Buchcover Davide Morosinotto: Die Mississippi-Bande. Wie wir mit drei Dollar reich wurden

Louisana vor gut 100 Jahren: Peter, Eddie, Julie und ihr kleiner Bruder Tit finden in den Sümpfen...

Rezension von Nicola König

Ein kleines Vermögen sind die 3 Dollar, welche die Freunde Peter, Eddie und die Halbgeschwister Julie und Tit in den Sümpfen des Bayou finden. Sie investieren den unverhofften Reichtum in den Kauf eines Revolvers. Als aber statt der bestellten Waffe eine Taschenuhr eintrifft, beginnt für die vier Kinder eine abenteuerliche und spannend erzählte Reise quer durch Amerika.

BuchtitelDie Mississippi-Bande. Wie wir mit drei Dollar reich wurden
AutorDavide Morosinotto
GenreAbenteuer
Lesealter12+
Umfang361
VerlagThienemann-Esslinger
ISBN978-3-522184557
Preis14,99
Erscheinungsjahr2017

Louisana vor gut 100 Jahren: Peter, Eddie, Julie und ihr kleiner Bruder Tit finden in den Sümpfen eines Gewässers beim Angeln drei Dollar. Eine ganze Welt an Möglichkeiten öffnet sich ihnen mit diesem Fund und sie bestellen mit dem Geld beim Chicagoer Versandhaus Walker & Dawn einen Revolver. Als stattdessen eine Taschenuhr eintrifft, sind sie zunächst enttäuscht. Doch die Uhrt entpuppt sich als ungeahnt wertvoll und sie beschließen, sie dem Besitzer in Chicago zu überbringen.
Eine mörderische Reise beginnt: Zuerst mit dem Schiff auf dem Mississippi, anschließend als blinde Passagiere im Zug, zuletzt im Gefängnis. Spätestens als sie dem Besitzer des Versandhauses gegenüber stehen, merken sie, dass nicht die Uhr selbst den Wert darstellt: Sie ist nur der Schlüssel zu einem Schatz – dem Aktienpaket des Versandhauses. Sein Eingentümer versucht alles, dass kein anderer in Besitz der Aktien und damit seines Versandhauses kommt. Er ist bereit zu morden und die Kinder verschwinden zu lassen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Am Ende werden die vier Kinder zu Millionären und sie haben das größte Abenteuer ihres Lebens erlebt.

Jeder Teil der Reise wird aus der Perspektive eines Kindes erzählt, der letzte erst Jahrzehnte nach dem Abenteuer, dadurch erhält der Leser Einblicke in die unterschiedlichen Gefühlslagen und Sichtweisen auf das Erlebte.

Leider gibt es aktuell keine Leseprobe zu dem Buch.

Man begibt sich mit den vier Kindern auf eine große Reise in die Vergangenheit. Es gilt Gefahren zu bewältigen, die aus einer anderen Zeit stammen. Morosinotto aber hat sie so anschaulich beschrieben, dass man sich unmittelbar zusammen mit den Protagonisten in Lousiana aufhält, sich über die drei Dollar freut, mit ihnen bangt und hofft, das Rätsel um die Uhr zu lösen. Aber der Leser begleitet die Kinder nicht nur auf ihrem Abenteuer, man erfährt ebenso die große Armut, Härte, die Rassenanfeindungen und auch die Brutalität zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Man erfreut sich an dem Aufwachsen in Freiheit, ist verwundert, dass die Eltern kaum eine Rolle spielen und die Kinder tatsächlich auf sich selbst gestellt sind: Es gibt niemanden, den sie schnell anrufen können, kein Navi, das ihnen den Weg weist, kein Internet zum Recherchieren.

Der Blick in diese fremde und doch zugleich so vertraute Welt wird ermöglicht durch eine anschauliche und zugleich spannende Erzählweise. Die unterschiedliche Ausgestaltung der vier Charaktere bietet den Lesern verschiedene Identifikationsmöglichkeiten. Obwohl die Geschichte aus vier verscheidenen Perspektiven erzählt wird – jeder Teil der Reise ist einem Kind zugeordnet –, verliert der Leser nicht den Überblick: Die Handlung wird chronologisch wiedergegeben, die Mission der Kinder steht die gesamte Zeit über im Mittelpunkt. Unterschiedlich ist nur der Blick auf die Gefahren, Hoffnungen und auf die Freundschaft untereinander. Denn neben dem Abenteuer, das Rätsel um die Uhr zu lösen, ist dies vor allem auch ein Buch über Freundschaft. Nur gemeinsam überleben die Kinder, sie müssen einander nicht nur Freunde sondern auch Schutzpatron und Eltern sein. Begleitet und erleichtert wird die Lektüre durch zahlreiche Illustrationen und Kartenausschnitte; die ästhetische Gestaltung des Covers spiegelt den abenteuerlichen, spannenden und auch gemeimnisvollen Inhalt des Buches wieder und eröffnet den Zugang zu dieser anderen Zeit.

„Die Mississippi-Bande. Wie wir mit drei Dollar reich wurden“ von Davide Morosinotto ist ein durchweg gelungener Abenteuerroman, dessen Kernthemen Freundschaft und Zusammenhalt sind und der durch die spannende Handlung einen jungen männlichen Leser direkt anspricht.

Die Geschichte ermöglicht und fordert ein Eintauchen in eine historische Welt: Eine Welt, in der Kinder in einem selbstgebauten Einbaum angeln, in der man für drei Dollar Waffen erwerben kann und Kinder in großer Armut leben. Bevor die Protagonisten im 2. Teil des Buches (ab Seite 100) ihre Reise starten, erhält der Leser Hintergründe zur Waffenbestellung und eine Milieubeschreibung, die ungebübtere Leser zunächst als Lesehürde überwinden müssen. Im weiteren Verlauf steht das Lösen des Rätsels im Mittelpunkt, Spannung und Abenteuer dominieren. Aus diesem Grund eignet sich das Buch besonders für die Privatlektüre; dabei fördert das weitgehende Fehlen von Leerstellen und die Chronologie der Ereignisse den Leseprozess.

Im schulischen Kontext ist „Die Mississippi-Bande“ v.a. für Leseprojekte gut geeignet: Der Einsatz in Lesekisten (z.B. zum Thema Abenteuer oder Freundschaft) oder im Rahmen von Themenwochen ist denkbar. Da die Bande aus drei Jungen und einem Mädchen besteht und ein zentraler Teil der Geschichte aus Julies Sicht dargestellt wird, bietet sich die Lektüre sowohl für Jungen als auch für Mädchen an.