Buchcover Tobias Elsäßer: Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit

Linus stammt aus einer Erfinder-Familie. Das Talent seiner Eltern hat er jedoch nicht geerbt. Ganz...

Rezension von Mareike Rabe

Alle Mann Platz nehmen in der fliegenden Karre mit Kuhdung-Antrieb und eingebautem Fallschirm! Tobias Elsäßer nimmt uns mit auf die spannende Reise in das verrückte Leben des Linus Lindbergh.

BuchtitelLinus Lindbergh und der Riss in der Zeit
AutorTobias Elsäßer
GenreAbenteuer
Lesealter8+
Umfang217
VerlagFischer
Preis7,99
Erscheinungsjahr2012

Linus stammt aus einer Erfinder-Familie. Das Talent seiner Eltern hat er jedoch nicht geerbt. Ganz im Gegenteil – die Schule fällt ihm manchmal schwer. Überhaupt fühlt er sich manchmal fehl am Platz. Wie besonders sein Leben ist, das kann er niemandem verraten. Bis zu dem Moment in dem er und seine mutige Begleiterin sich unfreiwillig auf die Suche nach Linus‘ verschwundenem Erfinder-Vater machen. Dabei geraten sie in die Hände eines geheimen Erfinder-Zirkles, der sie auf Herz und Nieren prüft.

Professor Dagendorf schmunzelte. „Wirklich mutig, das Mädchen. Wirklich mutig. Vergrößern Sie noch mal die Grafik von Linus‘ Vater.“ Er zögerte, dann atmete er erleichtert durch. „Sie haben tatsächlich dieselbe Art zu denken, er und sein Vater. Und der Junge kann sich erinnern. Wer weiß, was er noch alles gesehen hat. Sobald wir ihn im Boot haben, werden wir sein Unterbewusstsein durchleuchten. Vielleicht hat er gesehen, wo sein Vater den Wandler für das Spiel versteckt hat.“
Er blickte der Frau vor dem Bildschirm direkt in die Augen und schmunzelte: „Chin! Versuchen Sie es wenigstens mal mit einem kleinen Lächeln, damit ich etwas Menschliches an Ihnen entdecke.“
Chin reagierte nicht. Sie starrte auf den Bildschirm. „Sind Sie wirklich sicher mit dem Schwierigkeitsgrad? So weit sind wir noch nie gegangen.“
„Machen Sie einfach, was ich Ihnen sage.“ Dagendorf stand auf und blickte in den Glaskasten vor ihm.

(S. 154-155)

„Wenn er jetzt keinen perfekten Kreis zeichnete, wäre alles nur Zufall gewesen und er wieder nur ein ganz gewöhnlicher Junge.“ Linus Lindbergh hat ein besonderes Talent. Kein Wunder, bei den Eltern! Nicht nur seine Mutter, nein, auch Linus Vater ist ein leidenschaftlicher Tüftler. Nur wer könnte ahnen, dass die Genialität der Erfinder-Familie mit der Zeit zu einem schweren Verhängnis wird.

Der kluge Kopf Linus und seine draufgängerischen Begleiterin begeben sich auf die spannende und nicht ganz ungefährliche Suche nach Linus‘ verschwundenem Vater. Und Tobias Elsäßer sorgt dafür, dass sich die Leser zwischen ab neun Jahren Jahren bereitwillig und voller Neugier mit auf die abenteuerliche Reise begeben. Die Charakterisierungen der Hauptfiguren wird (wie so häufig in Jugend- und Kinderromanen) entgegen der gängigen Geschlechter-Klischees gezeichnet: der schüchterne, sich häufig fehl am Platz fühlende Linus gerät mit seiner draufgängerisch und sorglos-mutigen Begleiterin in die Hände einer geheimen Organisation. Dabei bleibt Linus nicht in der Rolle des blassen Jungen stecken. Mit jedem Satz und jeder Seite eröffnet sich dem Leser die Welt des Linus Lindbergh ein Stückchen mehr, bis ihm endlich klar wird: Linus ist ziemlich cool. Und sein Leben echt verrückt. Nur weiß das keiner. Zumindest keiner, der nicht in seine Welt eintauchen darf. Lohnenswert wäre es allemal – nicht nur (aber besonders) für Jungs.

Begleitet wird die abenteuerliche Geschichte von sympathischen Nebenfiguren. Allen voran: Majus. Der überfürsorgliche Haushaltsroboter hat sich durch seine mütterliche Art schon längst als Familienmitglied etabliert hat. Seine Tendenz zur Gefühlsduselei und die Vorliebe für Hawaii-Hemden verpassen der Geschichte immer wieder den nötigen Witz.
Eine gewisse sprachliche Aufgeschlossenheit sollten die jungen Leser für dieses Buch jedoch mitbringen, damit gelegentliche Erfinder-Begriffe wie „Hypnose-Kaleidograf“, „Traum-Scanner“ oder „Gedankenarchitektin“ die Leselust nicht verringern.  

Insgesamt ist Tobias Elsäßer mit „Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit“ ein lesenswerter Auftakt der Trilogie „Linus Lindbergh“ gelungen.