonsens bringen herrlichen Lesespaß. So heißt die Schulköchin etwa Frau Futter oder die Hochrechnungen zu den Noah-Verdoppelungen lassen mit Spannung erwarten, was am Ende passieren wird. Der Schluss ist übrigens mit einer guten Portion Gesprächsanlässe gespickt. Verschiedene Fragen laden zur Reflektion der Geschichte ein: Was passiert denn nun mit einer Milliarde Noahs? Wie hat sich Noah verändert und warum? Und kann man sich wirklich nicht am eigenen Ellbogen lecken?
Fazit: „Noah unendlich“ hat besonderes Leseförderpotential. Dieser Titel ermöglicht auch schwächeren Leser*innen auf durchdachte, spannende und lustige Weise das Erfolgserlebnis, ein „ganzes Buch geschafft“ zu haben. Ein tolles Gefühl für die Kinder und ein motivierender Einstieg, um weitere Bücher (aus der Reihe Super lesbar) zu entdecken.


Der Titel bietet sich sowohl für die private als auch freie Lektüre im schulischen Kontext an. In einer Lesekiste oder in der Klassenbibliothek angeboten werden kleine Lesemuffel sicher sofort zugreifen.

Im Anschluss können die Leser*innen die offenen Aspekte vom Ende weiter „spinnen“:
•    Was passiert mit den vielen Noahs?
•    Welche neuen Hobbies entdeckt Noah für sich?
•    Welche Fragen stellen seine neuen Freunde ihm wohl?
•    Wie unterscheidest du dich von Deinen Mitschülern?
•    Warum ist es toll, wenn jeder ein bisschen anders ist und dann wieder auch er/sie selbst?
Diese Fragen können sowohl mündlich besprochen werden oder als Schreibanlass dienen.