Buchcover Erhard Dietl: Die Olchis – Jagd auf das Phantom

In Schmuddelfing herrscht Chaos. Doch dies liegt nicht an den müllliebenden kleinen grünen Wesen mit...

Rezension von Sören Jünemann

Die müffelnden grünen Kreaturen sind zurück. Erhard Dietl nimmt seine junge Leserschaft mit auf eine olchige und vor allem spannende Jagd nach dem Phantom von Schmuddelfing. Spannung, Witz und Lachanfälle sind garantiert. 

BuchtitelDie Olchis - Jagd auf das Phantom
AutorErhard Dietl
GenreHumor & Komik
Lesealter8+
Umfang171
VerlagOetinger
ISBN978-3789133930
Preis12,99
Erscheinungsjahr2015

In Schmuddelfing herrscht Chaos. Doch dies liegt nicht an den müllliebenden kleinen grünen Wesen mit den drei Hörhörnern auf dem Kopf namens Olchis. Die Vorbereitungen zur 700-Jahr-Feier des kleinen Ortes laufen auf Hochtouren. Zusätzlich putzt sich Schmuddelfing noch für den Wettbewerb um das schönste Dorf am See heraus. Es tritt gegen Glanzhausen an. Glanzhausen hat den Wettbewerb das vergangene Mal gewonnen. Dieses Mal möchten die Schmuddelfinger endlich wieder auf dem ersten Platz landen. Hierfür legen sie sich sehr ins Zeug und haben außergewöhnliche Ideen. Überschattet werden die Vorbereitungen von mysteriösen Vorkommnissen: Plötzlich liegt überall im Ort Müll herum oder Dinge im Ort werden zerstört. Hinzu kommt noch das Verschwinden von Professor Brausewein, dem genialen Erfinder, welcher für die Feierlichkeiten und den Wettbewerb dringend benötigt wird. Doch wer steckt hinter den Vorgängen und möchte den Schmuddelfingern ihr Fest und die Teilnahme am Wettbewerb vermiesen? Die Bürger und sogar die Polizei sind ratlos.
Die Olchis lieben aber nicht nur Müll und müffeln ordentlich, sie besitzen auch außergewöhnliche Fähigkeiten. Sie sind schlaue Köpfe und haben sehr gute Augen, mit denen sie in der Nacht sehen können. Ausgestattet mit diesen Fähigkeiten versuchen die Olchis den Vorgängen auf die Spur zu kommen. Und so beginnt die Jagd auf das Phantom.

Den Olchis gefiel das vermüllte Gebüsch naturgemäß ausgezeichnet, und sie fischten sich gleich zwei leckere Pizzaschachteln heraus. „Oh nein! Seht euch das an!“ rief jemand und zeigte auf den Bootssteg. Irgendjemand hatte mehrere Holzplanken abmontiert, und jetzt klafften darauf große, gefährliche Lücken. „Wir müssen sofort ein Schild anbringen, dass man den Steg nicht mehr betreten kann“, sagte Elisabeth zu einem ihrer Angestellten.
Einige Gäste machten Handy-Fotos, vom Müll und dem demolierten Steg.

(S.75)

Der mittlerweile neunte Band der Olchi-Reihe spielt auch dieses Mal wieder im fiktiven Ort Schmuddelfing. Hier leben die ebenfalls fiktiven, grünen Olchis auf der örtlichen Müllkippe. Aufgrund ihrer Vorlieben für Müll und ihrem starken Geruch werden sie nicht von allen Bewohnern des Ortes geliebt. Da sie allerdings wichtig für den Tourismus des Ortes sind, zählen sie zu den Ehrenbürgern der Stadt. Daher dürfen sie natürlich auch nicht bei der 700-Jahr-Feier des Ortes und dem Wettbewerb um den schönsten Ort am See fehlen.

