Rezension von Matthias Jakubanis
Viele Wege führen bekanntlich nach Rom – oder ans Mittelmeer. Das haben sich offenbar auch die fünf Schüler der Abschlussklasse einer Gesamtschule gedacht. Statt mit ihrer Gruppe an der malerischen Ardèche zu verweilen, beschließen sie ans Mittelmeer weiterzupaddeln; natürlich ohne mit ihrem Lehrer und schon gar nicht mit zahlreichen Abenteuern entlang der neuen Route zu rechnen. Ein rasanter, abwechslungsreicher Roadtrip voller Wortwitz, bei dem die fünf Jugendlichen vor allem eines entdecken: sich selbst!
Buchtitel | Fünf auf Crashkurs |
Autor | Hans-Jürgen Feldhaus |
Genre | Abenteuer |
Lesealter | 12+ |
Umfang | 267 |
Edition | 1. Auflage |
Verlag | dtv |
ISBN | 9783423740364 |
Preis | 12,95 |
Erscheinungsjahr | 2018 |
Die Abschlussklasse der Gesamtschule begibt sich auf eine Paddeltour entlang des Flusses Ardèche in Frankreich. Entgegen der eigentlichen Route nehmen fünf der Schüler/innen reißaus und beschließen kurzerhand, ans Mittelmeer zu paddeln. Obwohl sie unterschiedliche Vorstellungen vom Leben haben und ganz individuelle Charaktere mit unterschiedlichsten Leidenschaften sowie Talenten sind, wächst die Gruppe während ihrer Abenteuer mit Hippie-Nudisten, einer unterhaltsamen „Ruhrpott“-Reisegruppe und nach einer wilden Verfolgungsjagd durch eine Jugendgang immer stärker zusammen. So dauert es auch einige Zeit, bis ihr engagierter, jedoch vom Berufsalltag frustrierter Lehrer, sie schließlich nach einem Roadtrip mit gestohlenem Oldtimer ausfindig machen kann.
Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.
Wer kennt es nicht? Eine Klassenfahrt naht und die Begeisterung hält sich in Grenzen, schließlich ist man nicht nur mit Lehrern/innen unterwegs, sondern auch noch den Eigenheiten der Mitschüler/innen ausgesetzt.
Dass dies eine völlig unzutreffende Annahme ist, beweist der rasante Abenteuerroman um die fünf ganz unterschiedlichen Freunde und ihren Lehrer Dr. Schindler. Sämtliche Charaktere sind realistisch gezeichnet, sodass sich vom schwärmerischen Teenager bis zum sympathischen „Macho“ mit Migrationsgeschichte zahlreiche literarische Identifikationsmöglichkeiten für junge Leser/innen ergeben. Das Erzähltempo ist rasant und die Begegnungen mit stereotyp-unterhaltsamen Ruhrpott-Urlaubern, einer wilden Motorradgang und weiteren skurrilen Gestalten entlang des Flusses sind durch einen auktorialen Erzähler abwechslungsreich sowie humorvoll beschrieben. Dabei gelingt es dem Roman nicht nur, eine leicht zugängliche Abenteuergeschichte, sondern zugleich eine tiefgründigere Darstellung des Lehrers Dr. Schindler für geübtere Leser/innen zu erzählen. Zwischen seinen idealistischen Bildungsvorstellungen und dem eher frustrierenden Berufsalltag eines Gesamtschullehrers entdeckt auch er schließlich, dass wahre Menschenbildung auch auf unerwarteten Wegen verlaufen kann.
Die Figurenrede zeichnet sich durch eine authentische Jugendsprache mit viel Wortwitz und einige inhaltliche Überspitzungen aus, wobei vor allem die fünf Freunde auf Grund ihrer unterschiedlichen Facetten eine Projektionsfläche für männliche und weibliche Leser/innen bieten.
Die Buchgestaltung ist durch liebevolle Illustrationen, kursive sowie fettgedruckte Texthervorhebungen, welche die Figurenreden betonen, und ein gelungenes Cover nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern bietet zudem ungeübteren Leser/innen inhaltliche Orientierung bei der Lektüre des Romans. Eine rundum gelungene Geschichte um einen ungewöhnlichen Roadtrip, der bereits Vorfreunde auf einen eventuell zweiten Band macht.
Für die inhaltliche Erschließung zu Beginn eines Unterrichtsvorhabens eignen sich strukturierende Methoden. Anhand von Leselandkarten der einzelnen Abenteuerstationen lassen sich die unterschiedlichen Etappen inhaltlich und grafisch nachzeichnen.
Ein Soziogramm der Figurenbeziehungen kann um nähere Charakterisierungen der einzelnen Figuren ergänzt werden. Anhand von Figurensteckbriefen können fortgeschrittene Lerngruppen die Figurenentwicklung vor und nach der Abenteuerreise erläutern und schließlich detailliertere Charakterisierungen verfassen.
Im Hinblick auf die im Roman verwendeten Soziolekte bietet sich in der Mittelstufe die Kontrastierung von Standardsprache sowie sprachlichen Registern sowie Soziolekten an, um deren Wirkungsweise näher zu diskutieren. Hierbei wären produktionsorientierte Unterrichtssequenzen denkbar, die über Textveränderungen die literarische Funktion der Soziolekte analytisch erschließen.
Durch den Filmvergleich mit „Fuck ju Göhte“ kann insbesondere die Lehrerrolle näher untersucht werden; ebenso bietet es sich an, handlungs- und produktionsorientiert einen Booktrailer zu drehen oder einzelene Abenteuer filmisch zu realisieren oder zu dramatisieren.