Buchcover Tom O’Donnell: Hamstersaurus Rex

Als seine Klasse überraschend einen Klassenhamster bekommt, schließt der 12-jährige Sam den...

Rezension von Stefanie Boor

Sams Klasse bekommt einen Hamster als Klassentier. Nachdem der kleine Nager ziemlich schnell aus der Klasse abhaut und eine Packung Powernahrung des Sportlehrers verschlingt, wächst das Tierchen zu einer Reptilien-Mutation mit scharfen Zähnen und unendlichem Hunger heran. Sam rettet Hamstersaurus Rex und beschützt ihn heimlich. Schließlich sind viele hinter dem Hamster her. Eine spannende und lustige Geschichte mit vielen cartoon-ähnlichen Bildern, die  rasch und angenehm durch die Lektüre der 250 Seiten tragen.

BuchtitelHamstersaurus Rex
AutorTom O’Donnell (mit Illustrationen von Tim Miller)
GenreHumor & Komik
Lesealter10+
Umfang256
VerlagarsEdition
ISBN978-3-8458-1987-7
Preis12,99
Erscheinungsjahr2016

Als seine Klasse überraschend einen Klassenhamster bekommt, schließt der 12-jährige Sam den sympathischen, knurrenden Nager sofort ins Herz. Der stets hungrige Hamster verschwindet jedoch in den Weiten des Schulgebäudes und macht sich auf die Suche nach Futter. Dabei rettet er Sam vor einer Attacke seines fiesen Mitschülers Kiefer „Miefer“, woraufhin Sam verspricht, den kleinen Kerl immer gut zu beschützen. Als das kleine Fellknäuel eine Packung grünliches Bodybuilding-Pulver der Marke DinoMax Powerbooster frisst, verwandelt es sich in einen Hamster-Dino-Mutanten mit messerscharfen Zähnen und einem winzigen Reptilienschwanz. 

Sam tut sein Bestes, um Hamstersaurus Rex zu verstecken – doch das ist gar nicht so einfach, denn die übereifrige Mitschülerin und Hamsterbeauftragte Martha sowie Miefer sind dem ungewöhnlichen Nager dicht auf den Fersen. Nicht einmal seiner Freundin Kim vertraut sich Sam an, was ihm zusätzlich ein schlechtes Gewissen bereitet.

Sam und Hamstersaurus Rex bestehen verschiedene Abenteuer, z. B. den verrückten „Kleiner-Mister-oder-Miss-Mucki-Wettbewerb“ des prahlerischen Sportlehrers Coach Weekes oder die Science Night der Schule, bei der es zum Showdown der Suche bzw. Verfolgungsjagd nach dem Hamster kommt. Gelingt es Sam, Hamstersaurus Rex vor unsichtbaren Donuts und Schlangen zu retten und den gemeinen Bully Miefer endgültig loszuwerden?

Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.

Eine großartige Komik (und Spannung) entsteht durch die Beschreibung, das Handeln und die zahlreichen Dialoge der Figuren Sam und Miefer. Oft werden Situationskomik und Nonsens durch die vielen kleinen Illustrationen noch unterstrichen. Die Rollenverteilung ist sofort erkennbar: Gut und Böse stehen sich gegenüber. So wird Miefer durchgehend als aggressiver, einfältiger Junge portraitiert, der durch seine schlechte Rechtschreibung („Morgn Grose Rachä“) und tumbes Verhalten auffällt. In den Wortgefechten unterliegt er Sam, der ihn am Ende übrigens folgerichtig verbal „besiegt“. Bemerkenswert ist, dass Sam gleich zu Beginn der Geschichte Miefer’s Attacken ironisch kommentiert und ihn dadurch fast provoziert. Er ist bereits in diesen Momenten seinem Widersacher überlegen und clever. Für den Leser ist schnell deutlich, dass Sam sympathischer, schlauer und witziger ist. Nur Sam selbst muss erst im Laufe der Geschichte lernen, sich zu behaupten. Schließlich fasst er sogar den Mut, sich bei seiner Freundin Kim zu entschuldigen. 
 
