Rezension von Christina Gürth und Andreas Seidler
Robin riskiert „lebenslangen Ärger“ mit den berüchtigten Witzbitzki-Zwillingen, als er ein Handy mit einem gemeinen Mobbingvideo findet und sich entschließt, dem im Video bloßgestellten Mitschüler zu helfen. Gemeinsam mit seiner Bande zur Rettung der Gerechtigkeit nimmt Robin es mit den fiesen Urhebern des Videos auf. Eine einsame Insel, ein Campingplatz am See, Lagerfeuer, Bootsfahrten und viel (unberührte) Natur bilden die Kulisse für dieses spannend und humorvoll geschriebene Sommer-Bandenabenteuer.
Buchtitel | Robin vom See – Die Bande zur Rettung der Gerechtigkeit |
Autor | Ulrich Fasshauer (mit Illustrationen von Alexander von Knorre) |
Genre | Abenteuer |
Lesealter | 8+ |
Umfang | 160 |
Edition | 1. Auflage |
Verlag | Magellan |
ISBN | 978-3-7348-4054-8 |
Preis | 13,00 |
Robin ist der Sohn eines Campingplatzbesitzers und wohnt zusammen mit seinem Vater direkt am Wasser inmitten einer Seenlandschaft, in der noch unberührte Natur zu finden ist. Robin unterstützt seinen Vater bei den Arbeiten auf dem Campingplatz und beim Bootsverleih und fährt selbst schon allein mit dem Kajak zur Schule. Bei einem heimlichen Ausflug zu seinem Geheimversteck, das er sich auf einer kleinen, unter Naturschutz stehenden Insel eingerichtet hat, findet Robin ein sehr teures Handy. Mit Unterstützung von Kilian, der auf dem Campingplatz von Robins Vater seinen Urlaub verbringt, knackt er die Tastensperre und entdeckt ein gemeines Mobbingvideo, das den reichen und unbeliebten Mitschüler Jannik in einer sehr erniedrigenden Situation zeigt. Den im Video bloßgestellten Mitschüler mag Robin überhaupt nicht, aber trotzdem findet er, dass Jannik Hilfe nötig hat. Das stellt Robin nun vor eine verzwickte Aufgabe. Wenn er zeigt, dass er etwas über das Video weiß, könnte er als Handydieb verdächtigt werden. Wenn er sagt, dass er das Handy gefunden hat, müsste er zugeben, dass er auf der verbotenen Naturschutzinsel war. Gar nichts zu sagen und das Handy, was er so gerne besitzen würde, einfach zu behalten, scheint aber auch keine passende Option. Erschwerend kommt hinzu, dass Robin die gemeinen Witzbitzki-Zwillinge als die Urheber des Videos ausmacht und er sich eine Menge Ärger mit dem berüchtigten Brüderpaar einhandeln würde, wenn er sie verrät. Doch Robin entschließt sich, dem gedemütigten Jungen zu helfen. Dabei unterstützen ihn sein Freund Nils, der Campingplatz-Urlauber Kilian und Robins Cousine Zilli. Gemeinsam gründen sie die Bande zur Rettung der Gerechtigkeit. Die Freunde werden in viele abenteuerliche Auseinandersetzungen mit den Witzbitzki-Brüdern verwickelt, die sie durch die wilde Natur der gesamten Seenlandschaft führen. Trotz einiger Rückschläge schafft es die Bande letztlich, den Konflikt zu lösen, indem sie Janniks Vater, den reichen Hotelbesitzer, mit dem ortsansässigen Fischer, dem Vater der Witzbitzki-Zwillinge, aussöhnen.
Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.
Gilt Gerechtigkeit auch für Blöde? Diese Frage stellt sich für Robin und seine Freunde, als sie herausfinden, dass der reiche und unbeliebte Mitschüler Jannik in einem Mobbingvideo gedemütigt wird. Aber: „Gerechtigkeit ist für alle“, daher entscheiden sich die Kinder dafür, dem erniedrigten Jungen zu helfen, auch wenn dieser sich ihnen gegenüber nicht immer freundlich verhält. Die Situation ist aber gerade für Robin problematisch, denn das Mobbing-Beweisvideo war auf Janniks teurem Handy gespeichert - und genau das hat Robin bei einem heimlichen Insel-Ausflug im Naturschutzgebiet gefunden. Weil Robin aber weder des Handydiebstahls bezichtigt werden will noch zugeben möchte, dass er mit seinem Boot zur verbotenen Insel gefahren ist, steckt er in einem Dilemma.
