Buchcover Bernd Flessner: Team Triton. Kampf der Giganten

Jeff, Til und Yolande leben auf einer riesigen mobilen Forschungsstation, die unter Wasser die...

Rezension von Thorsten Hadeler

Konkurrenz ist eine gute Sache, so lange sie zu mehr Leistung anstachelt. Aber wenn es gefährlich wird, müssen Rivalitäten zur Seite geschoben werden. Dann ist Teamarbeit angesagt - so wie beim Team Triton, das in der Tiefsee in den Kampf zwischen einem Pottwal und einem Riesenkalmar gerät. 

BuchtitelTeam Triton: Kampf der Giganten
AutorBernd Flessner
GenreAbenteuer
Lesealter8+
Umfang143
Edition2014 (1. Auflage)
VerlagThienemann
ISBN9783522183413
Preis8,99
Erscheinungsjahr2014

Jeff, Til und Yolande leben auf einer riesigen mobilen Forschungsstation, die unter Wasser die Weltmeere erforscht. Ihre Eltern sind Wissenschaftler, die ihre Kinder während der langen Reisen nicht alleine zu Hause lassen wollen und sie deshalb mitgenommen haben. Natürlich müssen die Kinder auf der Station auch zur Schule gehen und für die Projektaufgaben, die sie für den Unterricht bearbeiten sollen, müssen die drei immer wieder auch mal mit ihrem Mini-U-Boot "Manta" Ausflüge ins Meer unternehmen. Dabei konkurrieren die drei "Gelben", wie sich nennen, mit einer anderen Dreiergruppe von Schülern: Carl, Susan und Lilian, den "Blauen", oder "Blaublöden", wie Jeff, Til und Yolande die drei arroganten Mitschüler gerne heimlich nennen. Doch eines Tages finden sich die Gelben bei einem Außeneinsatz mit der Manta plötzlich in großer Gefahr wieder, weil sie mitten in den Kampf zwischen einem Pottwal und einem Riesenkalmar geraten. Nur die Blauen sind in der Nähe und könnten das Leben der drei Gelben retten.

"Vorsicht!", schrie Til unvermittelt auf und stützte sich mit beiden Händen an der Haube ab. Statt ins Tiefblaue fuhren sie nämlich direkt auf eine mächtige Schwanzflosse zu.

Yolande reagierte blitzschnell, lenkte die Manta nach unten und konnte einen Zusammenprall in letzter Sekunde verhindern. Das Boot schaukelte heftig, blieb aber auf Kurs. Rechts neben ihnen schoss plötzlich ein roter Tentakel in die Höhe.

Wieder reagierte Yolande blitzschnell, nur um wieder direkt auf den Pottwal zuzuhalten.

"Seht euch das an! Der hat die Flossen von dem Tintenfisch im Maul!", raunte Til.

Jeff vergaß seinen Magen und seine Angst und drückte auf den Auslöser.

Ein weiteres Mal wollte er diese Chance nicht verpassen.

Wieder schossen Tentakel dicht an ihnen vorbei. Yolande drückte das Boot nach unten und fuhr einen Slalom um die Fangarme herum. Til sah, wie sich der Riesentintenfisch aus dem Maul des Wals befreite und zum Gegenangriff überging. Er packte den Unterkiefer des Meeressäugers und umfasste den klobigen Kopf. Der Wal konnte sein Maul nicht mehr öffnen.

"Wahnsinn!", staunte Jeff.

Der Wal schlug jetzt mit seiner Schwanzflosse, um seinen Gegner abzuschütteln. Ohne Erfolg. Dafür ließ er die Manta wieder Achterbahn fahren.

Wenn Erwachsene Jungs beim Fußballspielen zusehen oder beobachten, wie Kinder über die Ergebnisse der letzten Mathearbeit diskutieren, könnte man meinen, Konkurrenz sei ihr halbes Leben.  Da stellt sich manchmal die Frage: Wo hört die fruchtbringende Rivalität auf und wo fängt die ernsthafte Feindschaft, bei der zuweilen auch ungewünschte Konsequenzen zu befürchten sind, an. Wie bringe ich meinem Kind bei, wo Schluss zu sein hat und welche Grenze nicht überschritten werden sollte.

