Rezension von Andreas Seidler
Das Abenteuer wartet vor der Haustür. In Boris Kochs „Die Mondschatzjäger“ begibt sich eine Gruppe von Jungs auf eine sommerliche Schatzsuche in der bayerischen Provinz, die die Leser mit Spannung und Humor bestens unterhält.
Buchtitel | Die Mondschatzjäger |
Autor | Boris Koch |
Genre | Abenteuer |
Lesealter | 8+ |
Umfang | 302 |
Verlag | heyne fliegt |
ISBN | 978-3-453-27046-6 |
Preis | 12,99 |
Erscheinungsjahr | 2016 |
Der zehnjährige Hagen, sein Freund Robbie und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Axel wohnen in einem bayrischen Provinzstädtchen. Während der Sommerferien wird die Jugend des Ortes von dem Gerücht elektrisiert, dass der kürzlich verstorbene „alte Ringler“ seine Reichtümer irgendwo vergraben habe, damit diese nicht seinen ungeliebten Nachkommen in die Hände fallen. Auch Hagen und seine Clique machen sich auf die Suche nach dem Schatz. Dabei haben sie mit der Konkurrenz durch eine andere Kinderbande zu kämpfen und werden in der ländlichen Umgebung in zahlreiche Abenteuer verwickelt. Vorgärten, Heuschober, Fischteiche und verlassene Gehöfte verwandeln sich in ihrer Fantasie in abenteuerliche Orte, an denen sie überall Hinweise auf den Verbleib des versteckten Schatzes zu erkennen glauben. Und am Ende werden sie tatsächlich fündig.
Eine Leseprobe kann auf der Verlagsseite eingesehen werden.
Es ist Sommer, die Sonne brennt über dem fiktiven Städtchen Falkenhofen und die Schule macht Ferien. Der „alte Ringler“, ein vermeintlicher Millionär, ist vor kurzem verstorben und das Gerücht, er habe seine Reichtümer versteckt, damit sie nicht seinen ungeliebten Nachkommen in die Hände fallen, elektrisiert die Jugend des Ortes. Auch der zehnjährige Hagen, sein Freund Robbie und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Axel machen sich auf die Suche nach dem Schatz.
Das Abenteuer beginnt buchstäblich im eigenen Vorgarten und führt die Jungen in die ländliche Umgebung, wo sie in Heuschobern, Fischteichen und verlassenen Gehöften mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen haben. Dazu gehören auch die konkurrierende Kinderbande um den arroganten Lionel und das Mädchen Eleanor, die den Jungen immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Atmosphärisch erinnert die Geschichte an das große Vorbild Mark Twain, auch wenn der Mississippi hier in die bayrische Provinz verlegt wurde.
Kochs Protagonisten besitzen die kindliche Macht, die Welt um sich herum durch ihre Fantasie zu verzaubern. Alles, was den Jungen begegnet, wird ihnen zum Hinweis auf den Verbleib des gesuchten Schatzes. So werden etwa auch die in Holz geschnittenen Initialen von Liebenden von den kindlichen Helden mit viel Aufwand in ihrem Sinne dekodiert. Durch diese angestrengten und überraschenden Deutungsversuche der Jungen erhält die spannende Geschichte auch einen besonderen Witz.
Dieser Witz kommt auch zum Tragen, wenn Hagen während der Schatzsuche immer wieder von seiner besorgten Mutter auf dem Handy angerufen wird und dieser zu ihrer Beruhigung eine möglichst harmlose Situation schildern muss, während die Kinder eigentlich mal wieder tief im Schlamassel stecken. Einfallsreichtum benötigen die Jungen auch, um immer wieder verharmlosende Erklärungen für die Blessuren zu finden, die sich der kleine Axel bei den Abenteuern zuzieht.
Die gesamte Geschichte wird aus der Perspektive von Hagen erzählt, der von den Erwachsenen gelegentlich den Vorwurf hört, zu viel Fantasie zu besitzen. Manche Übertreibungen verraten auch den Lesenden, dass sie es mit einem nicht ganz glaubwürdigen Erzähler zu tun haben. Seine Flunkereien aufzudecken, kann ein zusätzlicher Reiz beim Lesen sein. Spaß macht die Geschichte aber in jedem Fall, egal ob die Unzuverlässigkeit des Erzählers bemerkt wird oder auch nicht.
Spaß machen auch die pädagogisch inkorrekten Versuche der beiden älteren Jungen, den kleinen Bruder immer wieder davon zu überzeugen, dass es an ihm sei, die anstrengenden und schmerzhaften Aufgaben bei der Schatzsuche zu übernehmen. An seinem Ende lädt das stets kurzweilig zu lesende Buch aber auch zu einer ernsthaften Reflexion über Freundschaft und Gerechtigkeit ein.
Bei all diesen Stärken bleibt noch zu erwähnen, dass das Buch mit mehr als 300 Seiten recht umfangreich ist und sich einer durchaus elaborierten Sprache bedient. Für vollständig ungeübte Leser könnte es daher für den Einstieg vielleicht ein „zu dicker Brocken“ sein. Für alle anderen aber ein großes Vergnügen.
Das Buch ist der ideale Lesestoff für solche Kinder, bei denen das Lesen auch längerer Texte nicht mehr mit einer größeren Anstrengung verbunden ist. Es bietet sich an als unterhaltende Lektüre im privaten Bereich oder für freie Lesezeiten bzw. Vielleseprogramme im schulischen Kontext. Als kreative Aufgabe in Verbindung mit der Lektüre könnten Szenen der Handlung illustriert werden, weil das Buch selbst auf Illustrationen beinahe vollständig verzichtet.