Die anderen Figuren sind weniger intensiv beschrieben. Sams Mutter taucht gelegentlich in der Geschichte auf, den Kindern wird jedoch mehr Präsenz eingeräumt. Der Leser kann gut verschiedene Charaktertypen identifizieren. Kim wird als langjährige Freundin und leidenschaftliche Disc-Golf-Spielerin vorgestellt. Als Leser ahnt man, dass sie Sams Verhalten im Laufe der Geschichte nicht wirklich traut, sich aber geduldet, bis sie schließlich Sam hilfreich am Ende zur Seite stehen kann. Martha, die Hamsterbeauftragte, wird als nervende Besserwisserin beschrieben und stellt für die anderen in der Geschichte, aber auch für den Leser, keine wirkliche Sympathieträgerin dar. Fast klischeehaft wird Coach Weekes vorgestellt: Ein Sportlehrer, der viel von seinen Schülern/innen verlangt und die Klasse permanent an seine eigenen Schulzeit-Erfolge erinnert. Letztlich entlarvt er seine vermeintlichen Erfolge selbst – als Reaktion auf eine aufrichtige Beichte von Sam. Obwohl sich an dieser Stelle ein Erwachsener am Verhalten seines Schülers orientiert und Sam somit zur Vorbildfigur für seinen Lehrer wird, hält sich der pädagogische Zeigefinger angenehm zurück.  
 
Die verwendete Sprache kann für manche Erwachsene stellenweise leicht schräg bis chaotisch wirken; doch bei den Kindern kommen Sprache, Inhalt und Witz sehr gut an. Zugegeben – wir empfehlen den Titel, anders als vom Verlag angegeben, für die Altersgruppe 10+. Das liegt unter anderem daran, dass die Geschichte an einer US-Schule spielt und nicht alle Kinder aus dem deutschen Schulsystem den Erfahrungsschatz haben, um Gebräuche und verwendete Anglizismen zu verstehen (Horace-Hotwater-Mittelschule, SmilesCorp®, Science Night, Coach, die in den USA üblicheren Trinkbrunnen und Erdnussbutter-Sandwiches). Aber eben auch an der verwendeten Text- und Bildsprache sowie Erzähltempo und -inhalt.
 
Tom O’Donnell, Autor des Buches, schreibt für Kinder, Erwachsene und TV-Comedy-Shows, z. B. für den renommierten „New Yorker“. Er lebt ebenso wie der Illustrator Tim Miller in New York. Miller hat bereits während seines Studium Bilderbücher illustriert und widmet sich heute dem Zeichnen von Cartoons. Diesen Stil merkt man „Hamsterausurs Rex“ deutlich an: Fast jede Seite ist mit comic-ähnlichen Illustrationen versehen. Dennoch bleiben Text und Bild ruhig und geordnet neben einander stehen. Die schwarz-weiß-Zeichnungen lockern die Geschichte nicht nur auf, sondern helfen beim Lesen wunderbar, das Kopfkino in Gang zu setzen. Weiterhin ist die Schriftgröße recht großzügig, die 23 Kapitel umfassen zwischen 4 und 18 Seiten und bieten dem Leser, je nach Tagesform, so die Möglichkeit mal mehr mal weniger lang der Geschichte zu folgen.  
 
Fazit: „Hamstersaurus Rex“ fasziniert junge Leser schon mit dem ersten Blick auf das grellgrüne Titelbild mit dem gefährlichen Riesenschatten. Und der erste Eindruck lädt nicht nur zum Lesen ein, sondern hält, was er verspricht. Ein phantastischer Lesespaß mit viel Tempo, Quatsch und Spannung. 

„Hamstersaurus Rex“ bietet sich zum Selberlesen für die Altersgruppe 10+ (bzw. geübtere Leser) und ebenso zum Vorlesen an. Auch wenn die Illustrationen, die die Geschichte unterstreichen, beim Vorlesen fehlen, trägt sich der Inhalt allein. Es liegen bereits zwei Folgebände vor und im Herbst 2018 folgt Band 4. Insofern ist fortlaufender Lesespaß gewährleistet.
 
Der Titel eignet sich literaturpädagogisch beispielsweise für animierende Methoden wie das „Bücher Casting“, bei dem die Schüler/innen verschiedene Titel häppchenweise kennenlernen und selbst abstimmen, auf welches Buch sie neugierig geworden sind.
Für offene Leseförderformate wie etwa stille Lesezeiten oder eine Lese-Olympiade ist das unterhaltsame Buch ebenfalls sehr gut geeignet.