In "Kampf der Giganten" können sich die "Gelben" Jeff, Til und Yolande sowie die "Blauen" Carl, Susan und Lilian überhaupt nicht ausstehen. Die Fronten sind für den Leser von Anfang an klar, denn die Gelben, insbesondere Jeff, sind die Protagonisten der Geschichte und die Blauen werden als sehr unfreundlich und eingebildet dargestellt. Die beiden Teams versuchen alles, um sich bei den Aufgaben, die ihnen im Unterricht auf der Triton gestellt werden, gegenseitig auszustechen und die meisten Punkte einzuheimsen. Und es geht auch nicht immer ganz fair zu, wenn insbesondere die Blauen mal wieder die Ellenbogen ausfahren.

So fühlt man sich als Leser in seinen Urteilen über die Figuren und über den Verlauf der Geschichte während der Lektüre lange Zeit wohl und hat keinen Grund, daran zu zweifeln – die Blauen sind wirklich die "Blaublöden", wie Jeff, Til und Yolande sie heimlich immer wieder nennen. Bis zu dem Moment, in dem die Gelben bei einer Tauchfahrt mit ihrem Mini-U-Boot in ernsthafte Gefahr geraten und die Blauen ihnen ohne zu zögern zur Hilfe kommen. So entwickelt Bernd Flessner aus dieser Geschichte sehr geschickt eine schöne Lektion darüber, dass Konkurrenz dann aufzuhören hat, wenn jemand zu Schaden kommen könnte.

Flessner führt die Erkenntnis sogar noch ein Stück weiter: Wenig später gerät die ganze Unterwasserstation in Gefahr und diese kann nur abgewendet werde, wenn die Gelben und die Blauen zusammen an einer Lösung arbeiten, was den sechs Kindern auch anstandslos gelingt. Rivalität und mangelnde Sympathie werden für den Augenblick beiseitegeschoben. Hinterher jedoch ist alles so wie vorher.

Klingt nach langweiligem Lehrstück? Ganz und gar nicht! Die Gefahren, in denen die Kinder ihre Charakterstärke beweisen müssen, geschehen nicht irgendwo weit weg am Horizont, sondern die Gelben und die Blauen stecken mittendrin. Bernd Flessner ist ein hervorragender Erzähler von Abenteuergeschichten und lässt seine Leser wirklich mitfiebern. Leider sind in der Team-Triton-Reihe bisher erst drei Bände erschienen, der letzte 2014. Es wäre schade, wenn Flessner oder der Verlag es dabei belassen wollten. Denn Flessner schreibt Abenteuergeschichten, wie Jungs sie lieben: spannend, exotisch und mit hohem Suchtfaktor.

Als Tüpfelchen auf dem i sind den Bänden am Schluss auch noch je acht vierfarbige Seiten beigegeben, die im Stil eines populären Wissensmagazins für Kinder die wissenschaftlichen Themen der Bände aufbereiten, im vorliegenden Band den "Schauplatz Unterwasserwelt". So kann der junge Leser sein Wissen über Seesterne, Korallen, Pottwale, Riesenkalarme  und Qualleneis vertiefen. Hier merkt man, dass Flessner auch ein vielgelesener Sachbuchautor ist, der z.B. schon Bände in der beliebten "Was-ist-was"-Reihe verfasst hat.

„Kampf der Giganten“ ist für Jungen ab 8 Jahren ein sehr geeignetes Buch für die private Lektüre und auch für freie Leseformate in der Schule. Die schnelle und einfache Handlung voller Action und Spannung kann bei ungeübten Lesern Lesemotivation erzeugen - oder das Bedürfnis, sich die Geschichte vorlesen zu lassen.

Da es sich um eine Buch-Reihe handelt, ist ein möglicher Anreiz für weitere unterhaltsame Leseerlebnisse gegeben.

Im Unterricht könnte der naturwissenschaftlich Hintergrund der Bände der Triton-Reihe genutzt werden, um in Gruppen jeweils einen Band der Reihe zu lesen und die darin beschriebenen Sachthemen (im ersten Band: "Leben in der Tiefsee") zu erarbeiten. Die Ergebnisse und auch die Bücher könnten anschließend in Referaten vorgestellt werden.