Gemeinsam mit seinem Freund Nils, dem Urlaubsgast Kilian und seiner forschen Cousine Zilli macht sich Robin daran, das Problem mit dem Video aus der Welt zu schaffen. Dabei bekommt er es mit den ebenso fiesen wie gefürchteten Witzbitzki-Zwillingen zu tun. Robin entwickelt einen Plan, wie er den vertrackten Konflikt, in den auch die Eltern der Beteiligten verwickelt sind, lösen kann. Dabei entwickeln sich die Dinge aber nicht immer so, wie er es sich vorgestellt hat. Auch der Charakter des kindlichen Protagonisten ist ambivalent, wie bereits zu Beginn der Geschichte deutlich wird, als er selbst sich über Jannik, den Außenseiter, lustig macht.
Ohne Schwarzweißmalerei und ohne pädagogischen Zeigefinger erzählt Ulrich Fasshauer so eine Geschichte über Mobbing, die gleichzeitig aber auch zu einer sommerlichen Abenteuergeschichte am See wird mit zahlreichen Kanufahrten, Lagerfeuer und einer unbewohnten Insel etc. Vor dieser Kulisse werden aber noch weitere ernsthafte Themen verarbeitet, wie die Darstellung sozialer Unterschiede und ökonomischer Zwänge. Auch ökologische Fragestellungen und die schmerzliche Auseinandersetzung des Protagonisten mit dem Verlust seiner Mutter sind in die Geschichte eingewoben.
Trotz dieser Fülle an verhandelten Problemen kommt der Spaß beim Lesen aber nie zu kurz, dafür sorgen die witzigen Dialoge und die kindliche Perspektive des Ich-Erzählers Robin, die besonders zur Identifikation einlädt.
Mit ihren jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten tragen alle Bandenmitglieder dazu bei, für die angepeilte ‚Rettung der Gerechtigkeit‘ zu sorgen. Dabei ist stets für beste Unterhaltung gesorgt, wenn sich die Freunde in rasant erzählte Abenteuer wie beispielsweise die „Angelladenattacke“ oder die „Räucheraalverschwörung“ stürzen. Weitgehend frei von alltäglichen Zwängen und den wachsamen Augen der Erwachsenen entwickelt sich die Auseinandersetzung zwischen der Bande und den gefürchteten Widersachern, den Witzbitzki-Zwillingen, die sich in einer aktionsgeladenen Handlung über die gesamte Seenlandschaft erstreckt.
So verlangt die spannende und humorvolle Bandengeschichte ihren Lesern aber auch einige Aufmerksamkeit ab, um dem wendungsreichen und überraschenden Handlungsverlauf folgen zu können. Lust auf die Lektüre macht bereits das ansprechend gestaltete Buchcover sowie das Vorsatzpapier, auf dem eine kindlich gezeichnete Landkarte der Gegend zu sehen ist, in der die Geschichte spielt. Leserfreundlich ist die chronologische Erzählweise und die Einteilung der insgesamt 158 Seiten in übersichtliche 14 Einzelkapitel. Diese weisen jedoch recht wenige Illustrationen auf, sodass der Text für noch ungeübte Lesende der Altersklasse durchaus eine Herausforderung darstellt.
Ulrich Fasshauer ist offensichtlich in der Absicht zu Werke gegangen, ein klassisches Jungen-Abenteuerbuch zu schreiben, das jedoch keine klassischen Rollenklischees tradiert. Dies ist bestens gelungen und man kann sich auf weitere Bände in der Reihe freuen.
Der Roman ist für die private Lektüre und für Vielleseprogramme in der Grundschule und der frühen Sekundarstufe geeignet. Auch als Vorlesebuch in Gruppen kann das Buch eingesetzt werden (z.B. bei Büchereievents, schulischen Lesenächten oder der institutionellen Nachmittagsbetreuung). Durch den relativ geringen Umfang und die gute Kapitelstruktur eignet sich das Buch auch gut für das sukzessive (abendliche) Vorlesen (z.B. auf Ferienfreizeiten oder in Vereinen, bei denen ein thematischer Bezug zum Buchthema gegeben ist).
Durch seine thematische Breite bietet das Buch vielfältige Gesprächsanlässe zu den Themen Mobbing und soziale Unterschiede, aber auch zu ökologischen Fragestellungen.
Positiv hervorzuheben ist außerdem, dass „Robin vom See“ als Serie angelegt ist; Band 2 („Die Jagd nach der graugrünen Gefahr“) erscheint im Juli 2019 und Band 3 ist für den Jahresanfang 2020 angekündigt.