Rezension von Laura Mogl
Magische Wesen? Die gibt es doch gar nicht – oder doch? Als der 12-jährige Sam London plötzlich einem waschechten Greifen gegenübersteht, erfährt er, dass magische Wesen tatsächlich unter uns Menschen leben, wir sie nur nicht sehen können – doch das soll sich nun ändern! Ehe er sich versieht, wird Sam zum Helden in einem spannenden Abenteuer und muss als Magic Guardian die magische Welt beschützen. Eine fesselnde Geschichte, die zu entlegenen Orten auf der ganzen Welt entführt und viele überraschende Wendungen bereithält.
Buchtitel | Magic Guardians. Der Fluch des Greifen. |
Autor | Todd Calgi Gallicano |
Genre | Abenteuer Fantasy |
Lesealter | 12+ |
Umfang | 442 |
Edition | 1. Auflage |
Verlag | cbj Kinder und Jugenbuchverlag |
ISBN | 978-3-570-17575-0 |
Preis | 15,00 |
Der 12-jährige Sam London ist ein ganz normaler Junge, der sich selbst als ‚unbesonders‘ beschreibt. Sein großes Abenteuer beginnt, als er dem Greifen Phylassos, dem König der magischen Wesen, begegnet. Von ihm erfährt Sam, dass magische Wesen unter uns Menschen leben, wir diese jedoch nicht sehen können, da Phylassos vor 2000 Jahren mithilfe einer Greifenklaue einen Zauber heraufbeschwor, um die magischen Wesen vor der Ausbeutung durch die Menschen zu schützen. Doch nicht alle magischen Wesen empfinden dies als Segen – im Gegenteil: Sie sind der Ansicht, dass sie sich auf diese Weise verbergen müssen und nicht das sein können, was sie eigentlich sind. Aus diesem Grund versuchen sie die Greifenklaue zu stehlen, um sie zu vernichten.
Nun liegt es an Sam, die Greifenklaue zu finden und damit Phylassos und alle magischen Wesen zu beschützen. Zur Seite stehen ihm der professionelle Magic Guardian Dr. Vance Vantana, der Kynokephalus (ein Hundemensch) Chriscanis und das mutige Wächtermädchen Tashi. Gemeinsam reisen sie an abgelegene Orte und müssen viele Gefahren, wie beispielsweise eine Horde Yetis im Himalaya, überstehen. Gelingt es Sam und seinen Freunden, die Welt der magischen Wesen zu retten?
Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.
Mit dem Roman „Magic Guardians“ kommen vor allem die Jungen und Mädchen auf ihre Kosten, die sich für magische Wesen wie z.B. Greife, Trolle oder Chupacabras begeistern können. Bereits das Buchcover zieht mit dem Auge eines Greifen besonders die Aufmerksamkeit von Fantasy-Fans auf sich. Die Erwartungen diesbezüglich werden nicht enttäuscht: Der Autor kreiert eine zauberhafte Welt und schildert auf originelle Weise, wie die magischen Wesen unbemerkt neben den Menschen leben.
Auch der Protagonist Sam stellt sich als begeisterter Fan dieser Fabelwesen heraus. Er bietet in vielerlei Hinsicht ein großes Identifikationspotenzial (nicht nur) für Jungen: Zunächst erweist er sich als durchschnittlicher 12-Jähriger, der herausfinden möchte, was er besonders gut kann, da er mit keinem außergewöhnlichen Talent heraussticht. Interessant ist während des Handlungsverlaufes vor allem seine Entwicklung vom hilflosen Jungen, der mit vielen Situationen überfordert ist, zum einfallsreichen Retter, der schließlich erkennt, was wirklich wichtig ist: „[N]icht das, was du bist [macht] dich zu etwas Besonderem […], sondern das, was du tust“ (S. 364).
Des Weiteren überzeugt der Handlungsverlauf: Spannung setzt bereits zu Beginn ein und wird kontinuierlich über das ganze Buch hinweg durch packende Kämpfe, nervenaufreibende Fluchtmanöver und ausgefallene Reisemethoden aufrechterhalten. Die Leser werden zu entlegenen Orten auf der ganzen Welt geführt und tauchen ein in die vielen Geheimnisse rund um die magischen Wesen.
