Buchcover Kevin Sands: Der Blackthorn-Code. Band 1: Das Vermächtnis des Alchemisten

Christopher Rowe, ein vierzehnjähriges Waisenkind, lebt beim legendären Londoner Apotheker und...

Rezension von Bartholomäus Figatowski

Jede Menge Rätsel, ein ebenso cleverer wie todesmutiger Held und eine im Geheimen operierende Alchemisten-Sekte, die den König von England stürzen will: Das ist das Szenario des ersten Bandes der „Blackthorn“-Reihe, die im London des 17. Jahrhunderts spielt. Der Leser darf gemeinsam mit der Hauptfigur Christopher die Rätsel entschlüsseln und nimmt so beinahe interaktiv Anteil an der spannenden Handlung.

BuchtitelDer Blackthorn-Code. Band 1: Das Vermächtnis des Alchemisten
AutorKevin Sands
GenreAbenteuer
Lesealter10+
Umfang330
Verlagdtv
ISBN978-3-423-76148-2
Preis15,99
Erscheinungsjahr2016

Christopher Rowe, ein vierzehnjähriges Waisenkind, lebt beim legendären Londoner Apotheker und Alchemisten Benedict Blackthorn. Christopher könnte eigentlich nicht glücklicher sein, denn sein Meister lehrt ihn nicht nur das gängige Apothekerhandwerk, sondern auch die Entzifferung von Geheim-Botschaften und Rätseln. Doch leider sind es unruhige Zeiten im Jahr 1665: Mörder treiben an der Themse ihr Unwesen und fast immer sind es Apotheker, die getötet werden. Obwohl Lord Richard Ashcombe, der Beschützer des Königs, und seine Leute den Verbrechern dicht auf den Fersen sind, fällt auch Blackthorn der Mordserie zum Opfer. Zusammen mit Tom Bailey, einem befreundeten Bäckersjungen, bleibt Christopher nur wenig Zeit, um die von Blackthorn hinterlassenen Geheimcodes zu entschlüsseln und die Mörder zu enttarnen. Dabei gerät Christopher in den Dunstkreis eines mächtigen Geheimbunds um den Alchemisten Oswyn, der eine Verschwörung gegen den Hofstaat von König Charles‘ plant und dazu eine hochexplosive Substanz – das sogenannte ‚Feuer des Erzengels‘ – herstellen will. In letzter Sekunde kommt Christopher Oswyns Plan auf die Schliche und auf einem abgelegenen Friedhofsgelände entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod.

Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.

„Geheimnisse über Geheimnisse. Codes innerhalb von Codes“ (S. 314) – Dieser Abenteuerroman, der im historischen London des 17. Jahrhunderts spielt, ist ausgesprochen spannend! Kevin Sands gelingt es in der unterhaltsamen Geschichte bravourös rätselhafte, actionreiche und humorvolle Handlungselemente zu verbinden, sodass der junge Leser das Buch vermutlich gar nicht aus der Hand legen will. Christopher, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, ist ein sympathischer Protagonist, der in vielen brenzligen Situationen List und alchemistisches Wissen an den Tag legt. Obwohl er ein Waisenkind ist und vielen Lesern diese Lebenslage möglicherweise nicht vertraut ist, eignet sich Christopher dennoch gut als Identifikationsfigur. Sein Freund Tom übernimmt dabei die Rolle des unterstützenden Begleiters. Obwohl  er nur ein „Möchtegerne-Soldat“ (S. 11) ist, vermittelt er Christopher – und damit auch dem Leser – selbst an besonders geheimnisvollen Orten und in gefährlichen Situationen ein Stück Geborgenheit. Außerdem ist Tom immer für einen lustigen Wortwechsel mit Christopher gut, sodass der Humor in der Geschichte nicht zu kurz kommt.

Der „Blackthorn Code“ greift eine ganze Reihe von interessanten Themen auf: Neben dem Kriminalplot, der natürlich sogleich an Arthur Conan Doyles Geschichten um „Sherlock Holmes“ denken lässt, werden durch die Themen Freundschaft und die Alchemie – als eine spannende Geheim- und Grenzwissenschaft – weitere Leseanreize geschaffen. Die Geschichte ist aber auch wegen der Überschneidungen zum Mystery-Genre originell. Denn die Rätsel, die Blackthorn seinem Lehrling hinterlassen hat, sind sehr stimmig mit der Handlung verwoben und werden nur schrittweise gelöst. Zum einen wird der Leser aufgefordert, die Codes gemeinsam mit Christopher zu entschlüsseln und so auf beinahe interaktive Weise Anteil am Handlungsfortschritt zu nehmen. Zum anderen dienen die Rätsel als retardierende Elemente, um den dramatischen Höhepunkt der Handlung, die insgesamt nur wenige Tage umfasst, hinauszuzögern.

Der Roman lässt sich flüssig lesen und trumpft mit einem atemberaubenden, buchstäblich explosiven Showdown auf, bei dem die Verschwörer ihre geballte Ruchlosigkeit an den Tag legen. Für sensible Leser könnten allerdings einige der Kampfdarstellungen womöglich zu einer kleinen Belastungsprobe werden. Andererseits obsiegt Christopher letzten Endes immer dank seiner Cleverness und nicht wegen seiner Kampfkraft.

Kevin Sands „Blackthorn Code“ eignet sich wegen der geradlinigen und packenden Handlung als Privatlektüre für junge Leser, wobei Jungen besonders durch die sympathische Hauptfigur und die Alchemie-Thematik – bei der es auch mal knallt und kracht – zum Lesen angeregt werden. Da am Handlungsende nicht alle Fragen um das ‚Feuer des Erzengels“ und um Christophers Zukunft beantwortet werden, ist anzunehmen, dass viele Leser nach der Lektüre zum Folgeband greifen werden. 

In der Schule sollte der Roman in keinem Leseclub fehlen, und auch Literaturprojekte in der Mittelstufe sind sicherlich möglich, weil sich der „Blackthorn Code“ gut für offene Leseverfahren anbietet: Dank der leseradäquaten Syntax und Lexik und der lebendigen Dialoge kann auch der ungeübte Leser die Handlung erlesen und nachvollziehen. Eine intensive Unterstützung durch die Lehrkraft ist nicht erforderlich.