Rezension von Maurice Flatscher
Kann ein griechischer Gott seine Göttlichkeit verlieren? Er kann! Apollo hat seinen Vater Zeus verärgert und findet sich zur Strafe als ziemlich durchschnittlicher menschlicher Teenager im New York der Gegenwart wieder, wo er mit Problemen wie Monsterangriffen, schweigenden Orakeln oder verschwundenen Halbgöttern konfrontiert wird. Witzig, flott und einfallsreich geschrieben, wird „Apollo“ nicht nur Percy-Jackson-Fans begeistern.
Buchtitel | Die Abenteuer des Apollo. Das verborgene Orakel |
Autor | Rick Riordan |
Genre | Fantasy |
Lesealter | 12+ |
Umfang | 400 |
Verlag | Carlsen |
ISBN | 978-3-551-55688-2 |
Preis | 17,99 |
Erscheinungsjahr | 2017 |
Der griechische Gott Apollo ist bei Zeus in Ungnade gefallen und zur Strafe wird er seiner Unsterblichkeit beraubt. In der Gestalt eines pickeligen Teenagers landet er unsanft in einem New Yorker Müllcontainer und wird auch noch überfallen, doch das etwa zwölfjährige
Mädchen Meg, eine Halbgöttin, springt ihm zur Seite. Da die Welt für Halbgötter gefährlich ist, bringt ein weiterer Halbgott namens Percy Jackson die beiden ins Camp Half-Blood, in dem Halbgötter für ihre Missionen ausgebildet werden. Dort ist jedoch einiges aus dem
Lot geraten: Der Wald ringsum wird immer düsterer, Halbgötter verschwinden, das Orakel schweigt. Letzteres ist v.a. deshalb ein Problem, weil Halbgötter einer Weissagung des
Orakels bedürfen, um einen Auftrag auszuführen. Da es keine Weissagungen gibt, muss sich nun Apollo in seiner menschlichen Gestalt um diese Probleme
kümmern.
Auf abenteuerliche Weise erfahren er und Meg, dass hinter diesen Vorkomm-
nissen die Triumvirat Holding, ein Zusammenschluss ehemaliger römischer Kaiser steckt. Das Triumvirat will alle fünf Orakel übernehmen und damit die griechischen Götter und Halbgötter ausschalten. Apollo und Meg machen sich auf in den Wald um das Camp Half-Blood, in dem der Hain von Dodona, das älteste Orakel, aufgetaucht ist, um dieses Orakel sowie die verschwundenen Halbgötter zu retten. Dies gelingt nach vielen gefährlichen Be-
Gebenheiten. Apollo muss dabei allerdings feststellen, dass Meg für das Triumvirat
arbeitet. Er kehrt ins Camp zurück und beschließt, sich auf die Suche nach den anderen Orakeln zu begeben, um die römischen Kaiser stürzen zu können.
Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.
„Mein Name ist Apollo. Ich war mal ein Gott.“ Mit dieser lapidaren Feststellung beginnt das erste „Abenteuer des Apollo“ und schafft es allein dadurch, den Leser neugierig zu machen, denn: Wie war das mit der Unsterblichkeit?
Die äußere Handlung setzt bereits auf der ersten Seite ein und mit ihr die Spannung, die dauerhaft hochgehalten wird. Apollo wird immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert, muss mehrmals gegen Monster der griechischen Mythologie kämpfen (deren Zuordnung das Glossar am Ende des Buches wesentlich erleichtert). Die Idee, einen griechischen Gott seiner Allmacht zu berauben und ihn einen (fast) normalen Teenager der Gegen-wart sein zu lassen, ist sehr lustig, v.a. weil es Riordan bestens gelingt, Apollos göttlich-verzerrte Sicht der Dinge ständig ironisch zu brechen. Der Leser kann mitverfolgen, wie schwer es Apollo lange Zeit fällt, die neue Situation zu akzeptieren, wie er anfangs immer wieder feige versucht, sich Gefahren zu entziehen und gleichzeitig sich und seine Wirkung auf andere gnadenlos überschätzt. Er kann aber auch verfolgen, wie Apollo dann doch, gewachsen und gereift, erkennt, dass es auf sein vermeintlich schwaches, sterbliches Ich ankommt, eine große Bedrohung aufzuhalten.
Wie alle Bücher von Rick Riordan ist auch dieses sehr flüssig und witzig geschrieben. Dem Ich-Erzähler Apollo angemessen, ist die Sprache teilweise, v.a. in der wörtlichen Rede, etwas förmlich und hochtrabend, doch da seine Erzählung situationsbedingt immer wieder ironisch gebrochen wird und sich die anderen im Buch vorkommenden Jugendlichen ganz normal äußern, ist dies für den Leser sehr amüsant.
Im Buch gibt es viele Rückbezüge und Querverweise auf andere Reihen von Riordan (v.a. auf „Die Helden des Olymp“, aber auch „Magnus Chase“), was bei den vielen Fans von Riordan sicherlich gut ankommen dürfte; zugleich kann das Buch aber auch gut unabhängig von seinen Vorgänger-Reihen gelesen werden.
Aufgrund des Themas bietet sich das Buch in Auszügen etwa im Geschichtsunterricht der 6. Klasse an, um humorvoll in die griechische Mythologie einzuführen.
Sehr geeignet ist „Die Abenteuer des Apollo“ aber auch im Rahmen von Maßnahmen, jugendliche Leser wieder für das Lesen zu begeistern, etwa im Rahmen von Klassenbibliotheken, Schulbibliotheken oder klassischen Bibliotheken.
Die große Zahl an verwandten Büchern innerhalb des Götter-Universums von Riordan animiert die Lektüre sicherlich, auch die anderen Bücher zu lesen. Auch als unbegleitete Privatlektüre ist „Die Abenteuer des Apollo“ zu empfehlen.