Wer möchte, kann (muss aber nicht) an bestimmten Stellen im Buch zum Reflektieren angeregt werden: So wird beispielsweise eine interessante Vorstellung vom Tod geschildert, bei der der Verstorbene zurück zu Gaia geht und mit der Erde wieder eins wird (S. 365). Des Weiteren geben viele Situationen Anstoß über den Umgang mit anderen Menschen, Lebewesen oder Natur nachzudenken. Der Zauber beispielsweise, der die magischen Wesen vor den Menschen versteckt, ist nur entstanden, weil Alexander der Große in dieser Geschichte zu überheblich wurde und sich selbst für einen Gott hielt, was ihn seiner Ansicht nach dazu berechtigt, über „niedere“ Wesen zu bestimmen und zu verfügen.
Obwohl der Roman sehr fesselt, ist das Buch mit seinen 442 Seiten verhältnismäßig lang für die Altersgruppe 12+. Zwar erleichtert die etwas größere Schriftgröße das Lesen, jedoch fallen auch die einzelnen Kapitel nicht sehr kurz aus. Aufgelockert wird die Geschichte durch diverse Fallakten, die dem fiktiven Institut für Magische Wesen Authentizität verleihen. Der Lesefluss wird dadurch nicht gestört, denn die Akten liefern wertvolle Informationen, die teilweise sogar einen Perspektivwechsel anregen, da andere Protagonisten für einen kurzen Abschnitt in den Vordergrund rücken. Eine Erläuterung zum Aufbau und der Betitelung der Akten findet sich am Ende des Buches (S. 440ff.).
Alles in allem überzeugt die spannende, facettenreiche Geschichte sowie die interessante Entwicklung des Protagonisten. Der Leser darf sich darauf freuen, dass nicht alles so ist, wie es scheint.
Da es sich um den Auftakt einer vermutlich mehrbändigen Reihe handelt, werden nicht alle Fragen am Ende des Buches geklärt. Besonders neugierige Jungen und Mädchen dürfen sich auf den zweiten Band „Magic Guardians. Krieg der Meere“ freuen, welcher am 2. September 2019 auf dem deutschen Markt erscheint.
„Magic Guardians“ kann auf vielfältige Weise zur Leseförderung beitragen:
Aufgrund seines spannenden Handlungsverlaufes, der anschaulichen Darstellung der magischen Wesen sowie der sympatischen Charakterzeichnung der Protagonisten eignet sich der Roman vor allem zur Privatlektüre. Gerade Leser, die eher seltener wagen, ein längeres Buch in die Hand zu nehmen, sich aber für Fantasy-Themen begeistern, werden schnell in den Bann gezogen. Bereits das Cover zieht mit seiner auffälligen Gestaltung die Aufmerksamkeit der Leser auf sich.
Doch auch in Schulbüchereien oder Bibliotheken kann der Roman einen wohlverdienten Platz beispielsweise in Lesekisten finden.
Im Unterricht könnte der Roman im Zuge einer Buchvorstellung präsentiert oder im Rahmen von Vielleseverfahren berücksichtigt werden. Indem die Lehrkraft den Schülern unterschiedliche Strategien zur Buchauswahl an die Hand gibt, können die Lernenden beispielsweise durch Thematisierung und Analyse des Covers für den Roman begeistert werden. In freien Lesezeiten oder auch außerhalb des Unterrichts, beispielsweise während einer Leseolympiade, beschäftigen sich die Leser mit dem Buch und lesen es.
Durch Thematisierung von Serialität im Deutschunterricht ergeben sich gleichwohl Anknüpfungspunkte für diesen Roman. Interessierte Lernende können beispielsweise für serielle Handlungsstrukturen sowie die Entwicklung der Figuren sensibilisiert und dadurch zum Lesen der weiteren Bände angeregt werden.