Die Einladung des Bürgermeisters in das Romantikhotel des Ortes finden nicht alle Mitglieder der Olchi-Familie toll, da Sauberkeit, Romantik und Olchi einfach nicht zusammenpassen. Olchi-Mama und die Olchi-Kinder haben hingegen Lust und nehmen die Einladung des Bürgermeisters an. Im Hotel angekommen, sind die Olchis begeistert: sie bekommen ein wirklich olchiges Zimmer. Sie wohnen im Schuppen für die Mülltonnen und werden mit dem besten Müll verpflegt. Also ganz nach dem Geschmack eines Olchis. Olchi-Mama ist sehr entspannt, sie genießt zahlreiche Schlammkuren im Wellness-Bereich, welcher ihr aber wegen der Sauberkeit und des Dufts nach ätherischen Ölen etwas komisch vorkommt. Von dem Abenteuer ihrer Kinder bekommt sie nur wenig mit. Denn die Olchi-Kinder machen sich zusammen mit ihrer Freundin Vicky auf die Jagd nach einem Phantom, welches die 700-Jahr-Feier Schmuddelfings und den Wettbewerb um den schönsten Ort am See sabotieren möchte.

Die Olchis ermöglichen es jungen Lesern, vor allem Jungen im Alter ab 8 Jahren in eine Welt einzutauchen, in welcher hemmungslos gerülpst und gepupst wird, sowie Regeln der Ordentlichkeit eine geringe Bedeutung haben. Gerade der Wettbewerb um den schönsten Ort am See, welchen Schmuddelfing gewinnen möchte und die ordnungsablehnenden Olchis bilden einen Kontrast zwischen Ordnung und Chaos. Dieser führt nahezu durchgängig zu komischen Situationen in der Geschichte. Hierdurch und durch das allgemein komische Verhalten der Olchis ist eine dauerhafte Motivation der Leser möglich. Laute Lacher aus dem Kinderzimmer oder beim Vorlesen sind garantiert. Hierzu tragen zusätzlich noch die zahlreichen Wortneuschöpfungen wie „Läusefurz“, „Krötenfurz“ oder „ranzige Schlammlappen“ bei, welche selbst erwachsenen Lesern mehr als ein Schmunzeln entlocken. Dietls Humor ist durchgängig kindgerecht, sodass kein Elternteil Sorge um seine Kinder haben muss. Trotz aller Komik kommt auch die Spannung nicht zu kurz: während ihrer Jagd auf das Phantom durchleben die Olchis zusammen mit Vicky zahlreiche spannende Situationen, in denen die außergewöhnlichen und übermenschlichen Fähigkeiten der Olchis besonders hilfreich sind. Nebenbei werden, aufgrund der etwas verworrenen Weltsicht der Olchis, noch Dinge aufgezeigt, welche in der heutigen Gesellschaft besser laufen könnten. Eine Art Gesellschaftskritik also.

Da viele Kapitel in einer spannenden Situation enden, wird die Motivation zum Weiterlesen noch verstärkt. Die Abenteuer der Olchis erstrecken sich in „Jagd auf das Phantom“ über 175 Seiten, welche in 29 kurze Kapitel gegliedert sind, so dass auch junge Leser nicht überfordert werden. Außerdem besitzt die Geschichte zahlreiche liebevoll gestaltete Zeichnungen, welche wichtige Inhalte eines Kapitels nochmals illustriert darstellen und zum Schmunzeln führen. Auch das Buchcover ist sehr liebevoll und detailliert gestaltet und dem Alter der Leserschaft angemessen. Ebenso verhält es sich mit der Schriftgröße, der Schriftart, den kurzen Haupt- und Nebensätze sowie dem Sprachstil des auktorialen Erzählers. Dennoch verwendet der Autor auch einige wenige Wörter, welche sicherlich nicht unbedingt zum Standard-Wortschatz von Grundschülern gehören u.a. „ayurvedische Kopfmassage“.

Insgesamt ist auch das neunte Olchi-Buch wieder ein spannendes und vor allem humorvolles Kinderbuch, welches besonders aufgrund des lustigen und gesellschaftsfremden Verhaltens der Hauptfiguren für Spaß beim Lesen und Weiterlesen sorgt. Vor allem Jungen, die sich nach Abenteuer und einer Reise in eine Welt mit weniger Regeln sehnen, finden in diesem Buch die richtige Unterhaltung.