Rezension von Maurice Flatscher
Spannung, Zeitreisen und Zeitkritik: Das Comic „Die Abenteuer von John Blake“ bietet das alles und noch viel mehr. Die Hauptfigur, ein Junge namens John Blake, befindet sich auf einem mysteriösen Schiff und reist an verschiedene Orte zu verschiedenen Zeitpunkten. Dabei retten er und die Besatzung des Schiffs viele Menschen und vor allem die Welt vor einem größenwahnsinnigen Chef eines global agierenden Kommunikationsunternehmens.
Buchtitel | Die Abenteuer des John Blake |
Autor | Philip Pullman (mit Illustrationen von Fred Fordham) |
Genre | Comic & Graphic Novel |
Lesealter | 12+ |
Umfang | 156 |
Verlag | Carlsen |
ISBN | 978-3-551-73425-9 |
Preis | 19,99 |
Erscheinungsjahr | 2017 |
Das Comic erzählt die Geschichte des Jungen John Blake. Er reist auf dem mysteriösen Geisterschiff Mary Alice, auf das auch die junge Serena Henderson gerät, als sie von John Blake vor dem Ertrinken gerettet wird. Das Besondere und Rätselhafte an der Mary Alice ist ihr scheinbar zufälliges Auftauchen an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten. Diese Raum-Zeit-Sprünge sind das Ergebnis eines Gravitationsexperiments, das der Vater von John Blake vor vielen Jahren auf dem Schiff durchgeführt hat. Deswegen setzt sich auch die Crew der Mary Alice aus sehr unterschiedlichen Menschen zusammen, die in verschiedenen Zeiten auf das Schiff geraten sind. Gesucht werden die Mary Alice und John Blake von gleich drei Personen, wobei sich früh herauskristallisiert, dass auch hier die dargestellte Welt in Gut und Böse aufgeteilt ist: Die junge Danielle Quayle Reids (Urenkelin des Kapitäns der Mary Alice) und der Agent Roger Blake (Sohn von John Blake) stehen auf der Seite der Guten und wollen der Besatzung der Mary Alice helfen. Carlos Dahlberg, der ein globalagierendes High-Tech-Unternehmen führt und von der Weltherrschaft träumt, will John Blake dagegen Vernichten, weil dieser ein dunkles Geheimnis Dahlbergs kennt. Am Ende kommt es zu einem rasanten Showdown, in dem sich das Gute durchsetzen kann.
Leider stellt der Verlag keine Leseprobe zur Verfügung.
„Mutter Gottes, steh uns bei“, so kommentiert ein Matrose direkt am Anfang des Comics seine Begegnung mit dem Geisterschiff Mary Alice und der Leser ist gleich von Beginn an in den Bann des Comics gezogen. Erfreulicherweise gelingt es dem Autor Phillipp Pullman und dem Illustrator Fred Fordham, diese Spannung konsequent über 156 Seiten aufrechtzuerhalten.
Die fünf verschiedenen Erzählstränge, die anfangs unzusammenhängend eingeführt werden, muten dem jungen Leser zunächst eine gewisse Ausdauer zu, werden aber relativ bald in ihrem gemeinsamen Bezugspunkt der Mary Alice zusammengeführt. Die so aufgebaute Spannung erhöht das Lesevergnügen dabei genauso wie das Aha-Erlebnis, wenn alle Handlungsstränge in Zusammenhang gebracht werden können.
Freude bereitet jedoch nicht nur das Lesen der Geschichte, sondern auch das Betrachten der von Fred Fordham mit Liebe zum Detail gestalteten Panels. Hierbei nutzt der Illustrator die Bandbreite der technischen Möglichkeiten, um durch das Zusammenspiel von Text und Bild oder nur der einzelnen aneinandergereihten Panels die Spannung beim Leser zu erzeugen. Die Hauptfigur John Blake bietet mit seinem Ideenreichtum, seiner Kreativität, seiner Hilfsbereitschaft und seinem Mut gerade für jugendliche männliche Leser ein großes Identifikationspotenzial. Die nie langweilig werdende Handlung leisten ein Übriges, um den jungen Leser bei der Stange zu halten, genauso wie das Thema Zeitreise – auch wenn dessen technische Erklärung etwas konstruiert wirkt.
Der Comic „Die Abenteuer des John Blake“ ist mithin gerade für Jugendliche, die mehr den Kontakt zum Bildschirm als zum Buch suchen, eine Möglichkeit, diese wieder für das klassische Medium Buch zu gewinnen.
Nicht nur der hohe, aber aufgrund der hervorragenden Druckqualität durchaus gerechtfertigte Preis von 19,99 € lassen den Comic als Lektüre einer Ganzschrift nicht geeignet erscheinen.
Sehr geeignet ist „Die Abenteuer von John Blake“ aber im Rahmen von Maßnahmen, jugendliche Leser wieder zum Buch zu führen. Das kann im Rahmen von Klassenbibliotheken, Schulbibliotheken oder klassischen Bibliotheken erfolgen.
Auf jeden Fall sollte es in keiner Bibliothek, die sich die Lesemotivationsförderung männlicher Jugendlicher auf die Fahnen geschrieben hat, fehlen.